⑩Thoughts

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Es war mitten in der Nacht.
Seit Stunden dachte ich nach, versuchte meine Gedanken zu ordnen. Meine Augen brannten von all den Tränen, die ohne meine Zustimmung an meinem Gesicht entlang geflossen sind.
Ich weinte wegen meinen Eltern, die ich so sehr vermisste. Die Ungewissheit machte mich verrückte. Sie waren bestimmt tot. Sie konnten den Überfall nicht überlebt haben. Doch ich hoffte es so sehr. Mir fehlten sie. Mir fehlte die liebevolle Stimme von Mum und die starke Präsenz von Dad. Mir fehlte es in meiner gewohnten Umgebung zu sein.
Mir fehlte meine Familie.
Und all das hier. All das, was mir beim RedLake Rudel schon passiert ist und das ich weiß, dass wir hier nicht sicher sind. Liam hatte es mir deutlich gesagt. Wenn wir einen Fehler begingen, sei es auch nur falsch zu atmen, waren Dan und ich tot.
Aber das war es nicht, was meine Gedanken durcheinander warf. Nicht im ganzen zu mindest.
Es war auch seine Art. Liams Art, wie er in meiner Gegenwart war. Bei unserer ersten Begegnung war er mir so nahe, so ... vertraut. Er ging mit mir um, als wäre ich zerbrechlich, etwas wertvolles. Und dann war da nichts mehr. Er sprach eine klare Drohung aus. Eine Drohung gegen meinen Bruder und mich.
Er war einfach gegangen. Ohne ein weiteres Wort an mich zu verlieren.
Er hatte mir deutlich gemacht, wie er dachte.
So deutlich, dass mir klar wurde, dass er uns nicht mochte. Mich nicht leiden konnte und komischerweise tat es weh, das zu wissen. Mir war unklar, warum mein Herz zog, als er einfach ging. Mir war unklar, warum ich die aufkommenden Tränen zurück halten musste, als seine Worte meinen Verstand erreichten.
Mir war unklar, warum er sich im einen Moment verhielt, als wären wir uns bekannt. Als wären wir mehr als Freunde oder überhaupt Freunde. Und im nächsten so etwas zu mir sagte.
Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn kannte, mich zu ihm hingezogen fühlte. Doch das war nicht möglich. Weder kannte ich ihn, noch gab es irgendeinen Grund, mich zu ihn hingezogen zu fühlen. Also sollten mir seine Worte nicht so nahe gehen. Es war klar, dass er so dachte. Er war ein Alpha und musste sein Rudel vor allen Gefahren schützen.
Daniel und ich waren Rogue.
Und damit eine scheinbare Gefahr für alle.
Ich wusste ja noch nicht einmal, warum ich mich wohl bei ihm gefühlt habe. Es gab für mich keinen plausiblen Grund, warum mein Körper und Verstand sich zu ihn hingezogen fühlte.
Ich kannte ihn nicht.
Er war mir nicht vertraut.
Ich fing an, mir einzureden, dass er gefährlich war. Aber war er das denn?
Oder versuchte er sich nur somit hinter einer Maske zu verstecken?
Ich wusste es nicht. Aber ging es mich denn etwas an?
Nein.
Das einzige, was mich interessieren sollte, war, was mit meinem Bruder und mir passierte. Was jetzt aus uns wurde.
Nur warum wollte ich dann, dass Liam anders von mir dachte?

Blind MateWhere stories live. Discover now