Kapitel 7

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Wie versteinert blieb ich an derselben Position stehen und wusste nicht, was ich nun machen sollte. Er hielt beide meiner Handgelenke in seinen Händen und starrte sie seit einigen Minuten fassungslos an. Eine Träne entwich mir, die schließlich auf meinen Arm fiel. Wie von einer Trance erwacht, sah er mir schließlich erneut in die Augen. Langsam begann er den Kopf zu schütteln und konnte es anscheinend nicht glauben.

"Wer hat das gemacht?", wollte er wissen und ich konnte eine gewisse Wut aus seiner Stimme heraushören.

Überfordert über die Situation senkte ich den Blick und schaute seine Hände an, die fest um meine umgriffen waren. Im Moment bekam ich kein einzigen Ton raus und allgemein hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn jemand meine Verletzungen fand. Nicht ein kleiner Gedanke war mir auch nur durch den Kopf dabei gegangen und nun steckte ich hier drin.

"Du kannst mir vertrauen", sprach er auf einmal vollkommen beruhigend und als ich diese Worte aus seinem Mund hörte, richteten sich meine Augen auf ihn.

Seine kalten Blicke waren verschwunden und nur für einen kleinen Augenblick fühlte ich mich so geborgen bei ihm, aber das war Dyan Miller. Ein herzloser Junge, der sich kein bisschen für mich interessierte. Aus diesem Grund zog ich vorsichtig meine Hände aus seinem Griff und entfernte mich einige Schritte von ihm. Diesmal war ich diejenige, die den Kopf schüttelte und anschließend die Küche verließ. Mit schnellen Schritten kam ich zum Wohnzimmer und schnappte mir schleunigst meine Sachen. Somit verschwand ich aus dem Haus und ignorierte die Schreie von Luke, dabei hoffte ich, dass Dyan ihm nichts erzählte.

Ich rannte davon und entfernte mich von dort. Nebenbei spürte ich gleichzeitig die warmen Tränen, die nicht mehr aufhören wollten. Meine Sicht verschwand dadurch, weshalb ich schwer atmend stehen blieb. Völlig fertig mit meinen Nerven lehnte ich mich gegen eine Mauer an und versuchte meinen schnellen Herzschlag zu beruhigen.

Es war so verdammt dumm von mir, denn ich durfte da niemals mitgehen. Ein so großer Fehler war es mich den anderen zu nähern. Egal wie sehr mich Luke auch gezwungen hatte, durfte ich es nicht. Ich hätte eine Ausrede finden sollen. Am besten musste ich ihn vollkommen von mir fern halten, aber ich hatte rein gar nichts dagegen getan. Allein der Gedanke, das ich nicht einmal daran gedacht hatte, dass etwas passieren könnte, war so naiv von mir.

Wie konnte man nur so dumm sein?

Verzweifelt legte ich die Hand vor die Stirn und bemerkte nebenbei wie stark ich zitterte. Meine Augen schlossen sich automatisch und erneut fanden die Tränen ihren Weg nach draußen.

•••

Schon wieder klingelte dieser Wecker, weswegen ich ungewollt aufstehen musste. Das einzige Gute an dem Tag war, dass wir Freitag hatten.

Im Badezimmer wusch ich mir das Gesicht und trocknete es anschließend mit einem Handtuch ab. Am Ende ob ich den Kopf, um mich im Spiegel zu betrachten und wie erwartet, schaute ich einfach nur schrecklich aus. Die ganze Nacht hatte ich nämlich geweint und bekam somit schöne Augenringe, als Geschenk.

Kopfschüttelnd verließ ich schließlich den Raum und machte mich wie jeden Morgen für die Schule fertig.

Nach einer kurzen Weile war ich bereit und ging die Treppen zum Wohnzimmer runter. Leicht verwirrt blieb ich aber an der letzten Stufe stehen, denn ich konnte laute Musik hören und es roch nach Essen. Definitiv handelte es ich um Eier und Speck, jedoch war meine Mutter kein Fan davon, weshalb sie es nicht sein könnte. Aus diesem Grund schlenderte ich in die Küche und fand zwei tanzende Zwillinge beim Frühstück vorbereiten.

"Guten Morgen, Kleines", wünschte mir Bryan und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Geht es euch gut?", wollte ich grinsend wissen.

Mein LebenWhere stories live. Discover now