Ins Verderben

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Draco Pov

Heute würde ich mich mehr oder weniger umbringen- beziehungsweise meinem Vater von der Beziehung zwischen Harry und mir erzählen.

Ich stelle mich mit etwas Abstand vor ihm, meine Hand in der Nähe meines Zauberstabs. Vorsicht ist besser als Nachsicht. ,,Vater?" Meine Stimme klingt ruhig, aber mein Herz hämmert gegen meine Brust. Ich bin zwar oft die Situation im Kopf durchgegangen, habe mich sogar vor den Spiegel gestellt und jeden möglichen Gesprächsverlauf geübt, um jetzt weiche Knie zu haben.
"Ja, Draco?" Er sieht von seinem Buch auf, schaut mich erwartungsvoll an.
"Ähm, könnte ich dir meinen Freund vorstellen?" frage ich zögerlich.
"Deinen Freund..." murmelt mein Vater leise und sieht mich streng an.
"Natürlich." sagt der Blonde schlussendlich, aber trotzdem scharf. Ich nicke kaum merklich zu meinem Inneren. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Ich gehe schnellen Schrittes aus der Bibliothek, vor welcher mein Freund steht, der geduldig wartet.
"Komm..." flüstere ich und gebe Harry einen flüchtigen Kuss. Ich weiß nicht, wen ich damit beruhigen wollte.

Wir betreten die Bibliothek. Als mein Vater Harry sieht, weiten sich die Augen. Wir setzten uns auf ein Sofa, was genug Distanz zwischen meinen Vater und Harry bringt.
"Guten Tag, Mister Malfoy." begrüßt Harry meinen Vater, der etwas wegen der Freundlichkeit mehrmals perplex zu Blinzeln beginnt.

"Hallo, Mister Potter." erwidert mein Vater aber genauso freundlich, als er aufsteht. Ich hasse es. Ich hasse meinen Erzeuger für seine Unberechenheit.
"Du bist also der Freund meines Sohnes." haucht der grauäugie, während er langsam um Harry rumgeht, wobei er ihn von oben bis unten mustert wie ein Raubtier.
"Seit wann geht das schon?" fragt er
dann, als er sich wieder setzt.
"Seit dem dritten Jahr." nuschel ich in meinen Pulli.
"Hab ich dir nicht beigebracht, wie du zu sprechen und dass du die Person anzusehen hast?" Der Schlangenkopf der an dem Zauberstab des Älteren dran ist, drückt meinen Kopf hoch.
"Seit dem dritten Schuljahr in Hogwarts, Vater." sage ich deutlich und schaue ihm geradewegs in die Augen.
Zufrieden nimmt er seinen Gehstock weg und setzt sich wieder auf das Sofa.
"Naja, wir reden nach dem Essen über deinen Geschmack. Mister Potter, möchten Sie zum Essen bleiben?"
"Gerne." lächelt antwortet der Schwarzhqqrige. Der Gryffindor scheint erleichtert, dass mein Vater uns aktzeptiert. Ich wiederum bin eher misstrauisch, denn mein Vater ist mit der homophobste Typ, den ich kenne.

<=Nach den Abendessen=>

"Dray, kann ich heute bei dir schlafen? Ich bin müde." gähnt Harry. "Ich gehe meine Eltern fragen." erwidere ich ebenfalls, unterdrücke dabei ein Gähnen.
Ich gehe zu meinen Eltern, die es nach etwas Überlegen tatsächlich erlauben. Bei der Einverständnis meiner Mutter habe ich nicht gezweifelt. Wir haben uns einen Tag vorher geoutet, beovor wir dann mit meinem Vater geredet haben. Ich dachte, er sei härter zu knacken.

Als ich zurück in meinem Zimmer bin, liegt Harry in meinem Bett und schläft bereits. Ich lege mich zu ihm, denn ich bin ebenfalls sehr müde.

<==>

Ein Schrei. Ich schrecke hoch. Es war mein eigener. Denn fürchterliche Schmerzen haben meinen Körper durchzuckt.
Ich bin umzingelt von Todessern, darunter auch meine Eltern.
"Ah, Draco, wie ich sehe, bist du durch meinen Crutiatus erwacht." grinst mir eine Stimme in mein Ohr. Unwillkürlich zucke ich erneut zusammen. Diese kalte Stimme kenne ich. Ich kann mit denken was passiert ist, trotzdessen frage ich nach. Hoffentlich bestätigt der dunkle Lord es nicht.

"Was ist passiert?" frage ich also und meide es, in die Augen von dem selbsternannten Lord zu schauen.
"Harry Potter liegt im Kerker. Du hast ihn in sein Verderben geführt." antwortet dieser. Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Ich habe ihn- oh, mein Vater. Er muss uns verraten haben! Wie konnte ich nur so dumm sein? Warum habe ich es nicht sein lassen?

