39 - Wunden / Yaralar

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Ich stand im Türrahmen und sah mir ein letztes Mal mein Zimmer an

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Ich stand im Türrahmen und sah mir ein letztes Mal mein Zimmer an. All meine Sachen waren bereits gepackt und in der neuen Wohnung, in die ich heute ziehen würde. Ich hatte mich tatsächlich für den Studienplatz in Mainz entschieden und die letzten 3 Monate hatte ich damit verbracht wir eine Wohnung zu suchen und sie langsam einzurichten, damit ich später nicht in Stress geraten würde. Den Sommer über hatte ich mir einen Kellner Job gesucht und viel gearbeitet um mir etwas Geld anzusparen, um nicht immer auf meinen Bruder angewiesen zu sein. Cemil war oft her gekommen, damit wir uns sehen konnten und das letzte Mal hatte er sogar meinen Bruder kennen gelernt. Trotz meiner Sorgen was das Kennenlernen der beiden betraf, verstanden sie sich überraschenderweise sehr gut. Mein Bruder war sogar sehr froh, dass ich in Mainz studieren würde, da er darauf vertraute, dass Cemil auf mich aufpassen würde wenn er es nicht mehr kann. Ich konnte immer noch nicht realisieren, dass heute wahrscheinlich ein Wendepunkt in meinem Leben war. Ich lies mein altes Leben in Köln zurück und würde in Mainz ein Neues anfangen. Mein Studium, Cemil und zu meiner Überraschung sogar Zeynep. Sie hatte sich eigentlich für die Uni in Duisburg entschieden, jedoch vor ein paar Wochen ihre Meinung geändert und hatte sich meinem Plan angeschlossen. Das bedeutete, dass wir an derselben Universität studieren würden und uns außerdem einen großen Traum erfüllen konnten : das Zusammenziehen. Wir hatten eine schöne 3 Zimmer Wohnung in der Mainzer Innenstadt gefunden und sie fertig eingerichtet, doch jetzt hieß es erstmal Abschied nehmen.

"Ich bin soweit Abi" sagte ich, als ich die Treppen runter ins Wohnzimmer stieg.

"Ich werde dich so vermissen" antwortete er traurig und umarmte mich wieder, das tat er in den letzten Tagen sehr oft, doch es machte mir nichts aus, denn mir ging es genau so. Es war schwer mich von ihm zu trennen. Mein Bruder und ich hatten seit klein auf eine sehr gute Beziehung zueinander, doch nach dem Tod unserer Eltern wurde diese noch intensiver und jetzt auszuziehen machte uns beide sehr emotional.

"Ich werde dich auch vermissen Abi" gestand ich "Aber ich bin doch nicht aus der Welt! Ich komme dich besuchen und du und Deniz Abla könnt uns besuchen kommen"

Er nickte "Und wie wir das machen werden"

"Abi ich wollte dir doch etwas sagen" fing ich an und er sah mich fragend an "Bald ist ja eure Hochzeit und ich habe mitbekommen, wie du nach Häusern suchst. Ich will dass Deniz Abla und du dieses Haus bekommt"

Er sah mich mit großen Augen an "Canim dieses Haus gehört dir und mir! Ich finde ein anderes Haus für Deniz und mich"

Doch ich schüttelte den Kopf "Abicim ich will es aber so lütfen israr etme!" (Bitte wiedersprich mir nicht).

Ich erklärte ihm, dass ich schon länger darüber nachgedacht habe und ich es für das Richtige halte. Ich würde nach Mainz ziehen und mein Bruder suchte nach einem anderen Haus, obwohl hier doch eins fertig stand, was dann auch noch leer stehen würde wenn die beiden wo anders hinziehen würden und das ergab keinen Sinn. Ich würde mich für die beiden freuen, wenn sie in diesem Haus wohnen würden und Deniz Abla würde es auch freuen, da ihre Familie auch gleich in der Nähe war. Nach einer kurzen Diskussion verstand Erdem Abi meinen Standpunkt.

"Du weißt, dass du die beste Schwester auf der Welt bist, oder?" fragte er und lächelte mich an, bevor er mich wieder in seine Arme zog.

"Ja ich weiß" gab ich arrogant zurück und wir lachten. Wir gingen raus, wo Zeynep bereits mit ihrer Familie versammelt vor meinem Auto stand. Wir hatten noch einige Kleinigkeiten, die wir vergessen hatten in die Wohnung zu bringen, ins Auto gebracht. Nach einem langen tränenvollen Abschied, saßen Zeynep und ich nun alleine im Auto und ich fuhr auf die Autobahn in Richtung Mainz.

