12.

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Hast du nun genug gegessen? Hast du dich schon richtig angezogen?"
„N...Nein ich hatte zu großen Hunger. Ich brauche noch das Unterzeug.", gestand sie ihm verlegen errötend. „Nun denn... dann hole dir dein Unterzeug, zieh dich an und ... - Kannst du überhaupt noch laufen?", fragte er sie wieder innehaltend, als sie sich prompt umdrehte aber nun beinahe so schwerfällt wie eine alte Frau bewegte.

„Ich... oh... es wird schon gehen. Ich bin nur ein wenig wund. Das geht bald wieder vorbei... HU?!"
Er hob sie auf und brachte sie wieder hinunter zum Teich, bevor sie noch protestieren konnte.
Schon saß sie mit hochgeschlagenen Röcken die er ihr zum festhalten in die Arme gedrückt hatte, im seichten Wasser und er saß tatsächlich neben ihr, mit gerunzelter Stirn und sah zu wie sie um Fassung und Haltung kämpfte.

„Du fürchtest mich nun wieder, nicht wahr?", fragte er sie schließlich leise.
Schnell schüttelte sie den Kopf und schluckte merhmals hart. „Wie könnte ich euch fürchten, Darkh, da ihr doch so freundlich und Rücksichtsvoll zu mir seid. Ich könnte es nicht besser haben, als gerade hier. Tatsächlich finde ich ... war meine Furcht das ausersehene Opfer eines Drachen zu werden, gänzlich unbegründet, denn ihr habt mich geschont und mir geholfen, so wie jetzt auch schon wieder. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet, wirklich.", sah sie ihn kurz aufrichtig an, bevor sie erneut den Blick senkte, weil sie unsicher war, ob sie sich nun noch so normal und menschlich benehmen durfte, wenn sie mit ihm sprach.
„Was besorgt dann dein Gemüt, Tia? Warum bist du so scheu und sprichst mich nicht mit du statt Euch an?", fragte er sie weiter, so sanft klingend wie noch nie ein Mann zu ihr gesprochen hatte. Dennoch war seine Frage nicht leicht zu beantworten.
„Ich ... ich bin nun von die Braut eines Drachen. Mann hat uns vieles über euch erzählt. Einiges ist sicherlich wahr, anderes trifft wohl nur auf einige eurer Art zu aber... die Wahrheit ist: Ich bin es wohl nicht gewohnt mit Rücksicht und Sanftmut behandelt zu werden. Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll. Was ich sagen soll ... oder doch besser gar nichts? Sollte ich nicht besser schweigen?
Ich... habe noch nicht viel Umgang mit erwachsenen Menschen gehabt, mit Ausnahme der Dienerschaft meines Vaters natürlich, denn für ihn war ich nur ein Ärgernis, dessen er sich nicht entledigen konnte.
Doch auch Diener unterscheiden sich sehr von Drachen, denke ich. Und ich weiß so wenig über die formelle Ansprache.
Wie kann ich eine gute Braut sein, wenn ich doch so wenig weiß und ... mich nicht gut auszudrücken verstehe, oder... ob meine Meinung oder Wünsche zu äußern überhaupt erlaubt ist oder nicht... oder ...
Ob ich... chrmmm... dich ansehen darf, oder besser den Kopf gesenkt halte, weil ...dir das vielleicht so besser gefällt an einer Frau.", versuchte sie seinem Wunsch nach einer intimeren Anrede nachzukommen, errötete darüber aber gleich wieder verlegen, weil sie sich so würdelos und dumm damit vorkam.
„Ich bin ... vermutlich eine sehr schlechte Braut, dass ich allsowas nicht schon weiß...", sorgte sie sich ein klein wenig.
Darkh schüttelte nur nachdenklich den Kopf.
„Es ist gut, dass du mit mir sprichst. So weiß ich nun zumindest warum du Dinge tust oder sagst. Du bist die Braut eines Drachen. Ich bin kein Mensch, das macht dich scheu. Du denkst noch daran was anderen Frauen vor dir geschah, weil ich dir von den Vorlieben anderer Drachen erzählte, die ihre Bräute mit ihrer Sippe teilen.
Nun... das sind wenig angesehene Gemüter, die dich nicht mehr zu bekümmern brauchen. Sie können dir jetzt nichts mehr tun, nachdem du nun die MEINE bist. Verstehst du das?", fragte er sie ernsthaft.
„Ja, ich glaube schon, aber... ich fühle mich trotzdem immer noch sehr schüchtern. Vielleicht vergiebst du es mir, dass ich nun mal so bin und doch nicht ganz so mutig und tapfer wie du dachtest.", gestand sie ihm besorgt.
Da lachte er laut heraus und ergriff ihre Hand die das Kleid immer noch vor ihrer Brust zusammengerafft festhielt.

