Kapitel 10

584 34 28
                                    

„Oh, Herr Vandamme. Ich habe Sie lange nicht mehr hier gesehen", ich zuckte mit den Augenbrauen, während ich nicht fassen konnte, was der Mann im Anzug gerade zu dem Dealer neben mir sagte.

„Ja, hatte viel zu tun", sprach Bobby und ließ uns von demselben Typen einen Zweiertisch zeigen.

„Herr Vandamme", lachte ich laut, ohne Scham, dass mich die anderen Gäste angaffen würden.

„Entschuldigen Sie, dies hier ist ein exquisites etabliertes Etablissement. Ich bitte Sie, Ihre Tonlage zu zügeln", sagte ein Mann, der mich von der Seite anquasselte, mit Worten, die mir fremd waren.

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er mit mir Deutsch reden soll, doch so wie ich den Laden hier einschätze, ist ein falsches Wort direkt ein Rauswurf, schon fast wie in der Schule.

„Tut mir leid", war das einzige, was ich rausbrachte, bevor der Typ wieder in irgendeiner Ecke verschwand.

Ich spürte, wie mir die Situation etwas unangenehm wurde, weshalb ich die Speisekarte in die Hand nahm und mein Gesicht dahinter vergrub.

Ich las mir die Karte durch und sah auch die Preise der Gerichte. 60 Euro für ein Steak? Wo hin hat mich Bobby gebracht?

„Hast du was gefunden?", rief Bobby und holte mich aus den Gedanken.

„Ich nehme das Filet Mignon", probte ich, als hätte ich Ahnung, was das wäre.

Bobby lächelte auf meine Antwort breit. „Was los?", fragte ich nach.

„Das Gleiche, was dein Bruder immer bestellt hat", klärte er mich auf und ließ mich verwirrt zurück. „Ihr wart hier?", fragte ich perplex und legte die Speisekarte zurück auf den Tisch

„Wir kamen immer hierher, wenn wir uns mal von dem ganzen Scheiß überfordert fühlten. Wir zogen uns wie die penner hier an und benahmen uns auch genau wie die. Wir wollten einfach mal nicht die dreckigen Straßen Jungs aus dem Block sein.", sagte Bobby, und es schien ihm wirklich wichtig gewesen zu sein, mit meinem Bruder in dieses Restaurant zu kommen. „Seitdem er gestorben ist, habe ich aber aufgehört, hierher zu kommen. Das ist das erste Mal wieder... mit dir", er lächelte schwach und senkte den Kopf leicht dabei. Er wollte seine Trauer nicht zeigen und immer stark rüberkommen, aber ich kenne ihn zu gut, und weiß genau, wie er sich fühlt, vor allem wenn es um meinen Bruder geht, da wir da das gleiche fühlen.

„Er war wirklich der Beste", hauchte ich leise und erinnerte mich daran, wie er mich früher jeden Tag zur Schule gebracht hat, mit mir Barbie gespielt hat und einfach für mich da war.

„Bobby, kann ich dich etwas fragen?", meine Stimme war weiterhin ruhig, und ich hatte Angst, ob ich es überhaupt wissen wollte. Ich meine, ich wusste die Antwort, aber ich wollte sie aus Bobbys Mund hören.

„Na klar, Gova", er nickte zustimmend, an seinem Gesicht konnte ich jedoch die Angst vor der Frage erkennen.

Ich schluckte fest.

„Wie ist Kareem gestorben?", meine Stimme war klar, und mein Blick streng. Ich wollte es wirklich wissen. Von der Person, die in seiner letzten Sekunde bei ihm war. Was hat er gesagt, wie hat er sich gefühlt... Ich wollte einfach alles wissen.

Bobby schien zu zögern, bis er kurz die Augen schloss und aufseufzte.

Rückblick:

„Bobby!", Runa kam mir entgegen gesprungen und lief in meine Arme. „Na, wie läuft die Schule, Kleine?", sie schmollte und löste sich sofort wieder von mir. „Ich bin jetzt in der 11. Klasse. Du fragst mich das immer wieder. Wie soll es denn sein?", meckerte sie und kreuzte ihre Arme.

Bergheimer liebe | Bobby VandammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt