Kapitel 8

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Es war Sonntagmittag und ich hatte absolut keine Lust auf das bevorstehende Abendessen mit meiner Familie und Magnus. Meine Schwester hatte gestern Magnus auf Wunsch meiner Eltern eingeladen und er hatte zugesagt. Nun saß ich in meinem Zimmer und versuchte mich auf mein Buch zu konzentrieren, was aber nicht ganz so gut klappte. Denn um ehrlich zu sein, war mir irgendwie unwohl dabei Magnus wiederzusehen. Ich hatte so ein komisches Gefühl, welches ich nicht ganz so einordnen konnte. War es Aufregung? Ja doch war es. Aber wieso war ich aufgeregt? Lag es vielleicht daran, dass er meine Seite gesehen hatte, die meine Eltern nicht sehen sollten? Aber er würde wahrscheinlich nicht während dem Essen plötzlich anfangen zu erzählen, wie ich einem Typ geschlagen hatte. Ich denke meine Eltern würden ausrasten, wenn sie erführen, was ich getan hatte. Meine Mutter würde sagen, dass ich an unseren Ruf denken musste. Sie würde wahrscheinlich alles tun, damit niemand weiß, dass ihr Sohn jemand geschlagen hatte. Ihr war der Ruf der Familie sehr wichtig. Man durfte nicht aus der Reihe tanzen, sonst würde man wirklich Ärger bekommen. Ich fuhr mir mit meiner Hand über das Gesicht und legte mein Buch weg. Vielleicht sollte ich mich ein bisschen ablenken. Also beschloss ich joggen zu gehen, da ich dabei immer den Kopf frei bekam. Schnell zog ich mir eine Jogginghose und ein Sportshirt an. Wir hatten Herbst, jedoch einen sehr warmen, weshalb ich keine Jacke brauchte als ich raus ging. Draußen atmete ich die frische Luft ein und ging dann unsere Einfahrt entlang. Ich hörte jemand nebenan reden, also drehte ich meinen Kopf und wen ich da sah, kann sich wohl jeder denken. Erneut fiel mir auf, wie gut er aussah. Er trug ein rotes Hemd und eine schwarze skinny jeans, die sehr gut seine schlanke Figur zur Geltung brachte. In seiner Hand war ein Handy, mit dem er gerade telefonierte. Als er sah, dass ich ihn musterte grinste er und zwinkerte mir zu. Sofort drehte ich meinen Kopf weg und lief schnell weg.
Ich joggte im Park, in der Nähe eines Waldes. Diesen Weg war ich schon oft gelaufen, jedoch war ich noch nie so abgelenkt wie heute. Mir ging ziemlich viel durch den Kopf. Vor allem, was Magnus vorhin schon wieder gemacht hatte. Oder besser gesagt, dass ich ihn angestarrt hatte. Wieso tat ich sowas? Und wieso schien er damit kein Problem zu haben, dass sein Nachbar, den er erst seit zwei Tagen kennt, ihn anstarrte?
Total in Gedanken versunken rannte ich einfach geradeaus, ohne auf meinen Weg zu achten. Plötzlich prallte ich mit meinem Kopf an etwas hartes. Erschrocken stolperte ich ein paar Schritte zurück und sah zu einer Laterne, die genau vor mir stand. Verfickte Scheiße! Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht und hielt mir den Kopf. Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und öffnete die Frontkamera. Eine nicht allzu kleine Schürfwunde zierte meine Stirn, die ganz und gar nicht gut aussah. Verdammt!
Aufmerksam lief ich nach Hause, da ich keine Lust auf noch ein Zusammentreffen mit einer Laterne hatte.
Zuhause angekommen fing Izzy mich noch an der Tür ab und fragte: „Was ist denn mit dir passiert?" „Ich hab nicht auf den Weg geachtet und bin mit einer Laterne zusammen gestoßen.", murmelte ich verlegen. Izzy grinste mich amüsant an und fragte mir hochgezogen Augenbrauen: „Waren deine Gedanken so interessant?" „Woher...?", fragte ich verwundert, doch wurde von Izzy unterbrochen. „Ach, war nur so eine Vermutung.", antwortete sie und lief ins Wohnzimmer. Überfordert lief ich in mein Zimmer, um mit Anziehsachen zu holen und ging dann duschen.
Während dem Duschen dachte ich nochmal nach und mir wurde erneut bewusst, wie wenig Lust ich auf heute Abend hatte. Nach dem Duschen sah ich in den Spiegel und betrachtete das blau- rote Etwas auf meiner Stirn. Kopfschüttelnd ging ich in mein Zimmer und musste leider feststellen, dass wir bereits fünf Uhr hatten und das bedeutete, dass heute Abend nicht mehr lange hin war. Das hieß auch das ich bald Magnus wiedersehen würde. Irgendwie war es mir unangenehm, dass ich ihn so intensiv gemustert hatte. Seit wann kümmert mich das? Mist!

Malec - New NeighbourWhere stories live. Discover now