Kapitel ~ 12

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Weinend stand sie da und hoffte, dass niemand auf dem Gang des Hotels auftauchen würde. Eigentlich hatte Justin für sich und seine Crew die ganze Etage gebucht, doch trotzdem fühlte sie sich unsicher und entblößt. Was sollte sie jetzt machen? Sie stand nur in Unterwäsche da und das Wasser tropften aus ihren nassen, dunklen Haaren. Wieder war ihr Freund durchgedreht und diesmal hatte er eine Grenze überschritten.Normalerweise waren ihre Streitigkeiten immer sehr laut und es kam seit einiger Zeit vor, dass Justin sie auch hin und wieder mal am Arm fasste oder sie schubste, aber nie zuvor hatte er ihren Kopf unter Wasser gehalten. Fassungslos versuchte sie einen klaren Kopf zubekommen und sich zu überlegen, was sie nun tun sollte, doch es fiel ihr einfach nichts ein. Sie konnte niemanden anrufen, denn ihr Handy lag noch im Zimmer, in dem ihr Freund wütete. Sie konnte nicht wieder zurück doch sie konnte auch nicht, das Hotel verlassen, um sich auf die Suche nach Taylor zu machen, denn sie hatte kaum etwas an und so konnte sie nicht raus gehen. Es war spät. Die Nacht war bereits angebrochen und sie war müde. Vorsichtig lief sie über den Flur, die Arme über ihren Oberkörper geschlungen, um sich zumindest obenrum etwas zu bedecken. Sie begann zu weinen, als sie an die Momente dachte, in denen Justin ihr weh getan hatte. Wie konnte er sie so im Flur stehen lassen? Alleine, nass und halb nackt. Immer lauter wurde ihr Schluchzten und ihre Schritte wurden schneller,damit sie so weit es ging vom Zimmer weg kam und ihr Freund nicht merkte, dass sie weinte, denn sie wollte nicht riskieren, dass er raus kam und wieder wütend wurde. Nun stand sie da. Am Fahrstuhl angekommen. Was sollte sie hier? Runter fahren? In die Lounge des Hotels, wo womöglich noch andere Gäste saßen?


Plötzlich blinkte das Licht am Fahrstuhl auf. Sie erschrak. Sie wollte nicht,dass jemand sie so sah. Schnell wollte sie sich umdrehen und weglaufen, wobei sie nicht einmal wusste wohin, doch es war bereits zuspät. Sie hörte wie sich die Tür des Fahrstuhls hinter ihr öffnete. Beschämt schloss sie die Augen und hoffte, dass dieser peinliche Moment schnell zu Ende gehen würde.

„Selena?",fragte eine Männerstimme erschrocken. Es war Zedd. Sie drehte sich um und er sah, dass sie weinte. „Was machst du denn hier auf dem Flur?", wollte er wissen. „Was ist passiert?".

Die Dunkelhaarige brachte kein Wort raus. Sie war wie stumm. Sie stand einfach nur da und zitterte.

„Was ist mit dir?",vorsichtig ging er auf sie zu und nahm sie in den Arm. Er kannte die junge Hübsche eigentlich gar nicht, doch Selena war in diesem Moment froh, dass ihr jemand eine Umarmung schenkte. Erschrocken sah er sie an. „Du bist ja ganz nass", bemerkte er und sie nickte. Komm',nimm' erst einmal meine Jacke, so kannst du doch hier nicht stehenbleiben. Du zitterst", sagte er und legte ihr vorsichtig, seine Jacke um.


„Danke", flüsterte sie und hoffte, dass Justin nicht mitbekam, dass sie sich mit Zedd auf dem Flur unterhielt. Sie wusste ganz genau, dass er wütend werden würde und ihr Bezeichnungen an den Kopf werfen würde, die sie jedes Mal wieder verletzten.

