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🥀Der Anfang🥀

Ich hasse es wenn Leute mit mir Mitleid haben. Ich hasse es wenn sie mir in die Augen blicken und sich denken das arme Ding.

Und noch schlimmer ist es wenn sie dich fragen ob es dir gut geht.

Es reicht nicht dass meine Mutter gestorben ist, dazu ist noch mein drogensüchtiger Vater an einer Überdosis gestorben. Aber sonst geht es mir gut. Danke auch.

Frustriert knallte ich die Schublade zu indem ich gerade das Besteck einlagerte und ging mir gestresst durch die Haare. Immer wieder kamen mir die Erinnerungen an die Beerdigung meines Vaters wieder zurück und suchten mich heim. Nur wenige Leute kamen zu der Beerdigung da mein Vater nicht so gemocht und geliebt war. Nicht mal von unserer eigenen Familie. Ich musste mich um alles selber kümmern da mein Bruder sich betrank und für paar Tage einfach verschwand. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Druck, Stress und Panik auf einmal.

Das Öffnen und Schließen unserer Haustür riss mich aus meinen Gedanken und ich hörte die Fußstapfen von David, meinem Bruder, in die Küche kommen. Ich schluckte schwer und betete zu Gott dass er mich heute einfach in Ruhe lässt. Ich habe gleich ein Vorstellungsgespräch und will da ungerne mit einem blauen Auge aufkreuzen.

„Was machst du?", fragte er leise und lehnte sich erschöpft am Türrahmen an. Ich blickte ihn langsam an und erkannte seine großen Pupillen. Er hat definitiv etwas geraucht.

„Habe gerade die Küche aufgeräumt.", sagte ich und er nickte leicht. Als er nichts mehr sagte ging ich um die Kücheninsel und wollte an ihm durch die Tür laufen, doch er hielt mich plötzlich am Arm zurück. Erschrocken presste ich meine Augen zusammen und hielt meine Luft an. Doch als ich nichts spürte, öffnete ich meine Augen wieder langsam und blickte ihn verwirrt an.

„Ich hab Hunger.", sagte er nach der Stille und lies mich endlich los. Als er von mir ging und in sein Zimmer verschwand, atmete ich erleichtert aus.

David ist paar Jahre älter und auch definitiv viel stärker und größer als ich. Deswegen ist es schon fast unmöglich mich gegenüber ihm zu wehren. Seit dem unsere Mutter gestorben und mein Vater nicht bei sich war, hat auch er sich komplett verändert. Er wurde süchtig und sehr aggressiv. Dadurch auch handgreiflich. Meine Familie will nichts von uns hören weshalb für mich nur noch mein Bruder übrig geblieben ist. Eigentlich hätte ich die Chance abzuhauen und mich von ihm zu befreien aber er ist der Letzte der mir geblieben ist. Ich will ihn nicht auch noch verlieren. Ich will nicht alleine sein.

Genervt ging ich wieder in die Küche und machte ihm schnell was zum Essen. Dann stellte ich das Essen auf die Kücheninsel ab und eilte sofort in mein Zimmer. Da zog ich mich schnell um und machte mich fürs Vorstellungsgespräch fertig. Auch wenn wir ein wenig Geld vom Staat und unserer Familie bekommen, reicht es definitiv nicht aus. Und da mein Bruder nichts macht, musste ich das Studieren aufgeben und mir einen Job finden. Deswegen habe ich mich letztlich bei einer Bar in der Stadt beworben und die haben mich zum Gespräch gerufen. Ich hoffe einfach dass sie mich annehmen da ich das Geld unbedingt brauche. Auch wenn unsere kleine Wohnung der Miete nicht gerecht ist, ist es ziemlich teuer. Was aber verständlich ist da wir in New York leben.

Ich nahm meine Tasche und zog mir meine Schuhe schnell an bevor David aus dem Zimmer kommen würde. Er würde jetzt nur noch für Stress sorgen worauf ich keinerlei Lust habe. Als ich fertig war machte ich die Tür leise auf und ging raus. Dann machte ich diese wieder leise zu und atmete erleichtert aus. Während ich dann die Treppen runter lief steckte ich mir meine Kopfhörer in meine Ohren und trat dann in die frische Luft. Es war schon dunkel draußen, weshalb es auch ein wenig kühl war. Mein Bruder und ich wohnen in einer Gegend die im Gegensatz zu den anderen Gebieten von New York abgekommener ist. Aber es macht mir nichts aus. Auch wenn die Leute die hier wohnen weniger Geld haben, haben sie aber dafür ein umso wärmeres Herz.

