12 - Wunden / Yaralar

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Kaum war ich aus dem Blumenladen raus schienen meine Beine mit jedem Schritt den ich lief schwerer zu werden, als würden sie nicht weiter laufen wollen

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Kaum war ich aus dem Blumenladen raus schienen meine Beine mit jedem Schritt den ich lief schwerer zu werden, als würden sie nicht weiter laufen wollen. Als würden sie wissen wohin es geht und mich aufhalten wollen. Am großen Eingangstor, dass die normale Welt von der Welt der Toten trennte blieb ich kurz stehen und atmete tief durch, bevor ich weiter lief. Ich weiß nicht wieso, aber jedes Mal wenn ich den Friedhof betrat, überkam ich eine gewisse Ruhe. Als könnte ich die Seren, die ich für die Außenwelt war vor dem Tor stehen lassen und mich hier ausschließlich auf mein Inneres konzentrieren und meine innere Stimme hören, ohne Gerräusche der Außenwelt.

Am Grab meiner Eltern angekommen legte ich die weißen Rosen die ich geholt hatte auf der kalten Erde nieder und sah lange Zeit stumm ihre Grabsteine an. Ihre Namen eingraviert in die Steine sahen so Fehl am Platz aus, so falsch. Es war schon komisch, ich hatte nie richtig über den Tod meiner Eltern nachgedacht, als sie noch lebten. Für mich war es immer etwas so weit entferntes gewesen. Ich hätte gedacht ich wäre älter wenn der Tag kommen würde, wahrscheinlich schon verheiratet und mit Kindern. Ich hätte gedacht meine Eltern würden zusammen alt und grau werden und sehr lange Zeit immer für mich da sein. Ich wünschte sie hätten mich beim Erwachsen werden sehen können. Ich war zu jung um meine Eltern für immer verloren zu haben.

"Keske yanimda olabilseniz simdi, keske okuldan eve geldigimde beni bekleseniz, keske sabah uyandigimda kahvalti masasinda oturup bana uzun uyudugum icin kizsan Anne, keske yine arabada beraber sarki söylesek, beraber gülsek" (Ich wünschte ihr wärt gerade bei mir, ich wünschte ich wärt wie immer Zuhause wenn ich von der Schule Nachhause komme, ich wünschte du würdest wie immer am Frühstückstisch sitzen und mit mir schimpfen, dass ich zu lange geschlafen habe Mama. Ich wünschte wir würden wieder zusammen Lieder im Auto singen und zusammen lachen)

Ich schluchzte und lies meinen Tränen, die meine Wangen nässten freien Lauf. Jedes Mal wenn ich an Ihrem Grab stand und weinte, hatte ich das Gefühl, als würden sie mich dabe beobachten, als würden sie über mich wachen und ich wünschte mir so sehr, dass es tatsächlich so war.

"Baba biliyormusun birisiyle tanisdim, asik oldum. Ismi Aziz" kurz musste ich Lächeln "Simdi yasanan bunu asla sana anlatmazdim simdi. Kizarmiydin? Mutlu mu olurdun? Keske yasasan ama kizsan bana. Anne keske yasasan seninle konusabilsem. Size cok ihtiyacim var!" (Papa weißt du ich habe jemanden kennen gelernt, ich habe mich verliebt. Sein Name ist Aziz. Wenn du jetzt am Leben wärst, würde ich dir das warhscheinlich gar nicht erzählen. Wärst du sauer? Würdest du dich freuen? Ich wünschte du wärst am Leben und würdest mit mir schimpfen. Mama ich wünschte du wärst am Leben und ich könnte mit dir redden. Ich brauche euch einfach so sehr!)

Ich blieb noch eine Weile dort und redete mit meinen Eltern. Eher gesagt redete ich und erzählte ihnen alles was seit meinem letzten Besuch hier vorgefallen war. Es tat gut zu erzählen, auch wenn ich theoretisch mit mir selbst redete. Ich spürte wie mein Handy vibrierte und wischte meine Tränen weg, als ich sah dass Aziz mich anrief.

Wunden / YaralarWhere stories live. Discover now