19.

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🎄15

Hester schloss schließlich ganz leise die Türe und lief eilig nach unten.
Die Küchenhilfen und die beiden Köche Ida und Jakob sahen sie erwartungsvoll an.
„Wie ist sie, die erwählte Edeldame? Ist recht arrogant und garstig, ja?", fragte Jacob sie sogleich skeptisch. Hester winkte eilig ab.
„Oh nein, wo denkst du hin? Lady Tia ist liebreizend, freundlich und sehr herzlich. Sie hat heute Morgen kalt gebadet - natürlich im heiligen Wasser des Hortes. Wenn ihr mich fragt musste sie es, denn sie war gewiss schwer verletzt.
Sie trug unter ihrem edlen Umhang ein Spitzenkleid, doch der Herr hatte sie schwer verletzt es war an der Seite ganz Blutig. Und so hatte sie zuletzt nur noch das Untergewandt und blutig-weiße Binden mit Blutflecken an, weshalb sie unedel wirkte und Maggy, Erola, wie auch Antony zu ihrem falschen Schluss kamen. Doch wenn du mit ihr sprichst bemerkst du es, dass sie eben doch Edelgeboren ist, denn sie hat feine Manieren."
„Und der Herr hatte sie wirklich schwer verletzt? Ja, lernt er es denn nicht endlich?", wunderte sich die Köchin empört.
„Wohl nicht!", seufzte Hester besorgt. „Ein Glück nur das unsere gute, liebe Herrin brutale Härten bereits zu kennen scheint. Tatsächlich sagte sie mir der Herr sei überaus freundlich und sanft mit ihr umgegangen, stellt euch das vor! Ein Blutiges Kleid und unzählige Verbände am ganzen Körper und sie spricht den grausamen Darkh dennoch zu einem herzensguten Engel."
Die Köchin schlug schnell ein Zeichen gegen das böse und der Koch schmiss fluchend seine Mütze zu Boden.
„Und das spricht sie, wo die Drachen doch gerade alle ausgeflogen sind das Königreich und auch ihre Familie zu strafen, dafür das sie dies liebreizende Mädchen im Ertragen schwerer Leiden abgerichtet haben.
Wenn ihr mich fragt so ist ihr Sanftmut noch ihr Verderben und wir müssen nun alle gut auf sie achtgeben, sie verwöhnen und ihre Wünsche erraten, denn sie wird von sich aus nichts fordern."
„Dann kann sie auch keine wahre Edle sein. Die fordern doch alle und sei es noch so aberwitzig das Blut eines Neugeborenen...", meinte ein Knecht der gerade das Holz für den Ofen hereingeschleppt hatte.
Hester rannte sofort herzu und schlug ihm erbost auf die Mütze.
„Wirst du wohl still sein, du Hammel?! Eine wahre Edeldame ist sie, drückt sich so gewählt aus und schreitet gesittet einher. Sie hat sich ihr Erschrecken über die Brannthalle kaum anmerken lassen. Sie benutzte auch keine grobe Manie, führwar, Grindel. Ich will nicht noch mal hören dass du über unsere neue Herrin klatschst nur weil Maggy behauptet hat ihre Art sei ungewöhnlich.
Doch will ich dich erleben wenn du aufwächst in dem Wissen das dich niemand liebt, weil deine Geburt das Leben der eigenen Mutter beendet hat!", scholt Hester den nun rot ablaufenden Burschen.
„Oh du lieber Himmel! Das hat sie dir erzählt?"
Schlug die Köchin die Hände vor der Brust zusammen und Hester nickte besorgt.
„Ja, doch ... stellt euch vor... sie zürnt ihrem Vater noch nicht einmal dafür oder ist traurig deshalb, das er sie nie lieben konnte. Nein, sie ist nur liebreizend und freundlich. Sagte mir, das sie nun gut eine Mahlzeit vertragen könnte, dünn genug sieht sie wahrlich aus. Ida... was du gutes da hast, davon Koch nur das Beste!"
„Das wird der Herr auch zweifellos so erwarten.", nickte Jakob und machte sich ans Werk, nachdem der kleine Hanniball ihm breit grinsend seine Mütze zurückgebracht hatte. Nur Ida kam noch einmal näher an Hester herangetreten.
„Und was hat sie zu der grauenvollen Ausstattung des Schlafgemachs gesagt?", fragte sie Hester flüsternd.
„Sie sagte mir dass sie die Dinge, die sie im Söller geändert haben will, selbst Nähen und besticken möchte, um sich die langen Stunden zu füllen, wenn ihr Herr nicht anwesend ist.
Ich glaube ja nicht das sie eine Vorstellung davon hat wie oft der Herr ihr nun sicherlich beiwohnen wird. Doch auch das erschreckt sie gerade nicht, denke ich. Wie gesagt sie hält sein Handeln tatsächlich für sanft und erklärte ausdrücklich, er hätte ihr kaum weh getan. - Kaum! Puh!", Hester setzte sich erschüttert auf die Bank neben den Herd, während Ida nun ebenfalls die Küchenhilfen aufscheuchte, fette Rebhühnchen zu holen und zu schlachten, sie zu rupfen und reifes Gemüse im Garten zu ziehen, damit sie die Herrin nun gut verköstigen konnten.
„Sagte sie auch was ihre Leibspeise ist, Hester?", fragte Jakob nun wieder ein wenig ärgerlich weil Hester ihn gerade so vollkommen ignorierte.
„Sie sagte alles was ein guter Koch bereitet ist ihr recht. Ich denke nicht dass sie je die Wahl hatte unter verschiedenen Speisen zu wählen.
Eine Schande ist das, wenn ihr mich fragt. Sie ist so wunderschön und gutherzig."
Sie hielt eine der Mägde an, die Wasser herbeigetragen hatten und winkte sie mit sich bei Seite zu kommen.
„Sarah... sobald genügend Wasser in der Küche ist, suchst du mit Hanni die besten Stoffe des Ortes heraus, um sie der Lady nachher für ihre Stickereien zu präsentieren, wie auch allerlei Garne in allen Farben die Vorrätig sind.
- Und Ela?!"
Rief die die Magd an die gerade die Öfen der Bäckerin anheizte. „Auch wenn unsere gute Lady uns Diener gerne schonen will, da sie von unseresgleichen aufgezogen wurde und tiefes Verständnis für unsere Mühen hat... der Herr sagte wir sollten ihr alle denkbaren Wünsche erfüllen, also heize das Badehaus ebenfalls noch tüchtig an, wenn du hier fertig bist und Ida zufrieden. Ich will sehen ob sie nicht heute am Nachmittag oder Abend einen kurzen Besuch dort machen will, um sich in diesmal heißem Wasser etwas zu entspannen, bevor die Nacht kommt und der Herr sie wieder zu sich ins Bett nehmen wird.
Alle müssen nun höchst aufmerksam sein! Gebt gut auf unsere Herrin acht und wenn ihr eine Unpässlichkeit bemerkt, so sagt es sogleich und zögert nicht lange!
Der Herr hat zuvor zwei Bräute getötet, diese hier vor solch einem Schicksal zu bewahren haben wir nun ebenso die Aufgabe wie er selbst.
Der Mog'a'gur war schließlich sehr deutlich als er mich und auch Hausvorsteher Hans heute zu sich rief und unsere neue Aufgabe verkündete. Wir werden unsere Lady lehren eine sanfte Hand zu schätzen und ihre liebe unterdrückte Seele nicht weiter ausnutzen zu lassen. Wir werden uns auch niemals über sie stellen oder auch nur auf gleiche Höhe.
Sie ist unsere Herrin und wir sind dazu verpflichtet ihr treulich zu dienen und einzugreifen, wenn sie leiden muss. Also an die Arbeit!
In einer Stunde trage ich das Essen zu ihr. Sie muss nun rasch viel kräftiger werden, wenn sie noch lange unsere Herrin bleiben soll. Also Jacob, backe ihr die feinsten und süßesten Torten und Gebäck, welche sie weinen lassen werden vor Glückseligkeit. Es soll doch wenigstens ein Gutes haben, das sie sich auf diese Tortur mit dem schwarzen Darkh eingelassen hat.
Keine wollte ihn jemals haben. Sie vergehen vor Angst, wenn sie ihn nur von weitem sehen. Doch unsere Herrin Lady Tia ist so mutig und tapfer! Mein Herz zerspringt beinahe vor Mitleid mit ihrer reinen, guten Seele.", sagte sie in die Runde und alles stimmten Kopfnicken und die Ärmste heftig bedauernd mit ein und gingen dann emsig an die Arbeit um ihrer jungen Herrin ein Festmahl zu bereiten.

DrachenmondWhere stories live. Discover now