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Er stand Wache und wartete dass sie erwachen würde... dass sie sich bewegen würde, dass sie etwas sagen oder wenigstens murmeln würde, mit ihrer feinen, gesetzten Stimme.
Jetzt erst erkannte man die Edeldame in ihr, erst im gewohnten Umgang mit dem Gesinde. Tia wies sie ruhig und ohne nervös zu sein an, befahl sich ein schlichtes Mahl und suchte sich  feinen, blauen Samt aus um darauf mit Gold eine zierliche Drachenstickerei zu beginnen, eine neue „Tapisserie" hatte sie gemeint und die rotgoldene dabei etwas gequält angesehen.

Regar meinte dazu nur, das kräftige Rot würde Menschen eher aufregen denn beruhigen, anders als Drachen. Und er musste es wissen. Denn er hatte schon seid zwei Jahren eine Gefährtin. Sie hieß Danilla und war ein  robustes Bauernmädchen aus Rigarloch. Eine Hiesige, freie Frau, die Regar von sich überzeugen konnte. Nicht ein Opfermädchen wie seine Tia.
Auch bei weitem nicht so mutig und tapfer, wie diese, aber freundlich. Nur vor ihm ängstigte sie sich schon etwas, da er ja bereits zwei Bräute getötet hatte. Doch diese hier nicht.
Nein!
Er hatte diesmal gut aufgepasst. Hatte sie wohl auf dem Lager gehabt aber dabei nicht getötet. Sie hatte die Nacht überlebt und dann noch eine weitere. Und sie Blutete nun nicht wegen ihm und sprach offiziell und empört klingend wie auch den Herrscher der Dracheninseln für seine Worte Anklagend für ihn.
Sie war einfach nur wunderbar.
Und er konnte es darauf auch kaum mehr erwarten wieder bei ihr zu liegen.

In Erringar, hatte er ihre Schwestern gesehen und tatsächlich war die eine ebenso dünn und bleichhäutig wie Thia es war. Er war später auch durch das Castel gegangen.
Da hingen Gemälde der Ahnen und eines von ihrer ebenso lieblich und schönen anzusehenden Mutter im Vestibühl, die tatsächlich noch einmal zierlicher gewesen zu sein schien, als ihre Töchter, wenn der Maler es recht getan und so gesehen hatte.
Und so hatte denn auch sein Vater eingesehen, dass seine Braut tatsächlich nicht verhungert war, sondern nur von Natur aus derart überschlank.
Doch ihre Schwestern hatten ihn wie auch seine Schatten- und Jägerfreude im eigenen Clan, welche ihn begleitet hatten, doch ziemlich enttäuscht.

Wie sehr die beiden edlen Mädchen vor ihm und den Dragon-Wächtern gezittert, gejammert und geweint hatten, als sie vor ihm im Staub knieten und um ihre Leben flehten...

Er hatte auch sogleich den grauamen Vater Tias am Halse hochgehoben und gesehen das er mehr als nur bereit war zu gehen. Endlich hatte er zu ihm gesagt.
So war es also mit seiner Missetat begangenes und vorrangig erkorenes Ziel gewesen zu sterben.
Nur darum hatte er ihn letztlich verschont.
Sehr zu seines Vaters missvergnügen.

Doch Darkh sann sich stehts solche Strafen aus die wahrlich Strafen waren, und verbrannte das Schöne große Castel mit allen schönen und wertvollen Dingen darinnen, die Adelige Menschen für sich zu besitzen trachteten.
Er sorgte schlicht dafür das die Familie nun  genauso arm und darbend sein würde wie Tia es lange Zeit ohne jede Zuneigung und Liebe gewesen war. Würden sie ihr Castel im nächsten Jahr wieder aufgebaut haben, würde er erneut hingehen und es verbrennen, und wieder und wieder, bis der Graf verstehen würde, dass es ihm nichts mehr nutzte zu Hoffen.
Er hatte einen schweren Fehler begangen indem er sein Kind hassend verstoßen und gemein mit ihrem Leben gehandelt hatte. Es gab eindeutige Verträge mit den Königreichen  und er hatte in der Tat den Frevel begangen, Tia auf ihr leidvolles Schicksal vorzubereiten wie auch im Rat dafür gestimmt das Mädchen nun schon mit nurmehr fünfzehn Jahren erwählt werden sollten.

Es gab dann drei Steine mit ihrem Namen, wenn nicht sogar alle diesen getragen hatten. Der König hatte seine Opfer-Gabe an ihn mit  Wohlwollen bedacht, und war sehr erstaunt gewesen das dies edle Mädchen tatsächlich mutig und wissend um ihr Opfer, dass sie für ihr Reich erbringen musste, in den Tod schritt.

