Kapitel 27

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"Du hast mich mit meinem eigenen Bruder betrogen. Ich hasse dich, ich hasse ihn, und ich hasse die Gefühle, denen ich dieses Chaos zu verdanken habe.", flüsterte ich.

"Du verstehst es nicht.", sagte er, ich kam mir einen Schritt näher. "Nicht.", sagte ich entschlossen, und blickte ihn wütend an, wie es mir vorgeschrieben war.

"Es war anders. Ich habe versucht dich zu lieben, aber es ging eben nicht. Das Schicksal-"

"Komm mir nicht mit deinem Schicksal!"

"Na gut." Er trat einen Schritt näher, hob meinen Kinn hoch, und sah mir in die Augen. "Lebe wohl."

_________

- Vor 24 Stunden -

Mit leicht erröteten, von der natürlichen Hitze beschlagenen Wangen, kehrte ich nach Hause, und machte sofort den Halt zu meinem Zimmer. "Stopp.", hörte ich die vertraute Stimme meiner Mum hinter mir, und blieb auf Anhieb stehen. In ihrer Stimme lag etwas ernstes, festes, und kurz bekam mir die Furcht, dass sie die Aktion mit Jay vor dem Haus gesehen hatte.

Doch die spielte auf etwas anderes an:"Essen."

"Keinen Hunger.", sagte ich knapp, und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als sie erneut "Stopp" rief. "Was?"

"Was war das gerade eben?"

O-Ou. Also hatte sie es doch mitbekommen. Hatte sie uns von den Fenstern aus beobachtet?

"Mum.." fing ich an, doch sie schnitt mir das Wort ab. "Wer ist dieser Junge?", fragte sie mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen.

Schließlich gesellte ich mich zu dem Tisch, saß mich auf meine Füße, die auf dem Stuhl gekreuzt waren, und rollte die Augen. "Es war genauso ungeplant für mich, wenn ich ehrlich bin. Er ist eigentlich nur ein normaler Junge aus-"

"Welcher Junge denn?"

Julians Stimme ertönte hinter mir, und als ich meinen Blick böse auf ihn richtete, zuckte er nur die Schultern. "Ich will's auch wissen."

Nein, das wollte er nicht. Er wollte nicht wissen, dass Jay mich, trotz dem geheimen "Bündnis" zwischen ihnen geküsst hatte. Wieder einmal tauchte die Frage in meinem Kopf auf, was die beiden miteinander zu tun hatten. Wieso Jay sich von mir fernhielt.

"Deine Schwester hat gerade geknutscht."

"Boah, Mum!"

Ich traute mich gar nicht, Julian anzusehen. Ich spürte seinen wütenden Blick schon auf mir. "So war das nicht. Ich wurde geküsst."

"Also für mich sah das anders aus.", ergänze meine Mum freundlicherweise.

Ich hörte Julian kein einziges Wort mehr sagen. Still aß er die Nudeln meiner Mum, so auch ich. Was er wohl gerade dachte?

Nachdem ich mein Essen gegessen, und in mein Zimmer gegangen war, holte ich mein Zeichenblock heraus, und kritzelte irgendwelche unbedeutende Muster rein. Das Zeichnen fehlte mir. Unzwar sehr. Ich konnte mich gar nicht mehr an meine letzte Zeichnung erinnern. Jays Auge? Das Cafe? Ein Klopfen unterbrach meine Gedanken. "Ja?"

Julians Kopf spickte herein, und musterte mich. "Komm.", sagte ich, und legte mein Block beiseite. Er setzte sich auf mein Bett, und schaute zunächst auf seine Füße. Schließlich wandt er seinen Blick zu mir. "Ich wollte mit dir reden."

"Oh, ich will schon seit Tagen mit dir reden. Mit.. euch.", sagte ich entschlossen, und blickte ihn an. Er hob seine Augenbrauen, und nickte verständnisvoll. "Verstehe."

"Und was genau wolltest du mit mir reden?"

"Es geht um Jay.", sagte er knapp und direkt. Ich wusste ja, dass es um ihn ging. "Ich weiß."

Damit du bei mir bistOù les histoires vivent. Découvrez maintenant