Kapitel 20 - [✔️]

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Ich stand eine ganze Weile einfach nur da und blickte der untergehenden Sonne entgegen. Kein einziges mal wagte ich es Franco, meinen Vater anzusehen.
Ich zuckte leicht zusammen als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Es war Franco der mich nun ansah. "Kommst du wieder mit ins Warme?" Fragte er mich und legte mir mir eine Decke über die Schultern, die er mit auf den Balkon genommen hatte. Ich schüttelte stumm denn Kopf und nahm die Decke dankend an. Er nickte lächelnd und lies mich dann alleine.

"Ich werde mir jetzt etwas zu Essen machen, willst du auch was??" Fragte er mich. Er stand in der Küche und war gerade dabei etwas zu kochen. Ich schüttelte ablehnend denn Kopf. "Nein danke, aber ich bin nicht hungrig!"
"Ok wie du willst" sagte er nur und rührte einmal in der Pfanne um.
Ich setzte mich auf das Sofa. Er hatte es bereits ausgezogen und mit einem Kissen und einer Bettdecke bezogen.
Kurz darauf setzte er sich mit einem Teller an den Tisch.

"Und du willst wirklich nichts?" Hackte er erneut nach. "Nein, ich möchte wirklich nichts!" Lehnte ich wieder ab. Ich setzte mich zu ihm an denn Tisch. Die ganze Zeit über in der er aß, starrte ich auf meine Finger. Immer wieder kamen mir Gedanken hoch, was mir Lukas bereits alles angetan hatte und was als nächstes kommen würde.

„Du machst dir Sorgen wegen Lukas stimmts?" Fragte mich Franco einfühlen. Ich nickte nur stumm und sah weiterhin auf meine Finger. "Du solltest wirklich zur Polizei gehen und ihn anzeigen! Sonst wird es nie besser!" Sprach er auf mich ein.

"Nein! Das kann ich nicht!" Sagte ich etwas lauter als gewollt. Meine Stimme zitterte.

„Er wird es herausfinden und mich umbringen! Ich kann das einfach nicht!" Ich konnte nicht mehr länger dem Druck stand halten der auf mir lag. Zuerst verliere ich meinen Bruder, dann verschwindet auch noch meine Mutter und jetzt habe ich meinen richtigen Vater gefunden. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich schlug meine Hände vor mein Gesicht und fing an zu weinen. Franco kam zu mir auf die andere Seite des Tisches. "Alles wird gut! Komm beruhig dich erstmal. Ich werde dir dabei helfen zur Polizei zu gehen. Es wird alles wieder gut werden." Seine Stimme wirkte beruhigend auf mich ein, so wie am ersten Tag, an dem ich Franco je gesehen hatte.

"Meinst du wirklich?" Fragte ich schluchzend nach. Als Antwort nickte er nur. Ich nickte ebenfalls und stand dann vom Sofa auf.

"Ich bin schon etwas müde, ich werde gleich ins Bett gehen." Ich sah auf die Uhr im Wohnzimmer. Es war bereits 20:00 Uhr.

"Ok ist gut! Wenn du was brauchst sag einfach Bescheid." Sagte er zu mir und sah mir hinter her wie ich im Zimmer verschwand.

"Schlaf gut" wünschte er mir noch am Schluss. "Danke du auch!" Entgegnete ich nur und verschwand in seinem Schlafzimmer das er mir bereits gezeigt hatte.
Ich zog mir meinen Schlafanzug an, den ich mir von zu Hause mitgenommen hatte und ging dann anschließend ins Bad um mich dort fertig zu machen.

Als ich fertig war kam ich wieder ins Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett. Neben dem Bett stand ein großes Regal voller Bücher. Vorsichtig nahm ich mir eines heraus. Es hatte den Titel "Das Leben im Nichts" neugierig las ich mir den Klappentext und schlug dann das erste Kapitel auf. Wie versunken in diesem Buch saß ich auf dem Bett. Frei von allem. Frei von meinen Sorgen, frei von Lukas und frei von meinen Mitschülern die mich andauernd mobbten. Ich war so versunken in diesem Buch das ich nicht bemerkte wie es draußen immer dunkler wurde und nur noch das schwache Licht aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer trat und es ein wenig erhellte. Langsam löste ich mich von dem Buch, da es immer dunkler im Raum wurde.
Ich stellte es wieder ins Regal zurück und legte mich ins Bett. Lange Zeit war ich noch wach und starrte auf die Decke. Mit einem mulmigen Gefühl schlief ich schließlich ein.
Ich schlief bereits als Franco ins Schlafzimmer sah. Er lehnte sich an den Türrahmen und lächelte glücklich. "Schlaf gut!" Flüsterte er und blieb noch eine Weile so stehen bis er sich dann umdrehte und ging.

Wenn das Leben gegen dich istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt