13 - SCHLAFLOSE NÄCHTE

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VON meinem nächtlichen Kontrollgang heimkehrend, entdecke ich Ben, wie er auf dem Gang sitzt. Das Kinn stützt er auf die Knie und starrt geradeaus auf die Tapete. So hypnotisiert, wie er da ausharrt, bemerkt er mich gar nicht. Im Gegensatz zu unserer letzten Begegnung weint er jetzt nicht. Ihn so regungslos vorzufinden, bereitet mir fast noch mehr Angst. »Benedikt, solltest du um diese Uhrzeit nicht auf deinem Zimmer sein?«, erinnere ich ihn freundlich. Die strenge Lehrerin nach diesem grauenvollen Abend durchhängen zu lassen, wäre nicht richtig.

Er ballt seine Hände zu Fäusten. Ich begebe mich auf einer Ebene mit ihm. Selbst in der Dunkelheit sehe ich seinen Körper zittern. Hier ist es auf Dauer zu kalt. »Bitte, Frau Rodriguez. Lassen Sie mich das Zimmer wechseln. Ich kann dort nicht schlafen.«

Ich atme tief durch. »Nicht heute. Wir können morgen darüber reden. Jetzt gehst du schlafen, ansonsten bist du für die Aktivitäten nicht ausgeschlafen.«

»Ich verstehe, dass Sie wegen mir nicht die anderen Schüler wecken können, aber ich gehe da gewiss nicht zurück. Besser schlafen kann ich ohnehin hier draußen.«

Zweifelnd blicke ich auf den harten Boden. Unter der Eingangstür dringt der kalte Nachtwind in den Flur. Es kommt nicht infrage, ihn hier sitzen zu lassen. »Komm mit, du tauschst mit Pepe das Zimmer.« Von all den Jungen der 7b traue ich ihm am wenigsten zu, an der Aktion mit der Wäsche beteiligt gewesen zu sein. Ihn fünfzehn Minuten aus den Schlaf zu holen, ist besser, als Benedikt die ganze Nacht auf dem harten Boden zurückzulassen.

Er schüttelt hartnäckig den Kopf. »Ne, ich will das Jungszimmer jetzt echt nicht stören. Wenn's mir zu blöd wird, gehe ich in den Gruppenraum. Da steht ein Sofa.«

Die Erinnerung an die kurze Couch ohne Kissen überzeugt mich nicht. Am nächsten Morgen beschwert er sich über Rückenschmerzen. Der Tag hat ihn genug verausgabt. Benedikt benötigt ein bequemes Bett, um die Beine lang auszustrecken. »Weißt du was? Verrate es keinem, aber du darfst diese eine Nacht ausnahmsweise in meinem Zimmer schlafen.«

Seine Augen weiten sich schockiert und mir fällt sofort ein, dass ich ein wichtiges Detail vergessen habe, zu erwähnen. »Es ist nicht ganz so schlimm, wenn ich mal die Nacht durchmache oder auf der Couch schlafe. Meine Eltern schicken mir dann nämlich nicht die Arztrechnung für den kaputten Rücken.«

Er schnaubt. »Meine würden das auch nicht machen, keine Sorge.«

Auf dem Elternabend habe ich seine Mutter kennengelernt. Sie ist eine aufgeschlossene Persönlichkeit, die sich danach erkundet hat, wie sie ihrem Sohn helfen kann. Deshalb habe ich es nicht erwähnt. Ihn hier auf dem Flur sitzen zu lassen, widerspricht meinen Prinzipien. »Entscheide dich, Benedikt. Entweder du tauschst mit Pepe das Zimmer oder du schläfst heute in meinem.«

»Und wo bleiben Sie?«, erkundigt er sich, weil das eindeutig die angenehmere Lösung für ihn ist.

Ich zucke die Schultern. »Auf der Couch im Gruppenraum. Vielleicht auch bei Frau Heinze, mal sehen.« Die Betten sind groß genug, damit sich notgedrungen zwei Personen hineinquetschen. Lisa schätze ich, was diesen Punkt angeht, als zuvorkommend ein.

NOT this time [ONC]Where stories live. Discover now