Ich blickte mich kurz um und bemerkte die Teenies der Straße an einem Fleck vor Nicks Haus chillen. Als mich Nick bemerkte stand er von den Stufen vor dem Haus auf und rief mir etwas zu was ich aber wegen meinen Kopfhörern nicht hören konnte.

„Was ist?", fragte ich nach als ich diese ausgezogen hatte und blickte ihn fragend an.

„Komm und chill doch mit uns!", sagte er und blickte mich erwartend an. Nick und ich kennen uns seitdem David und ich wieder hierher gezogen sind und er hat mich wirklich bei meinen schlimmen Zeiten geholfen. Dafür bin ich ihm ein Leben lang etwas schuldig.

„Ich kann nicht. Hab gleich ein Vorstellungsgespräch.", sagte ich und blickte ihn entschuldigend an. Er blickte mich enttäuscht an, was mir ein schlechtes Gewissen brachte. So ging ich dann über die Wiese und blieb dann vor ihm stehen.

„Was geht Leute.", begrüßte ich dann kurz die anderen und diese begrüßten mich zurück. Dann nahm ich Nick am Arm und zog ihn kurz von den anderen weg.

„Es tut mir leid, Nick.", sagte ich und blickte den großen Jungen an.

„Ist doch nicht deine Schuld, Viktoria. Nur du hast nie Zeit für mich. Ich vermisse dich schon wenn es so weiter geht.", sagte er, woraufhin ich leicht anfing zu lächeln. Es ist schon zu hören dass wenigstens eine Person im Leben um dich sorgt.

„Ich war nur damit beschäftigt mir einen Job zu suchen. Aber ich werde heute nach dem Gespräch zu dir kommen und wir können uns was zum snacken holen und dann miteinander chillen.", sagte ich, woraufhin er dann wieder lächelte.

„Abgemacht. Ich werd auf dich warten.", sagte er, woraufhin ich dann nickte und wieder zum Bürgersteig lief.

„Man sieht sich dann.", sagte ich, blickte dann nach vorne und holte meine Kopfhörer wieder heraus. Da ich etwas Zeit verloren hatte musste ich mich desto mehr beeilen und schaffte es dann in einer halben Stunde endlich bei der Bar. Diese war schon beeindruckend gefüllt, man konnte die laute Musik hören und draußen stand eine lange Reihe von Leuten. Ich zog meine Kopfhörer aus und lief zu dem Bodyguard hin der neben einem anderen vor der Tür stand.

„Sorry, ich hab jetzt ein Vorstellungsgespräch.", sagte ich, woraufhin dann mich beide kritisch anblickten.

„Name?", fragte mich der eine und holte währenddessen eine Liste hervor.

„Viktoria Thomsen.", sagte ich und er suchte meine Name auf der Liste. Dann nickte er und stellte die Liste wieder ab.

„Komm mit.", sagte er und führte mich in die Disko hinein. Und als ich drinnen war, stockte mir mein Atem. Es war riesig, die Leute waren am Tanzen und überall leuchteten bunte Lichter. Beeindruckt blickte ich mich um während der Bodyguard mich irgendwohin führte. Ganz hinten bei der Bar stoppte er und er zeigte dem Barkeeper auf mich. Dann ging er davon und der Barkeeper kam auf mich zu gelaufen und lächelte breit.

„Viktoria richtig?", sagte er und blieb vor mir stehen.

„Tori reicht auch.", sagte ich, woraufhin er verstehend nickte. Dann holte er kurz aus einem Schrank eine Schürze und drückte es mir in die Hand.

„Congratulation, du wurdest angenommen. Wir haben full house heute weshalb du schon mal anfangen kannst zu arbeiten. Denn ich brauch unbedingt deine Hilfe. Bin übrigens Lukas.", sagte er und ging dann wieder hinter die These. Verwirrt blickte ich erst die Schürze und dann ihn an.

„Ich- ehm, was ist mit den anderen Bewerbern?", fragte ich nach, woraufhin er mich belustigt anblickte.

„Du warst die Einzige. Ein Wunder dass wir überhaupt jemanden gefunden haben.", sagte er, was mich nur noch mehr verwirrte.

Die Bar ist beliebt, was ich daran merke dass sie sehr gefüllt ist, und man wird gut bezahlt. Wieso bin ich dann die einzige Bewerberin gewesen?!

„Na los, Zack Zack. Komm und hilf mir Tori.", sagte er und bediente dann einen Kunden. Ich zog mir die Schürze über und band mir einen Zopf.

Und fing dann an zu arbeiten.

hard decisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt