6.

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„Du bist erstaunlich stark und hältst lange durch, selbst wenn du gerade schwer verletzt gehst. Das ist gut.
Das vermutet man bei einer so edlen, adeligen Blume nicht. Aber deine Verletzungen schwächen dich noch. Du hast letzte Nacht viel Blut verloren und solltest besser noch ausruhen.
Und da du mich wohl auch noch nicht so gerne ansehen willst, gestatte ich dir Dich wieder zurück zu ziehen.
Denn du bist natürlich eine Jungfrau, so sittsam und rein und an nichts gewöhnt, nichts gesehen oder je böses erlebt...
Hier wird dem ganz schnell abgeholfen, Tia, verstehst du das? Ein Dragon der sich jemanden zur Braut erwählt und dann in der Nähe behält, kommt nur allzu leicht in die Hitze. Und du bist wirklich schön... und tapfer auch noch. Also werden die anderen wohl doch noch versuchen dich mir streitig zu machen, und ich werde kämpfen und töten müssen um dich zu behalten.
Nun... Vielleicht.
Es gibt wahrlich nicht sehr viele Dragon, die es noch versuchen gegen mich zu kämpfen."
„Also bist du ... sehr stark?", wagte es Tia leise zu fragen und er blickte wieder zu ihr hin.
„Das bin ich."
„Und... Bedeuten das auch die Runen auf deinem Gesicht und auf dem Körper? Ich kenne einige davon. Ein Wanderbarde brachte sie mir bei, sehr zum Missfallen meines Vaters. Diese Großen auf der Brust und den Schultern bedeuten doch Feuer, Dunkelheit und Krieg, nicht wahr? Und auf deiner Stirn ... das ist ein Unendlichkeitsknoten ... den tragen bei uns nur böse Druiden oder Wicca, die unschuldige gemordet haben. Aber die Zeichen auf deinen Wangen kenne ich nicht. Hast du sie... weil du vielleicht nahezu Unbesiegbar bist, wie du gerade noch meintest?", fragte sie ihn nun doch etwas nervös und er blinzelte kurz überrascht zu ihr hin, derweil er den schon wieder gefüllten Eimer in der Hand hielt.
„Du kennst also die Elemente des Dragonlierrf?", fragte er sie schließlich ernsthaft und ohne auf ihre Frage einzugehen.
Tia errötete prompt verlegen.
„Oh ... oh nein... die Schriftsprache der Drachen kenne ich nicht, nur einzelne, bekannte Runen davon ... verzeiht bitte, ich wollte nicht neugierig sein..."
„Und doch bekunden deine Fragen ein unerwartetes Interesse an mir... bei deiner Furcht vor mir ist das bemerkenswert. So etwas erwartet hier niemand von einer adeligen Lady.
Da werden die anderen aber staunen... denn
eigentlich haben sie mir ja ganz bewusst dieses Los von deinem Land zugeschanzt, weil ich immerdar kurzen Prozess mit den ängstlichen Bräuten mache, die immer noch so lustig kreischen und heulen, obwohl sie doch schon beinahe Tod sind, durch den Gifttrunk, den sie freiwillig schlucken und der ihnen fast schon alle Sinne raubt ... außer den letzten... für den Schmerz.
Ich dachte wirklich nicht ausgerechnet in deinem Reich einem Mädchen zu begegnen das mich freiwillig erwählen würde. Du bist eine echte Überraschung, meine Mutige, zweifellos. Doch eben dieser Mut wird nicht für lange unerkannt bleiben, noch werden die anderen einfach so hinnehmen, das ich solch eine Juwel für mich gewann."
Tia fühlte ihre Wangen heiß brennen.
„Gleichgültig also ob du mich nun ansehen willst oder nicht, Tia. Du gehört jetzt mir.", fügte er noch ernsthaft hinzu.
Sie nickte nur hastig und schluckte hart.
„So ich euch gerade aufgrund meines Verhaltens missfalle, tut es mir sehr Leid, Dragon. Ich erbitte Eure Bestrafung und Anleitung, damit ich schnell dazulerne und euch bald nicht mehr so sehr missfalle.", bot sie ihm rasch an.
Und zum ersten Mal schien der Drache nun ehrlich erstaunt über Ihre Worte zu sein.

„Du ... hast mich wohl gerade missverstanden. Denn du missfällst mir nicht, Tia, ganz im Gegenteil. Eben weil du noch nichts gewohnt bist und nichts gesehen hast, gestatte ich es dir bei Seite zu sehen. Ja es gefällt mir sogar recht gut, muss ich gestehen, dich so rein und scheu und unerfahren zu erleben...
Ich bewundere dich sogar dafür, dass du trotz deiner Furcht und trotz dass ich dich sogar verletzte, immer noch so ruhig geblieben und nicht etwa fort gelaufen bist.
Statt dessen sprichst du mit mir, fragst mich Dinge...
Das ist außergewöhnlich, egal aus welchem Land du auch immer kommst.
Alle die von einem Dragon verletzt werden laufen ihm fort, statt auch noch stehen zu bleiben und sich zur weiteren Bestrafung anzubieten.
Doch höre mir zu... Da du ja gerade auch noch mutigerweise meine Anweisung erbeten hast...
Wenn mich niemand im Lakkhall der Dragon tötet und dich somit für sich selbst einfordert, hast du auch fürderhin keinen Grund einen der anderen Dragon genauer anzusehen.
- Verstehst du das?", fragte er sie nun fast schon lächelnd und sie zog nur wieder verwirrt die Brauen zusammen. „J...ja Herr.", nickte sie trotzdem rasch zustimmend.
Sein Lächeln verstärkte sich daraufhin noch.
„Das ist gut.... denn was ich nämlich mitunter auch bin ist höllisch eifersüchtig, besitzergreifend und wenn man mich reizt ... bin ich gelegentlich auch mal zornig."
„Ich werde keinen anderen Dragon näher Ansehen." versprach sie ihm hastig und nickte noch einmal bekräftigend, um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte.
Sie sollte nur noch ihn allein ansehen. Sonst würde sie es wohl schwer büßen müssen.
Erneut Streckte er seine Hand nach ihrem Haar aus und zupft ein klein wenig an den langen Flechten.
„So gehorsam und tapfer... Oh, ich werde dich bald schon auf mein Lager nehmen und dann gehörst du vollständig mir. Aber... noch nicht sogleich, denn du bist ja verletzt. Ich könnte dich leicht noch mehr verletzten oder sogar töten, wenn ich rasend werde oder dein Blut rieche, während ich dich nehme, also warten wir hier in dieser Höhle, bis es dir etwas besser geht. Und du tust nur immer das was ich dir sage, verstanden?", gestand er ihr nun erfreulicherweise zu und Tia wäre vor lauter Dankbarkeit über das Gehörte nun beinah in Tränen ausgebrochen.
Doch sie nickte nur wieder rasch und hielt den Blick weiter gesenkt.
„Dann sieh mich jetzt an, Tia!", befahl er ihr leise.
Sie zuckte leicht zusammen gehorchte ihm aber rasch und blickte beunruhigt zu ihm hoch.
Da lächelte er schon wieder und seine Hand legte sich hauchleicht auf ihre Wange.
„Gut... siehst du? Das ist gerade alles was ich von dir will.", flüsterte er leise, hob auch seine andere Hand und strich ihr die offenen Haare leicht und sanft aus dem Gesicht zurück und hinter das rechte Ohr.
Oh... wie konnte er nur so grausam aussehen und doch so sanft sein, fragte Tia sich nun immer verwirrter. Denn er war ganz anders als sie sich einen Drachen vorgestellt hatte... freundlich statt brutal und Rücksichtsvoll statt grausam... ?!
Warum verbrannten sie dann all jene die sich gegen sie entschieden? Warum ließen sie die nicht einfach leben?

Da hob er sie plötzlich wieder auf seine starken Arme, dass sie erschrocken aufkeuchte und sich unwillkürlich an seinen Hals klammern wollte, doch sie ließ ihn schnell wieder los und keuchte nur überrascht und schmerzlich auf, weil er sie bereits zurück in die andere Höhle trug und dort wieder auf das erhöhte Steinpodest legte auf dem mehrere Felle ausgebreitet lagen.
Das allerdings sah sie erst, als er ein paar kleinere Felle von den zwei Steinöffnungen herunter zog und damit auch Diesen Höhlenraum erhellte.
Er prüfte dann auch noch mal ihren Verband am Arm ... ob er gut und fest genug in der Schlinge fixiert war. Schon schlang er ein weiteres Band unter ihrem heilen Arm hindurch und band es über dem Arm und über der Halsschlinge noch etwas fester.
„Geht es so?", fragte er sie schließlich und sie nickte hastig.
„Gut... Bleib hier und ruhe dich aus! Ich fliege gleich noch einmal aus. Es ist eine Sitte nach dem Opferfest zum Feuerfelsen zu kommen und zu berichten. Doch deine Wunden bluten wieder, weil du dich gerade erhoben hast und herumgelaufen bist.
Mach das vorerst nicht zu viel, Tia und versuche auch nicht mir zu entkommen, denn dann würdest du lediglich in einen Drachenkampf um deinen Besitz geraten. Hast du das verstanden?", knurrte er bedrohlich leise. Sie nickte nur erneut hastig und biss sich kurz hart auf die spröde Lippe, um ihr Zittern zu verbergen. Er aber wandte sich nun vollkommen unbeeindruckt von ihr ab und verwandelte sich noch im Gehen in den Drachen... fauchte und grollte bereits um die Ecke verschwunden auf, wobei sie sein gewaltiges Schwertschwanzende gerade noch um den Felsen herumschaben sah... Schon war er verschwunden und Tia legte sich zittrig durchatmend zurück auf die Felle und hielt sich ihre wehe Seite.
Oh ja, dachte sie besorgt. Der Drache hatte wirklich Recht. Sie blutete ein wenig. Aber sie fühlte sich nun auch zu schwach, um da noch irgendetwas zu versuchen. Also schloss sie nur noch die müden Augen und döste schließlich friedlich ein.

DrachenmondWhere stories live. Discover now