Kapitel 6

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Ich konnte nicht tanzen. Null. Vor allem nicht zu langsamen Liedern. Und mit einem Jungen schon gar nicht. "Okay. Hören wir bitte auf" sagte ich mit einem ernsten Blick. Er, oder eher seine Maske, schaute mich an. Ich konnte seine Augenfarbe nicht genau erkennen, da das Licht in der Halle aus war. "Hast du keine Lust mehr?" lachte er. Ich schaute auf den Boden. "Oder ist es dir unangenehm, wenn dich ein fremder Junge berührt?" Woher wusste er das? Ich nickte ganz leicht, meinen Blick immer noch gesenkt.

Er löste seine warme Hand von meiner, tat seine andere Hand von meinem Rücken weg und blieb stehen."Denkst du Daniel entdeckt uns wenn wir aufhören?" fragte ich etwas lauter, damit er mich verstand.

"Ist mir egal." sagte er kurz. Ob er dabei lächelte oder ernst schaute, konnte ich aufgrund der Maske nicht erkennen. Aber ich fand es gut, dass er verständnisvoll handelte.

"Danke" bedankte ich mich lächelnd, doch bemerkte dann, dass er meinen Gesichtsausdruck gar nicht sehen konnte. Ich schaute mich etwas um. Dann sah ich Daniel. Er tanzte mit einem Mädchen, also konnte er uns nicht ermahnen, dass wir aufgehört hatten zu tanzen. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Doch ich war mir immer noch unsicher was ich tun sollte. Wir standen einfach zwischen den tanzenden Schülern und taten nichts. Erst dann merkte ich, dass mich der Junge anschaute.

"Was ist?", fragte ich wieder etwas kalt. Seine Blicke verunsicherten mich etwas. Er blickte etwas rum.
"Kleine Hexe.", murmelte er vor sich hin.

W i e b i t t e ?

Dann sagte er "Setzen wir uns?" und ging vor. Wir liefen zu den Bänken und saßen uns hin. Hoffentlich hört die Musik gleich auf und Lindsey kommt schnell.

Doch wie es das Schicksal wollte, ertönte nach dem Lied noch irgendein Lied von Justin. Was ist los? Ist der DJ Belieber oder was? Mein Partner lehnte sich an die Wand und schaute auf die tanzenden Schüler. Stalker. Schließlich erstummte die Musik und Lindsey kam zu mir. Sie erzählte, wie toll ihr Partner doch war. Doch ich hörte ihr nicht genau zu. Meine Blicke waren bei dem Mädchen, dass sich zu meinem Partner setzte. Vorhin dachte ich, es wäre seine Freundin. War sie nicht eifersüchtig, als er mit mir tanzte? Vielleicht hatte sie uns ja gar nicht gesehen.

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Am nächsten Tag kam ich eine Minute zu spät zum Unterricht, doch der Lehrer war noch nicht da. Huh. Ich setzte mich an meinen Platz neben Sophie, welche noch nicht da war. Also kam Lindsey kurz zu mir und wir redeten etwas. Dann musste sie zur Toilette und ich war alleine an meinem Platz. Ich genoss die kurzzeitige Stille und holte meinen Block raus. Das Bild mit dem Cafe hatte ich noch nicht beendet, aber ohne eine Vorlage konnte ich nicht weiterzeichnen. Plötzlich wurde es schwarz neben mir. Ich schaute auf und sah Jay. Was tat er schon wieder hier? "Hey" sagte er mit einem Seitengrinsen. Er hatte seine Schultasche dabei und packte seine Sachen auf den Tisch. Okay, irgendwas war hier faul.

"Was soll das?" fragte ich und zeigte auf seine Sachen.

"Ich sitze heute hier wenn es dir nichts ausmacht. Sophie kommt wahrscheinlich nicht mehr"

"Wer sagt, dass es mir nichts ausmacht? Dein Platz ist neben Susi."

"Sie labert mich voll. Bitte" Er schaute mich etwas verzweifelt an. Was es wirklich so schlimm neben ihr? Ich zog eine Augenbraue hoch. Sein Blick fiel auf meinen Tisch. Mein Block war offen. Jedoch sagte er nichts und schaute nur zum Lehrer, der gerade eben reingekommen ist. Ich sah ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen.

"Nur diese Stunde. Dann gehst du wieder zu deinem Platz." sagte ich, packte meine Sachen ebenfalls auf den Tisch und konzentrierte mich auf den Unterricht. "Hexe" murmelte er. Es kam mir so vor, als hätte mich schon mal jemand so genannt, doch mir fiel es nicht ein. Vielleicht gestern? Doch! Gestern auf dem Ball! Mein Partner hatte mich so genannt.

Stopp. Das konnte nicht sein, oder? Ich schaute verwundert zu Jay. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte also mit Jay getanzt. Und das Mädchen neben ihm.. war das Mädchen, das am Tag zuvor mit ihm im Cafe gewesen war. Es war Jay! Es konnte nur er gewesen sein.

Wir bekamen unsere Englischtests zurück. Ich hatte eine 2, was mich soweit zufrieden stellte. Mein Blick wanderte unauffällig zu Jay's Test. Er hatte eine 1-. War er so gut in der Schule?

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Die Schule war aus und ich lief, wie jeden Tag, zum Cafe. Heute war es nicht so voll, also hatte ich meine Ruhe. Gut so. Anna kam sofort zu mir und überließ mir die Schicht, weil es ihr nicht so gut ging. Ich kochte ihr einen Tee bevor sie ging, dann machte sie sich auf den Weg.

Langsam gingen auch die Kunden. Schließlich war nur noch eine Person da. Mein Blick blieb auf ihr hängen. Sie hatte langes, blondes Haar und war zum Rücken zu mir gedreht. Sie wippte etwas mit den Beinen. War sie nervös? Vielleicht hatte sie ja ihr erstes Date oder so. Ich beschloss, die Theke zu wischen und sauber zu machen.

Ich beugte mich zum Schrank runter, um den Staub zu wischen, als die Tür aufging. Ein junger Mann kam rein und lief zu dem Mädchen. Er packte sie am Ellenbogen und sah wütend aus. "Komm jetzt, Elena." "Nein ich will nicht! Lass mich los!" Sie zerrte ihren Arm weg, doch der Griff des Jungen war fest, und er ließ sie nicht los. Sollte ich eingreifen?

"DU WIRST JETZT KOMMEN,OKAY?"

"Sie wird gar nichts." Ich schaute zu den beiden rüber und ihre Köpfe drehten sich zu mir. Der Junge pochte vor Wut und sein Griff verstärkte sich. "MISCH DICH NICHT EIN. SIE WIRD KOMMEN" brüllte er. Das Mädchen schaute mich hilflos an. Okay, so lange konnte ich nicht zusehen. Ich lief mit schnellen Schritten zu ihnen, zerrte seine Hand von ihrem Arm und schaute ihn an. "Sie.wird.gar.nichts.Okay?"

Ich wurde nach hinten geschuckt und fiel auf den Boden. Er kam mir näher und beugte sich über mich. "Ich sagte dir: Misch dich nicht ein. Doch du wolltest es so." Ich spürte eine Faust in meinem Bauch. Er hatte mich ernsthaft geschlagen. Dieser Junge war zu Gewalt fähig. Er hatte in meine Schwachstelle geschlagen und mir wurde sofort schwindlig.

Ich wollte gerade zurückkicken, als er schon weggestoßen wurde. Jemand packte ihn am Kragen. Ich musste mehrmals blinzeln, um zu erkennen wer es war. Jay kam den Jungen näher, flüsterte etwas und ließ den Jungen los, welcher daraufhin schnell aufstand und aus dem Laden verschwand. "Und du bleibst auch hier." sagte Jay zu dem hilflosen Mädchen, dass immer noch ängstlich da saß. "Gehts dir gut?" fragte er und wendete sich zu mir. "Ja. Du musstest mir nicht helfen." "Du hättest dich gar nicht befreien können, Kleines." sagte er, und ein freches Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. So ist das also. "Nenn mich nicht Kleines!" befehlte ich. Dieser Spitzname gefiel mir gar nicht. Ich hieß K-a-y-l-e-e und anders wollte ich auch nicht genannt werden.

"Bedank dich doch einfach. Was ist daran so schlimm?"

"Nein. Ich habe nicht um deine Hilfe gebeten" inzwischen hatte ich mich aufgesetzt und lehnte mich an der Theke an. Der Boden war ehergesagt ziemlich kalt, doch das ignorierte ich. Plötzlich kam er mir näher. Ich versuchte nicht in seine Augen zu schauen und senkte meinen Blick. "Geh weg" sagte ich, wieder mich etwas kaltstellend. "Bedank dich. Davor werde ich nicht gehen." Was sollte das schon wieder? Er hatte mir geholfen, konnte er es nicht dabei lassen? Ich wurde nervös und fühlte mich eingequetscht. Schließlich murmelte ich ein leises "Danke" und stand schnell auf. Ein Kichern ertönte im Hintergrund und ich schaute zu dem Mädchen. Sie war ja immer noch da. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr auf den Rücken. Sie sind alle so hübsch.Alle Mädchen hier sind so hübsch.

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Soooo ich hoffe wieder dass es euch gefallen hat =) UND DANKE FÜR 141 LESER! Ihr seid so toll!

-Nazli :) ♥

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