„Tia, eines solltest du über uns Drachen bald möglichst lernen. Wir haben Augen, schärfer noch als Raubvögel und können aus unendlicher Höhe trotzdem noch jede Ameise am Boden krabbeln sehen...und sie auch ebensogut hören.
Denkst du ernsthaft ich hätte deine Prozession und deinen Heldenmut im Angesicht des Felsens nicht gesehen, als ich auf die Rufe eures Herrschers wartete, weit, weit über euch am Himmel gleitend? Deine Fesseln wurden gelöst und du hast sehr ernsthaft mit den Wächtern gesprochen, wolltest nicht dass sie dich hinauf zerren, auf den Felsen. Du schworst ihnen nicht zu fliehen Du hast gebetet, laut. Die Menschen schwiegen still, denn sie waren unendlich beeindruckt von deiner Haltung und Würde... so wie ich. Und so wie dein letzter Herrscher... Wie er blickte, als du vom Wagen herunter gestiegen bist, und  ihm ehrerbietig und anmutig deinen Respekt bezeugtest ... Wie sprachlos er war, als du dich dann wieder erhoben hast und betend und nur noch geleitet von den Rittern hinauf schrittest.
Du hast die vielen Gesichter ringsum nicht gesehen, den beseelten Stolz der jungen Mädchen, die doch erwarteten es würde so wie immer sein, Weinen, Betteln, das Flehen um Gande, Versuche zu fliehen.
Deine Wachen haben es bis zuletzt nicht geglaubt das du dein Los tatsächlich einfach akzeptiert hast, Tia und auch ich habe es nicht geglaubt, als du nur betend die Hände gefaltet hieltest, als sie dir den goldenen Becher der Edeldame reichten. Der feurige Drache auf dem weißen Grund deines Umhanges blähte sich stolz, als du dann hinauf zum Felsen schrittest. Du hast dich nicht auf die Frauen gestützt und sie weinten diesmal auch nicht mit dir, wehklagten nicht trauernd.
Du hast die Felsenklippe betreten und hast dann dagestanden und auf das Meer hinaus geblickt während sie nach mir riefen. Dein Haar wehte aufgelöst im Wind. Du hast so herrlich wild und frei und stolz ausgesehen. Wie eine junge Göttin, die ihren Weg kennt und bereit ist ihn mutig zu gehen.
Der Gong der über das Meer schallt ist gewaltig, nicht wahr? Du hast dich umgeblickt, nicht aufgepasst, ich war schon da aber du hast mich nicht landen gesehen. Doch dann hast du meine Anwesenheit bemerkt und mich sogar berührt..."
Er klang erstaunt also sah sie wieder zu ihm auf. Er lächelte verwundert.
In all den Opferjahren hat mich niemals eine Mädchenhand berührt, sie schrien und rannten fort oder vielen weinend auf die Knie. Ich musste mich einfach verwandeln, musste herausfinden ob du tatsächlich weiter leben möchtest... selbst mit einem Drachen an deiner Seite und vermutlich auf eine Art die du nicht kennst, Tia."

„Welche Art das wohl sein wird? Wirst du mir sehr weh tun, Darkh?", fragte sie ihn ängstlich.
Er runzelte kurz besorgt die Stirn. „Nicht... mehr als bisher. Meinst du... dass du es dann so ertragen kannst?", fragt er sie nun wieder vorsichtig klingend an.
Tia sah ihn nur groß an und schwieg mit offenem Mund.

Seine Miene verdüsterte sich schließlich etwas. „Ich muss dir zuletzt wohl wirklich sehr weh getan haben, verzeih mir...", begann er aber Tia schüttelte nur hastig den Kopf. „Nein... nein Darkh. Wirklich das... das kann ich. Und du hast mir doch gar nicht so sehr weh getan. Wirklich ich... ich staune nur gerade darüber das du wohl denkst... du seist so brutal mit mir gewesen, doch das warst du gar nicht. Mein Vater schlug mich sehr oft, wenn ich sein Missfallen erregte oder auf einmal irgendwo auftauchte, obschon ich besser nicht unter seine Augen getreten wäre.
Das war viel schlimmer.
Ich hatte mich daran schon gewöhnt ... aber wenn du jetzt sagst es wird nicht schlimmer als dieses jetzt dann... kann ich mich glücklich schätzen und mich ganz sicher sehr schnell daran gewöhnen.", sah sie wieder erleichtert zu ihm auf und hätte sogar beinahe zittrig aufgelacht vor Freude.

„Deine Hände beben, Tia. Dir ist kalt. Du musst aus dem Wasser raus.", entschied er plötzlich das Thema wechselnd und packte sie wieder unter den Armen, hob sie einmal mehr an und stellte sie draußen auf einen der Felsensteine hin.
„Warte so, ich trockne deine Haut, dann kannst du dich zu ende ankleiden.. das heißt... wenn es dir nun wieder wohler geht, Tia?", fragte er sie halbwegs und Tia nickte nur wieder scheu errötend zu ihm hoch.
„Danke, ja. Es geht schon wieder sehr viel besser, aber so richtig schlimm war es auch vorher nicht. Tatsächlich kann ich mich da noch an viele Tage erinnern an denen ich mich nach einer Tracht Prügel kaum mehr regen konnte. Das jetzt ist verglichen damit wirklich nichts... nur ... ein bisschen Unwohlsein, nichts weiter.", hob sie noch einmal die Schultern und versuchte wieder ein schwaches Lächeln.
Doch der Drache lächelte nicht, sah sie nur immer noch ganz ernsthaft an und ging dann kopfschüttelnd an ihr vorbei zum Lager hinüber, um dort ein Trockentuch zu holen. „Wenn ein Vater seine edel geborene Tochter dermaßen abrichtet, sogar die Brutalität eines Drachen als milde zu empfinden verdient er es ganz eindeutig einen grausamen Flammentod zu erleiden. Du weißt wohl nicht mehr einzuschätzen wie brutal ich tatsächlich zu dir bin, Tia. Du bist es noch viel grausamer gewohnt und das ist wahrlich ... ein Segen für dich, die du nun gezwungen bist meine Nähe zu erdulden."

Er kniete vor ihr nieder während sie ihn schon wieder ernsthaft verwirrt anblickte und schwieg.
Er schnaubte aber nur leise bei ihrem Verständnislosen Blick, bevor er sie sachte trocken rubbelte und dann erst wieder aufstand und ihre Röcke aus ihrem Klammergriff befreite.

„Tia, du wirst es ohnehin erfahren, also habe ich keinen Grund es dir zu verschweigen. Vor dir hatte ich bereits zwei Bräute. Es ist Jahre her, doch die Erste tötete ich, weil ich sie mir gewaltsam auf mein Lager nahm und dabei nur einmal zu fest im Nacken griff, um sie zu halten, als sie mir fliehen wollte. Die Zweite versuchte mich zu umgarnen, was mir gefiel. Ich war sehr vorsichtig mit ihr, viel mehr als ich es mit dir gerade eben war... und doch brach ich ob meiner Wildheit bei der ersten Vereinigung zu hart und tief durch ihren Leib hindurch, riss sie auf und sie verblutete noch bevor ich sie ins Wasser bringen konnte.

Ich bin in der Tat brutal und grausam, Tia. Die Zeichnungen im Gesicht heißen jede Frau dazu an Abstand zu mir zu halten oder einen qualvollen Tod zu erleiden
Ich wünschte bei den Göttern und Ahnen ich wäre nicht so gefühllos und brutal.
Also lüge mich nicht an und gestehe es gleich, wenn ich dir Schmerz bereite, denn ich will nicht noch eine Frau durch meine Unachtsamkeit verlieren. Schrei es mir entgegen, wenn ich zu fest zupacke und sage es mir wenn ich mich besser von dir fern halten soll, bis du dich wieder genügend erholt hast. Denn das ist mein Wille und du wirst ihn beachten... Und nicht noch länger dich selbst den Drachen zum Opfer darbringen.
Ich ... würde es gerne sehen dass du mir irgendwann ein Kind schenkst. Andere Drachen haben schon Söhne, manche wenige auch Töchter.", meinte er leise und Tia musste unwillkürlich wieder schlucken.

DrachenmondWhere stories live. Discover now