Er ist dein Vater, Draco. Du liebst ihn, auch wenn du sagst, dass es nicht so ist. Du hast ihm vertraut.

Ich spüre, wie der dunkle Lord in meinen Kopf eindringen will, aber da ich Okklumentik gut beherrsche, kann er es nicht. Sev hat mich damals unterrichtet darin, und da ich von Geburt auf gelehrt wurde, meine Gefühle zu kontrollieren, habe ich es schnell geschafft, es zu erlernen. Schnell produziere ich ein Bild in meinen Kopf, in welchem ich meinen Freund misshandel. Es tut weh, es zu sehen, obwohl es nicht echt ist.
Ich lasse das Schlangengesicht in meinen Kopf eindringen, die Angst in Stolz zu verwandeln.
"Hm, verstehe." flüstert der Dunkle Lord und zerrt mich ruckartig auf die Füße. 
"Du hast einen Wunsch frei." sagt er nun. ,,Die Idee, ihn unter solch einem Vorwand hierhin zu bekommen, war gut, muss ich sagen. Nur, so sage mir, warum hast du deinen Vater belogen?" Mit dem Szenario in meinen Kopf muss ich ihn echt überzeugt haben.
,,Es sollte eine Überraschung werden, mein Lord." Hört er die Unsicherheit?

Mein Vater schaut entschuldigend zu mir, als ich ihn mit gesunkenem Kopf anschaue, da ich noch immer zum dunklen Lord gewendet bin.
Ich sehe Sev neben meinem Vater. Ein kleines Lächeln stiehlt sich über meine Lippen.
Sev hat mir erzählt, dass der dunkle Lord Harry töten muss, damit wir irgendwann eine Chance gegen ihn haben. Doch sobald das Seelenfragment von Voldemort in Harry zerstört ist, kann er weiter leben, weil ja nur das Seelenfragment zerstört wurde, nicht Harry selbst.

"Töte Potter." sage ich monoton. Die zwei Wörter tun weh, aber es muss so sein. Sobald er sein Seelenfragment zerstört hat, renne ich mit Harry weg. Ja, das klingt riskant, aber was sein muss, muss sein.
"Noch heute, und ich will dabei sein" füge ich an und gehe langsam zu Sev, der wohl meinen Gedankengang bemerkt zu haben scheint, denn er lächelt ebenfalls. Und das ehrlich. Solch ein Lächeln konnte mein Vater sich mir gegenüber nie abringen.

"Du kannst solz auf ihn sein, Lucius." grinst der Lord und schickt zwei Todesser los, die Harry holen sollen.

"Mach dich bereit, nimm die Hand deiner Eltern." flüstert mein Pate mir ins Ohr, während er mir eine Hand auf meine Schulter legt.
"Ich bin immer noch ein Malf-" zische ich, aber unterbreche mich, als die zwei Todesser mit Harry kommen. Die Todesser haben sich jeweils einen Arm von Harry geschnappt.

Sie schmeißen ihn in die Mitte, er schaut hilfesuchend und enttäuscht zu mir, sodass mein Herz zu ziehen beginnt.
"Sterbe, Harry Potter." lacht die Schlangenfresse und hebt den Zauberstab.
"Letzte Worte?" fragt er. Das Grinsen wird breiter.
"Ich habe dir vertraut." sagt Harry, der in der Mitte kniet, an mich gerichtet.
Ich versuche vergeblich den Klos in meinem Hals runter zu schlucken.

"Zieh deine Eltern mit." flüstert Sev. Der Griff an meiner Schulter ist schmerzhaft.
"Ich liebe dich." flüstert Harry, und sinkt mit dem Kopf auf die Knie, wobei er sehr unterlegen aussieht.
,,Wie theatralisch. Ein Gefühl von Schnatzen in meinem Bauch, von all der Liebe. Wobei, es ist doch eher die Übelkeit." Das hämische Lachen erfüllt den ganzen Raum.
"AVADA KEDAVRA!" Der grüne Strahl trifft Harry.

Aufeinmal zerrt Severus mich nach vorne. Meine Eltern gleich mit. Der Strahl ist seit einigen Sekunden weg.

Sev apperiert uns zum Grimaulderplatz 12. Erst als ich mich fange, erblicke ich Harry, der am Boden liegt. Sev hat ihn mitgenommen, das war also sein Plan. Ich werfe mich auf ihn und umarme den grünäugigen heulend. Auch wenn ich weiß, dass er nicht tot ist, zerbricht es mir das Herz. Die Blicke ignoriere ich.

Drarry OSWhere stories live. Discover now