Kapitel 7

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"Okay. Jetzt kannst du dich entfernen."

Das blonde Mädchen war gegangen. Ich fühlte mich immer noch ein bisschen eingequetscht. Seine Nähe machte mich nervös. Das lag aber nicht an ihm. Vermutete ich zumindest. Ich schob die Schuld auf die Wärme, die mich umarmte, da sich der Abstand zwischen Jay und mir verringert hatte.

Er blickte mir in die Augen. Ein freches Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. "Du wirst nervös wenn ich da bin, nicht?"

Ha ha. Für wen hielt dieser Junge sich denn? Ich konnte meinen leichten Atem hören.

"Jay. Was machst du hier?" fragte ich mit einem ernsten Unterton, in der Hoffnung, dass er mich so ernster nehmen würde.

"Also habe ich hier Verbot, oder wieso die Frage?"

Inzwischen hatte er sich an den Tisch gesetzt,seine Ellenbogen stützten sich an dem Tisch ab und er fuhr sich kurz durch die hellbraunen Haare. "Ein bisschen untypisch für einen harten Kerl wie dich, ein Cafe namens 'Daisy' zu besuchen, oder nicht?" entgegnete ich und setzte mich wieder hinter die Theke.

Insgeheim hoffte ich, dass demnächst Kunden kommen, und mich aus dieser peinlichen Situation retten würden.

Noch besser wäre es, wenn Jay selber gehen würde. Doch so hartnäckig wie er war, musste ich diesen Aspekt ausschließen.

Ich schaute auf mein Handy. Ich hatte noch 2 Stunden zu arbeiten, und das ohne Anna. Hilfe. Von meinem Blickwinkel sah ich, wie er langsam aufstand und in meine Richtung lief. Ich versuchte ihn nicht zu beachten. Jedenfalls so zu tun, als ob.

Er stützte sich an dem Thekenbrett ab und schaute mich an. "Was ist?", gab ich leicht genervt von mir. "Du hast mich gar nicht gefragt, was ich trinken will. Machst du deine Arbeit immer so?"

Er klang ernst, doch ich wusste dass er scherzte. "Und was kann ich ihnen anbieten?" fragte ich in einem gespielten, formellen Ton. "Wasser bitte." gab er kurz zurück. Danach murmelte er "Hexe", und drehte sich um.

Seine Blicke waren inzwischen nicht mehr auf mir, sondern auf seinem Handy. Letztes Mal, als er mit dem Mädchen hier war, die ich für seine Freundin hielt, hatte er sich auch Wasser bestellt. Merkwürdig, dieser Junge. "Habt ihr kein Wasser zu Hause?" fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben. Das sollte eigentlich ein Scherz sein, doch er schaute mich nur fragend an. "Du bestellst dir immer nur Wasser. Wir haben auch Tee, Kaffee, Latte.. Das weißt du schon, oder?"

"Ach das meinst du. Nein, ich habe halt keinen Appetit auf was anderes"

Ich schwieg.

Ich goss ihm das Wasser auf und brachte es an seinen Tisch. Ich wollte gerade wieder zurückgehen, als er mich am Handgelenk festhielt. Schon wieder dieser Griff. Ich zog meine Hand schnell weg und sah ihn fragend an. "Setz dich zu mir." sagte er und blickte zu mir hoch. Befehlte er mir gerade etwas, oder hörte ich schlecht? Spinnt der jetzt völlig?

"Warum?"

"Einfach so. Leiste mir Gesellschaft" ,sagte er emotionslos.

"Lass mal. Deine Freundin könnte kommen und es falsch verstehen." gab ich ernst zurück. "Schließlich will ich nicht der Grund für irgendwelche Missverständnisse oder Beziehungskrisen sein."

Er blickte mich fragend an, dennoch behielt er einen nachdenklichen Blick.

"Du meinst doch nicht Beth, oder?"

Konnte dieser Junge nicht deutlich und klar sprechen? Er merkte wohl, dass ich es immer noch nicht verstanden hatte, und setzte fort:"Beth ist meine jüngere Schwester. Du hast uns beide schon zwei mal gesehen. Hier und auf dem Ball."

Also wusste er, dass er beim Ball mit mir getanzt hatte? Hatte er sich deshalb so verhalten, als würde er mich kennen? Kam er mir deswegen so nah, weil er wusste, dass er mich damit ärgern würde?

"Also setzt du dich jetzt, nachdem das geklärt wurde?"

Er grinste nicht.

"Wer sagt. dass ich bei dir sein will?" gab ich vorlaut zurück.

"Setz dich."

Damit er mich endlich in Ruhe ließ, willigte ich ein, und setzte mich ihm gegenüber. Er trank sein Glas aus, und legte ihn behutsam auf den Tisch. Dann lehnte sich an seinen Stuhl an. Sein Handy war in seiner Hand und er tippte irgendwas ein. Er sah nicht so konzentriert aus, wie ich es immer tat, wenn ich eine Nachricht schrieb.

Mir war aber aufgefallen, dass er sich immer so verhielt. Seine Gesichtsausdrücke, seine Bewegungen, seine Schritte.. Man könnte sagen, ihm wäre alles drum herum "egal". Doch trotzdem schrieb er gute Noten, hatte viele Freunde und Anhimmlerinnen.

Naja, ich kannte ihn so gut wie gar nicht, und konnte nicht wissen, was sich hinter seiner Fassade spielte. Während meiner Nachdenkphase schaute ich auf meine Finger und formte irgendwelche Sachen damit. Das tat ich immer wenn ich nachdachte.

"Woran denkst du?", seine raue Stimme ertönte und ich blickte schnell zu ihm. Ich fühlte mich ertappt. "Sollte dir das nicht egal sein?" sagte ich und ließ es dabei. Er schwieg für eine Weile.

"Du kannst mir ruhig sagen, wenn ich dich bei deiner anstrengenden Arbeit störe." sagte er, das Wort 'anstrengend' sarkastisch betont.

"Scheine ich denn so genervt?"

"Um ehrlich zu sein, ja."

"Eigentlich versuche ich sogar, freundlich zu sein."

"Dann bist du also immer so.. abweisend?"

Ich schwieg für eine Weile. Er musterte mich wartend.

"Es ist.." ich machte eine kurze Pause, "Ich weiß es nicht. Außerdem.. hast du vor, den ganzen Tag hier zu bleiben?" sagte ich und blickte zu seinem leeren Glas.

"Du hast Recht. Wir sehen uns dann morgen", gab er zurück und stand auf. Er legte das Geld für das Wasser auf den Tisch und verließ das Cafe. Ich atmete tief ein und aus. Ruhe. Endlich Ruhe und Frieden.

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Ich hoffe es hat euch gefallen:-) Die Leserzahl steigt und ich bin sooo früh darüber! Danke danke danke:)

Lasst mir Kommentare und Feedback da!:P

-Nazli:)

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