So hatte es aber noch keine gemacht. Und bereits jetzt hatte seine Tia sich nun ob ihres Mutes einen wehrten Namen gemacht.
In diesem Königreich hatte sich nämlich seid Freya der Bauerntochter von Laphall nie wieder ein Mädchen getraut dem Giftbecher zu entsagen und den Drachen zu wählen.
Es machte es auch nicht besser das eben diese Freya ihr Schicksal in der ersten Nacht mit ihrem Dragon-Bräutigam auch nicht überlebt hatte. So geschah es viel zu vielen Mädchen. Aber nicht seiner Tia.
Nicht diesmal zumindest.
Er würde sich hüten ihr zu schaden, denn sie war noch um etliches prächtiger und mutiger als alle Opfer, die er je zuvor gesehen hatte. Und sie beeindruckte sogar seinen überaus gestrengen Erzeuger, den Mog'a'gur.
Doch vermutlich hatte sich darum bereits ein Band zwischen ihnen beiden entwickelt. Denn wenn sie litt, wie gerade jetzt, dann fühlte er ein starkes Bennen in der Brust und versuchte nicht daran zu denken das jeder Atemzug hier gut auch ihr Letzter sein konnte.

Doch Regar achtete auf ihn. Er war da. Er wachte ebenfalls ... für ihn, mit ihm.

Bald schon konnte er dann wieder zu ihr gehen. Drei Tage Blut hatte sie gesagt und heute war bereits der dritte Tag. Sie saß fein gekleidet und nett frisiert mit Locken und geflochtenen Knäulen am Hinterkopf, in die die Dienerin ihr weiße Perlenschnüre eingeflochten hatte am Fenster und stach mit der Nadel fortwährend in den tiefblauen Samt hinein und wieder hinaus, den sie gestern schon fein gesäumt hatte.
Goldene Säume.
Zierliche Nähte.
Sie konnte gut mit der Nadel umgehen, fand er, auch wenn er noch nie dabei zugesehen hatte wie eine Frau so etwas tat.
Wieso auch...
Er war ein Drache!
Doch alles was Tia tat faszinierte ihn sonderbarerweise.

„Du kannst deine Augen nicht von ihr wenden, Darkh. Ein bemerkenswert kräftiges Mädchen, muss ich schon sagen. Sie erholt sich schnell und hat alle Diener wiederholt wissen lassen, das es ihr sogar gefallen würde dich bald wieder in ihrem Bett zu haben.", meinte sein Freund reichlich nüchtern zu ihm.

Darkh wusste das er Befehl hatte jeden Abend über sein Verhalten an den Mog'a'gur zu berichten, was er auch tat.
Seid er zwei Bräute getötet hatte, war er unter fortwährender Beobachtung und hatte sich von Menschen fern zu halten.
Einzig die geringe Chance doch noch ein Opfer zu finden, das ihn einmal vielleicht erwählen würde, war ihm früher noch geblieben. Und nun hatte sich sein Schicksal wohl erfüllt.

„Aller Guten Dinge sind drei hat meine Danilla gesagt, als ich ihr von deiner Tia berichtet habe. Wenn du willst können wir die beiden miteinander bekannt machen, Darkh. Als meine Gefährtin ist sie ihr doch gleich gestellt.", schlug er ihm leise vor.
Er nickte nur knapp.
„Ja, ein guter Plan. Sie braucht menschliche Freunde, die sich auskennen. Das Gesinde ist ihr zu unvertraut. Und nur mit mir... wird sie sicher bald unglücklich sein.", murmelte er düster.
„Ich habe schon immer gesagt, es lag nicht unbedingt nur an dir. Die Frauen die zuvor deine Bräute waren..."

„Ich tötete sie. Und Ich trage darum auch die Verantwortung. Man kann es nicht schön reden das ich noch zu jung oder später zu dumm war. Ich versäumte meine höchste Pflicht an meinen Bräuten... für ihren Schutz und Gesundheit Sorge zu tragen. Doch Tia werde ich nun nicht wieder verlieren.
Ich bin sanft genug zu ihr, das hat sie allen gesagt. Also mache ich genau so weiter. Ganz  langsam nur und sachte in den Berührungen. Ich fasse ihren Hals nicht an und halte auch nicht ihr schönes Haar in meiner Hand fest.
Und So breche ich ihr dann gewiss auch nicht das Genick."
Regar nickte bekräftigend und lächelte fein. „Ganz genau so mache es! Ich weiß, diesmal schaffst du es dann ganz sicher, mein Freund. Sie ist mutig und wirklich sehr viel schöner als die anderen Bräute es waren."
Darkh nickte nun ebenfalls leicht lächelnd.
„So ist es. Ihre reine Seele hat mich so tief berührt, wie es noch nie zuvor geschah. Sie wehrt sich auch nicht gegen mich oder zappelt und Schreit, im Gegenteil. Ich muss sie nicht einmal festhalten. Und somit breche ich ihr auch nichts.
Selbst wenn sie schwach ist oder blutet werde ich bei ihr nicht Blutrünstig. Das ist gut. Es fällt mir nicht schwer mich fern zu halten. Denn so leidet sie dann nicht noch schlimmer und kann sich wieder ganz und gar erholen. Es... wird ihr sicher bald schon wohlergehen, wenn es so bleibt wie es jetzt ist, nicht wahr, Regar?", fragte er seinen besten Freund und dieser hieb ihm einmal kurz und aufmunternd-hart auf den Rücken.
„Das tut es bereits, mache dir keine Sorgen. Solange sie nur immer weiter für dich spricht und dein Handeln verteidigt, kannst du davon ausgehen, dass du nun wirklich auch alles richtig machst, Darkh."

DrachenmondWhere stories live. Discover now