"Die tun so als würden wir in die Türkei ziehen" lachte Zeynep und ich stimmte ihr zu.

"Du bist für die Musik verantwortlich Canim" ich hielt ihr mein AUX Kabel hin und gleich darauf, lief auch schon Zeyneps Deutsch Rap Playlist zu der wir lauthals mit sungen. Nach einer Stunde hielten wir an der Autobahn kurz an einer Tankstelle um uns Kaffee zu holen. Mit brühend heißem Kaffee in der Hand liefen wir zurück zum Auto.

"Wie geht es Gökhan?" fragte ich während ich ausparkte.

Sie zuckte mit den Schultern "Er ist immer noch nicht begeistert, dass ich weg ziehe"

"Ihr kriegt das hin Canim, so weit weg ist es doch gar nicht und die Entfernung macht euch noch stärker vertrau mir" sagte ich und sah sie aufmunternd an.

"Ich sehe es genau so, doch er versteht es nicht, egal wie sehr ich es erkläre"

"Er soll mal positiv denken!" fing ich an "Okay ja du bist ab jetzt weiter weg als vorher, aber er vergisst glaube ich, dass wir jetzt eine eigene Wohnung haben"

Sie sah mich fragend an und verstand nach meinem frechen Grinsen worauf ich hinaus wollte.

"Pislik" (Dreckige) lachte sie und schlug mir leicht auf die Schulter.

"Ist doch die Wahrheit" lachte ich "Ich lass euch so oft alleine wie ihr wollt, wenn er dich besuchen kommt"

"Jaja du willst doch nur zu Cemil" lachte sie und ich musste lächeln.

"Es ist schon komisch. Nach monatelanger Fernbeziehung werden wir ab jetzt in derselben Stadt wohnen" bemerkte ich und fragte mich wie es wohl sein würde, ihn immer sehen zu können wann ich will.

"Habt ihr verdient" lächelte Zeynep "Ich freue mich einfach voll für euch Canim"

Nach einer weiteren Stunde kamen wir schließlich in Mainz an. Da wir in den letzten Wochen oft wegen der Wohnung hergefahren sind, kannte ich den Weg mittlerweile gut und brauchte auch kein Navi mehr. Kaum standen wir in der Wohnung und schlossen die Tür hinter uns grinsten wir uns an und schrien los.

"Wir haben uns einfach unseren Kindheitstraum erfüllt!" schrie Zeynep und ich konnte es selbst gar nicht fassen. Jeder redet mit seiner besten Freundin darüber, wie es wäre irgendwann zusammen zu ziehen doch wir hatten es tatsächlich geschafft. Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich zeigte Zeynep meinen Bildschirm, damit sie sah, dass Cemil anrief.

"Er hat einfach gespürt, dass du da bist" lachte Zeynep und ich schubste sie weg und ging ans Telefon.

"Hallo Askim" begrüßte ich ihn und auch wenn er noch nichts gesagt hatte, zu wissen dass ich mit ihm sprach veränderte augenblicklich mein Laune und meine Stimme.

"Hosgeldin Güzelim" (Wilkommen meine Schöne) antwortete er und ich musste lachen.

"Hosbuldum aber woher weißt du, dass ich schon da bin?"

"Meine Freundin ist eine Mainzerin geworden, sowas spüre ich" lachte er "Übrigens musst du das Parken nochmal bisschen üben Canim"

"Hä woher weißt du-" fing ich an und trat an das Wohnzimmerfentser, welches zur Straße zeigte. Mit einem Blick dadurch sah ich wie Cemil an meinem Auto lehnte und zu mir hoch lächelte. Ich lächelte zurück, legte auf und lief kurz darauf auch schon die Treppen runter. Er breitete schon seine Arme aus und ich fiel ihm um den Hals während der mich in seinen Armen festhielt und mich hochhub. Ich zog seinen Duft ein und fühlte mich sofort Zuhause, das war ein Gefühl, dass mehr als süchtig machte.

"Du Stalker" lachte ich sobald er mich loslies.

"Ich habe Tagelang vor deiner Haustür geschlafen und im Regen auf deine Ankunft gewartet" Er wischte sich eine nicht vorhandene Trände von der Wange und grinste mich dann an.

"Würdest du sowas denn für mich tun?" fragte ich lächelnd und er sah mir tief in die Augen.

"Güzelim halen anlamadin mi senin icin herseyi yaparim ben" (Meine Schöne hast du es immer noch nicht verstanden für dich würde ich alles tun"

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- 1373 Wörter

> C.

Wunden / YaralarWhere stories live. Discover now