10 - NACHTKLARER HIMMEL

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ALS Schüler erzählt einem niemand, wie die Zimmer der Lehrer aussehen. Damals nahm ich an, sie seien unseren identisch. Was ich jetzt erfahre, ist: Die Betten sind fertig bezogen, auf dem Kopfkissen liegt ein Keks und eine Flasche Wasser und ein Glas bekomme ich ebenfalls geschenkt. Dann habe ich ja gar nichts zu erledigen. Meinen Koffer packe ich grundsätzlich auf Reisen nie aus. So ist es viel einfacher, am Ende alles wieder einzupacken.

Ich schließe die Tür hinter mir, um nachzuschauen, ob die Schüler zurechtkommen. Julians Zimmer liegt direkt gegenüber von meinem. Seine Tür ist geöffnet, daher sehe ich, dass er auf seinem Bett sitzt und ... nichts tut. Unsere Blicke treffen sich für einen Sekundenbruchteil, ehe ich mich auf den Weg mache. »Warte!«, höre ich ihn rufen. Ich verharre an Ort und Stelle. »Wo willst du hin?«

»Äh, nachschauen, ob die Betten schon bezogen sind?« Ich formuliere es fragend, weil Julian mich mustert, als wäre er damit ohnehin nicht einverstanden. Er braucht mir nicht mal zu sagen, was daran falsch ist. Ich weiß auch so, dass ich meinen Schülern mehr Freiraum lassen muss. Nur fällt es mir schwer. Wenn ich nicht bei ihnen bin, wo bin ich dann?

»Nicht dein Ernst, oder? Die meisten haben sich die Laken vermutlich nicht mal geholt.« Er hat ja recht. Seufzend setze ich mich ebenfalls aufs Bett. Die Tür lasse ich auf, um zu beobachten, was er jetzt macht. Er mustert mich amüsiert. »Du musst dich mal entspannen.«

Ich lege die Stirn in Falten. »Was glaubst du, was ich gerade mache?« Seine Augen wandern zu meinen verkrampften Fingern.

»Nicht zu übersehen«, witzelt er. Pah! Wenn er nicht gegenüber von mir säße, wäre ich die Ruhe selbst.

Demonstrativ lege ich mich auf das Bett und strecke die Füße in seine Richtung.

»Besser«, ruft er mir zu.

Eine Weile liege ich hier und starre an die Decke. Irgendwann bekomme ich zu viel und richte mich wieder auf. Es ist mitten am Tag. Am besten ich erkunde das Grundstück ein bisschen, damit ich den Schülern im Zweifelsfall bei der Nachtrallye helfen kann.

»Zwei Minuten! Neuer Rekord!«, jubelt Julian mir zu, was ich geflissentlich ignoriere.

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Die Sonne hat das Himmelszelt verlassen und dem Mond Platz gemacht. In dieser Nacht ist der Himmel klar, die Wolken von heute Nachmittag sind verzogen und der Blick auf die Sterne gegeben. Ich freue mich für die Schüler, dass bei ihrer Jugendherberge-Rallye das Wetter so mitspielt. Die Zimmer bilden eine Gruppe. Am Ende wird ausgewertet, wer gewonnen hat. Es nehmen beide Klassen an der Aktion teil.

»Und wir setzen uns rein und trinken Bier?«, erkundet sich Albert. Die Schüler waren nicht mal in ihren Betten und schon denkt er an Alkohol. Die anderen beiden scheinen von dem Vorschlag angetan. Ich habe nie gerne getrunken, bereits als Jugendliche habe ich kaum gefeiert. Wo ist der Sinn, sich zuzudröhnen?

NOT this time [ONC]Where stories live. Discover now