19 - PFLASTER FÜR MEINE SEELE

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Julian Schwab

Julian Schwab

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𑁍 𑁍 𑁍

IMMER dasselbe. Für die heutige Stunde habe ich nichts bei mir – nichts, außer einem schnöden Blatt Papier. Meine Finger zittern ein wenig, wenn ich es halte. Ob die Schüler das bemerken? Jeder hämmernde Schlag meines Herzens steht für ein Mal, wo ich dem Thema Mobbing ausgesetzt war. Heute ist wichtig. Heute soll etwas bedeuten. Und dennoch stehe ich hier - mit Nichts als diesem Papier. Vorbereitung mal wieder on Point.

»Du nimmst dir jetzt mal ein leeres Blatt Papier und schreibt das Gemeinste auf, was man zu dir gesagt hat. Auf der Rückseite kommt das Schlimmste, was du jemanden an den Kopf geworfen hast. Von wem was kommt, brauchst du nicht kenntlich machen, ist mir ganz egal.« Ein Finger schießt in die Luft, den ich ignoriere. Das ist deutlich genug gewesen. Während die Schüler schreiben, drehe ich mich um. Und hoffe nur, dass ich diese Stunde irgendwie überstehe, ohne in Tränen auszubrechen.

Mobbing hat unterschiedliche Fassetten. Manchmal nimmst du an, das alles überstanden zu haben, aber dann kann es dir erneut den Boden unter den Füßen wegreißen. So sehr, dass du dich fragst, worin der Sinn besteht, aufzustehen. Manche macht es stärker, andere schwächer. Fest steht aber, dass es in Erinnerung bleibt und etwas im Inneren des Betroffenen zurücklässt.

Verzweifelt suche ich den Klassenraum nach einem Gefäß zum Einsammeln der Zettel ab. Vielleicht suche ich auch nach dem Stück in meiner Seele, der das Mobbing aus mir gemacht hat. In Yunas Klasse wird sicher irgendwo eins stehen. Seufzend gehe ich zu den Mülleimern herüber und schütte den mit der Aufschrift »Papier« – die Schilder hat Yuna mal besorgt – zu dem Restmüll.

»Das gehört da aber nicht rein«, erinnert mich eine Schülerin. Ich ignoriere sie und bitte die Schüler, ihre Zettel zu falten und in den Papiermüll zu werfen. Anschließend hole ich den Eimer zu mir ans Pult.

Ich nehme mir einen Zettel heraus. Bevor ich ihn entfalte, wandern meine Augen über die Klasse hinweg. Es ist so ruhig, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Vermutlich linst der eine oder andere Schüler trotzdem auf sein Handy. Dieser Unterricht fesselt keinen. Ich bin planlos und verloren. Bringen wir es dennoch hinter uns. Langsam öffne ich den Zettel und lese ihn vor: »Fetter Streber.«

Gewicht ist immer so wichtig, dabei verursacht die Priorität des Ganzen nur einen Teufelskreis. Ich bin die Bohnenstange gewesen, nicht schmal genug, um unauffällig zu bleiben. Normalgewicht habe ich erst an der Uni erreicht, wo ich ein Niemand war und sich keiner für mich und mein Gewicht interessiert hat.

Schnell. Der Zweite. »Dein Vater wird sterben.« Ich muss schlucken. Grauenvolle Idee. Was habe ich mir hierbei gedacht? Das schaffe ich nicht. Manche Schüler schauen mich nicht mal an. Tod ist der Größte Trigger überhaupt. Er verfolgt mich, klammert sich um meine Kehle und ist bereit, mir alle lieben Menschen in meinem Leben zu nehmen. Als verdiene ich es, allein zu sein.

NOT this time [ONC]Onde histórias criam vida. Descubra agora