Kapitel 11

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Während des Unterrichts war ich kurz davor auszurasten. Ich war in der zwölften Klasse, also in meinem Abschlussjahr und ich hatte das Gefühl, dass wir Stoff aus der siebten durchnehmen. Einfach schrecklich...
Nachdem der inkompetente Lehrer 45 Minuten erklärt hatte, wie man mit Brüchen und Wurzeln rechnet, gab er uns zwei Seiten voller Aufgaben, da wir ja so laut waren und wir daran Schuld sind, wenn wir es nicht verstanden hatten. Natürlich...
Jedenfalls waren die Aufgaben viel zu leicht, sodass ich bereits nach einer viertel Stunde alle Aufgaben gemacht hatte. Dann hatte ich meine Lösungen mit denen meines Lehrers verglichen und sogar einen Fehler in seinen Lösungen gefunden. Wie konnte der Typ überhaupt Lehrer werden, wenn er selbst keine Ahnung von dem hat, was er uns versucht beizubringen.
Solange ich wartete bis meine Mitschüler mit den Aufgaben fertig waren, schweiften meine Gedanken wieder zum Abend vor zwei Tagen ab. Ich hatte Magnus seitdem nicht mehr gesehen. Ob es etwas damit zutun hatte, dass ich ihn so angeschrien hatte, oder ob er einfach lange arbeiten war, wusste ich nicht. Doch wie er darauf kam, dass ich etwas für ihn empfinde, war mir immernoch ein Rätsel. Ich meine, er war doch derjenige, der mir immer zugezwinkert hat und... Stopp!
Mit fiel gerade auf, dass er mir meinen ersten Kuss genommen hatte. Was fällt ihm eigentlich ein?!
Zu meinem Glück klingelte es in dem Moment zur Pause und ich versuchte so schnell wie möglich aus den Klassenraum zu kommen. Auf dem Weg sagte ich zu Izzy: „Hey Iz, mir geht's nicht so gut. Kannst du mich für den Rest des Tagen entschuldigen?" Sie lächelte mich an und antwortete: „Klar, kann ich machen. Brauchst du irgendwas? Vielleicht ein bisschen Gesellschaft zu Hause?" Ich verdrehte die Augen und erwiderte: „Nein Izzy, ich komm schon klar und außerdem wäre es für dich angebracht in der Schule zu bleiben und ein bisschen zu lernen." Ich erntete noch einen beleidigten Blick von ihr und verließ dann das Schulgelände, um mit meinem Auto nach Hause zu fahren. Naja, eigentlich nicht nach Hause. Ich wollte zu Magnus und ihn für sein Handeln zur Rechenschaft ziehen.
Nach einer etwa zehn Minütigen Autofahrt parkte ich mein Auto in der Garage und lief zum Haus nebenan. Ich klingelte und hoffte einfach mal, dass er nicht arbeiten war. Nach kurzem Warten, wurde die Tür aufgemacht und Magnus stand vor mir. Er sah mich verwirrt an und sagte: „Oh hallo Alec, mit dir hatte ich nicht gerechnet." Ich sah ihn genervt an und antwortete: „Wir müssen reden!" Magnus musterte mich skeptisch, doch ließ mich dann in das Haus. Ich lief hinein und sah mich im großen Eingangsbereich um. Es war wirklich schön. Etwas orientalisch eingerichtete und gleichzeitig so modern. „Gefällt dir die Einrichtung? Es hat ewig gedauert die ganzen Sachen irgendwo aufzutreiben.", sagte Magnus und lief an mir vorbei, in einen angrenzenden Raum. „Ja, es ist wirklich schön, aber dafür bin ich nicht da.", wechselte ich das Thema. „Du hast mir meinen ersten Kuss genommen! Ist dir das eigentlich bewusst?", fügte ich hinzu. Magnus sah mich irritiert an und fragte: „Um das richtig zu verstehen. Du bist 17 und hattest deinen ersten Kuss noch nicht..." „Woher weißt du wie alt ich bin?", unterbrach ich ihn. „Spielt keine Rolle. Das heißt, du hattest noch keine Beziehung und somit auch noch nicht dein Erstes Mal?", fragte er unbeirrt weiter. Ich sah ihn ungläubig an und fragte: „Was hat das mit meinem Sexual- und Liebesleben zu tun?" „Nichts, ich habe nur logisch geschlussfolgert.", antwortete er. „Das ist noch lange keine Entschuldigung!", lenkte ich zum Thema zurück. „Ich hab noch nichtmal versucht mich zu entschuldigen.", erwiderte er. „Alexander, es tut mir ja sehr leid, aber ich habe nicht gewusst, dass du ungeküsst warst.", fuhr er fort. „Das ist alles??", fragte ich ungläubig. „Ja, das ist alles. Außerdem ist es fast zehn Uhr und ich muss arbeiten gehen. Also wenn ich dich bitten dürfte.", sagte er und deutete Richtung Tür. War das sein Ernst? Ich blieb wie angewurzelt stehen, woraufhin Magnus die Augen verdrehte und selber zur Tür ging. Ich löste mich aus meinen Gedanken und folgte ihm.
Er zog sich gerade seine Schuhe an, dann nahm er seine Jacke und verließ, gefolgt von mir, das Haus. „Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen!", rief ich ihm zu, als er zu seinem Auto ging. „Doch kann ich und muss ich. Von nichts kommt nichts. Wir sehen uns!", erwiderte er, hob sein Hand zum Abschied und stieg dann ein.
Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher, ging dann zu mir nach Hause und verkroch mich in meinem Zimmer.

Malec - New NeighbourWhere stories live. Discover now