Sankarea

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> Etir <

Meine Mutter regt sich immer noch darüber auf, dass ich den ganzen Tag nur im Bett liege und in meiner Spielesucht versinke. Ich kann nur von Glück reden, dass sie mir nicht den Stecker zieht. In 6 Wochen ist es dann so weit, schreckliche Stunden, in denen ich von meiner Konsole getrennt bin. Ja genau, ich fange an zu studieren bzw. werde ich dazu gezwungen. Ich werde es einfach als Vorbereitung auf meine spätere Karriere sehen, in denen ich mich wieder voll und ganz Games widmen kann.

Da Inu gestern meinte, dass er erst heute Abend wieder online kommt, streuer ich, wie die letzten Tage auch, alleine durch die Welt. Diesmal geht es Richtung Westen. Aus der Ferne kann ich bereits weit in die Luft ragende Bäume sehen. Meine Abenteuerlust wird jedoch gebremst, als ich den Rand des Waldes erreiche. "Fahrzeuge verboten!", steht dort dick und fett auf einem kleinen Schild. So ein Müll, die erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich von meinem geliebten Teppich absteige? Empört fliege ich ein paar Meter weiter, bis ich schmerzhaft auf meinem Hintern lande. Es hat sich einfach in Luft aufgelöst! Na schön, dann eben zu Fuß weiter. Mit diesem Körper, der nur so voll Ausdauer und Kraft sprotzt! Ich atme tief durch und begebe mich dann immer tiefer in den Wald hinein.

Ich muss zugeben, dass die Aussicht wirklich wunderschön ist. Nicht, dass ich es mit der echten Welt vergleichen könnte, da ich die meiste Zeit meines Lebens in langweiligen Gebäuden verbringe. Um mich herum ragen die unterschiedlichsten Pflanzen und Bäume aus dem Boden. Es sieht aus wie ein Paradies. Sogar Früchte gibt es weit und reich. Nicht, dass ich sie essen würde. Ich habe echt kein Bock unnötig zu sterben, um mir danach das Nörgeln meiner Mum anzuhören. Die Szenerie erinnert mich an mein erstes 'Abenteuer' mit Inu. Ich kann nur hoffen, dass mir nicht schon wieder ein scheiß Vieh auflauert.

Gerade als ich denke, ich falle vor Erschöpfung tot um, höre ich aus der Nähe Gesang. Es ist die Stimme eines Mädchens. Was um alles in der Welt macht denn ein Mädchen alleine im Wald? Nur so zur Info, ich zähle nicht. Ich ziehe mir mein rotes Cape über den Kopf, um noch mehr aus dem Gestrüpp herauszustechen. "Komme mir ja fast wie Rotkäppchen vor.", murmel ich leise vor mich hin und folge der Stimme. Hinter einem Baum entdecke ich schließlich eine große Fläche voller bunter Blumen. Sonnenstrahlen leuchten durch die Baumkronen hindurch und zeigen auf die Person, die in der Mitte des Beetes kniet. Mir stockt fast der Atem, als ich das Mädchen erblicke. Schwarzes langes Haar mit einer blauen Blume darin, in einem blauen Samtkleid, blass wie ein Engel, sitzt sie mit gesenktem Kopf in mitten der Kulisse und pflückt Blumen in den Korb, der neben ihr liegt. Ich traue mich nicht ihr näher zu kommen, da treffen sich unsere Blicke und sie verstummt. Ihre meerblauen Augen, umrandet von langen Wimpern, ziehen mich noch mehr in den Bann. Man könnte meinen, sie sei mindestens genau so schön wie ich. Erst jetzt, wage ich es mich zu ihr zu gesellen.

"Sankarea", ist ihr Name. "Was machst du hier?", frage ich.

Virtuelle Liebe = Echte Liebe? (BoyxBoy)Where stories live. Discover now