Epilog

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Lange Zeit trug mich Daniel.
Er ging schnell, darauf bedacht, über keine Wurzel zu stolpern. Ich wollte von ihm weg, seine Nähe machte mich krank. Doch ich schwankte zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit, wobei mir die Kraft und nötige Stimme fehlte, um ihn dies zu sagen.

Irgendwann, als wir meilenweit von den Rogues entfernt waren und ich den vertrauten Geruch des RedLake Rudels in der Nase hatte, schöpfte ich neue Kraft und strampelte mich aus seinen Armen.
Er versuchte mich näher an sich zu drücken, doch ich schaffte es aus seinen Armen und landete auf dem Waldboden. Äste stießen mir in die Seite, Blätter rieben an meiner geschundenen Haut, während der kühle Schnee sich eiskalt um meine Haut schloss.
Ich stützte mich ab, doch als ich versuchte aufzustehen, knickte ich wieder weg. Daniel griff nach mir, aber ich schlug seine Hände weg.
Tränen liefen an meinem Gesicht hinunter, die Geschehnisse schlugen in mir ein und brachten das Fass zum über laufen.

Ich weinte, schluchzte.
»Kota, bitte, wir-«
»Fass mich nicht an!«
Meine Stimme war kaum wiederzuerkennen, heiser und stumpf. Es schmerzte, doch ich ertrug seine Berührung einfach nicht. Es ging nicht.
Er hatte mich verraten, mir das angetan.
»Kota, bitte-«
»Nein! Du ... Nein! Warum? Warum hast du das getan?«
Ich wollte schreien, ihn schlagen, die Antworten aus ihm heraus prügeln. Aber ich brachte nicht mehr als ein heisernes Flüstern hervor.
»Wovon redest du? Was zum- Dakota, was ist mit deinen Handgelenken passiert?«
Er klang entsetzt. Regelrecht schockiert.
Ich lachte trocken auf, vielleicht sogar hysterisch.

»Du hast doch die Idee dazu gehabt! Ich hasse dich, ich hasse dich Daniel.« Meine Stimme wurde vom Wind davon getragen. »Ich hasse dich.«
Ich war wütend und verletzt, geblendet von meinen eigenen Gefühlen, dass ich nicht spürte, wie ihn der Schock in die Knochen kroch.
Er fiel vor mir auf die Knie und fluchte. Mein Gesicht ähnelte einem Wasserfall, während meine Tränen auf den Schnee fielen.
Meine Beine angezogen, die Arme schlaff auf ihnen liegend, zitterte ich am gesamten Körper.

»Das ... Gott Dakota, ich könnte niemals ... Ich habe nicht gewusst, dass ... Nein, bitte hör mir zu! Es war nie die Rede davon gewesen, dass du die mit Silber beschichteten Ketten tragen sollst. Verdammt! Noch nicht mal, dass sie dich entführen. Es tut mit so leid. Bitte ... Ich habe es nicht gewusst, kein Fünkchen ihres Plans habe ich gewusst. Diese Ketten sollte für diejenigen sein, die sich nicht kontrollieren können. Ich wusste ja nicht .... Ich wusste es nicht.«

Mein Schluchzen war verebbt. Stumm  rannen die Tränen aus meinen Augen. Ich konnte ihm nicht glauben. Er log. Er musste lügen.
»Bitte, Dakota, sieh dir meine Aura an, ich sage die Wahrheit«, flehte er leise und griff vorsichtig nach meiner Hand. Ich zuckte zusammen, doch konnte es fühlen.

Ich brach endgültig ein. 
Daniel schlang die Arme um mich, strich mir über meinen Rücken, während abermals markerschütternde Laute aus meinem Mund kamen.
»Wieso ... Wieso hast du all die Dinge gesagt? Warum hast du mir so weh getan?«, fragte ich nach einiger Zeit. Meine Stimme zitterte.

»Ich war so sauer, Caitlyn ... Caitlyn wollte mich nicht, weil ich für dich da sein muss. Und dann ... Ich weiß nicht, woher die ganze Wut kam, doch als die Worte meinen Mund verlassen hatten, konnte ich sie nicht mehr rückgängig machen. Und ... ich wollte es auch nicht. Dann war ich weg, habe wieder einen klaren Gedanken fassen können. Es tut mir so sehr leid, ich meinte nichts von dem, kein einziges Wort. Du bist das einzige, was mir noch geblieben ist, meine kleine Schwester.«
»Aber warum ... Warum Daniel?«
»Es war, als hätte ich keine Kontrolle über meinen Körper. Alles war so ... ich wollte es nicht. Nie.«

»Du-«
Daniel sprang auf. Mein Puls schoss in die Höhe, als ich Schritte wahrnahm. Daniel stand vor mir, versteckte mich vor dem, der auf uns zu kam.
Dann knurrte er.

Blind MateWhere stories live. Discover now