„Ich wollte eigentlich gerade zu Justin um nochmal mit ihm zu reden, wegen Ariana aber es ist erst einmal wichtiger, dass wir uns um dich kümmern. Hast du ein Zimmer hier?",fragte er und Selena schüttelte den Kopf.


„Okay,willst du vielleicht mit hoch kommen, zu mir? Ich habe ein Zimmer zwei Etagen höher", erklärte er ihr und er sah ihr an, wie unsicher sie war. „Was ist los?"

„Was ist, wenn er das mitbekommt? Ich denke, das ist keine gute Idee, weil er dann wirklich wütend wird"

„Ich bin sein Freund. Ich würde mich niemals an seine Freundin ran machen. Da sollte er mir schon vertrauen finde ich", grinste der DJ frech und führte Selena in den Fahrstuhl. „Wir kümmern und jetzt erst einmal um dich und dann sehen wir weiter. Justin wird davon nichts mitbekommen. Das verspreche ich dir", sagte er und verschwand mit ihr auf sein Zimmer.


In seinem Zimmer angekommen, ging er sofort an seinen Schrank und suchte für die Dunkelhaarige erst einmal ein Shirt und eine Jogginghose raus. „Hier, das müsste passen",sagte er und reichte sie der Brünetten, die ihn unsicher anschaute.„Ich weiß, die sind jetzt nicht wirklich modisch für Frauen aber.. ich verrate keinem, dass du sowas angezogen hast, okay?",lächelte er und zwinkerte ihr frech zu. Es war ein kleines Lächeln auf den Lippen der Latina zu sehen, die froh war, dass sie nun nichtmehr alleine und halb nackt in dem düster beleuchteten Gang stehen musste.
Schnell zog sie sich das Shirt und die Hose über und setzte sich dann auf das Bett des Djs, der gerade dabei war, ihr undsich etwas zu trinken einzuschütten. Es war Sekt und als er ihr das Glas reichen wollte, lehnte sie ab.


„Ich darf nicht trinken. Ich bin krank und muss Tabletten nehmen", erklärte sie.

„Oh, das tut mir leid. Das wusste ich nicht". Erschämte sich. „Das tut mir leid.. magst du denn ein Wasser?"

„Gerne", sagte sie und sofort kümmerte er sich darum, dass sie ein Glas Wasser bekam. Zusammen saßen sie auf dem Bett und er schaute sie erwartungsvoll an. „Magst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist?"


Die Dunkelhaarige kämpfte innerlich mit sich selbst, als ihr diese Frage gestellt wurde, denn sie hatte niemandem zuvor davon erzählt, dass Justin ihr gegenüber immer brutaler wurde. Sie wollte keinem die Möglichkeit oder einen Grund geben, Justin schlecht zu reden. Es brannte in ihr und sie wusste, dass sie den ganzen Druck los lasen musste. „Wir.. haben uns gestritten", erzählte sie zögerlich.


„Justin und du?", fragte er nach und sie nickte. „War es wegen Ariana? Weil ich dir erzählt habe, was ich mitbekommen habe?", wollte er wissen.

„Nicht direkt. Ich habe ihm nicht gesagt, dass du mir etwas über ihn und Ariana erzählt hast. Ich wollte nicht, dass du Ärger mit ihm bekommst?", erklärte sie und schaute unsicher auf den Boden.

„Du wolltest mich schützen?", fragte er und wieder nickte sie. „Mensch Selena", sagte er beeindruckt und gerührt. „Du hättest mich nicht schützen müssen aber es ist wirklich lieb, dass du da so an mich gedacht hast". Vorsichtig streichelte er durch ihre nassen Haare. „Die sind ja richtig nass.Warte, ich hole dir ein Handtuch", sagte er und lief ins Bad.

Selena erkannte, dass sie es schon wieder getan hatte.Unbewusst nahm sie jedes Mal jemanden in Schutz. Das machte sie bei Justin jeden Tag, doch diesmal schien es, als ob es jemanden gab, der das zu schätzen wusste.

I. Gefährliches Spiel - JelenaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt