10|Das Amalon Rudel

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Ich stand mit verschränkten Armen vor meinen Vater, der mal wieder meine Sorgen wegen dem Fest der Götter nieder redete und genüsslich in seinem braunen Ledersessel saß

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Ich stand mit verschränkten Armen vor meinen Vater, der mal wieder meine Sorgen wegen dem Fest der Götter nieder redete und genüsslich in seinem braunen Ledersessel saß. Sein alter Mahagoni Tisch war voll mit Unterlagen und Anmeldungen von den verschiedensten Völkern und ihren Aufenthaltsbitten. Doch anstatt sich eine geeignete Sekretärin zuzulegen, musste er ja seine Klappe weit aufreißen und so tun als hätte er alles unter Kontrolle, was aber überhaupt nicht stimmte. Seine grünen Augen starrten aus dem großen offenen Fenster hinter sich, als er sich dann doch schließlich wieder zu mir umdrehte, um die Diskussion weiter zu führen. Er zog seine Hemdärmel nach oben und sah mich mit offener Miene an.

"Wenn dir diese Vorbereitungen so sehr zu Kopf steigen, dann lass uns doch tauschen. Den Ball am Sonntag kannst du übernehmen und in der Zwischenzeit übernehme ich die Vorbereitungen für das Fest.", schlug ich nun vor. Wir beide wussten, dass der Ball am Sonntag den ich zusätzlich vorbereiten sollte um meine Kompetenzen zu überprüfen, längst fertig geplant war und das ich das Fest besser koordinieren würde, als mein Vater, der sich in seinem eigenen Schreibtisch nicht zurecht fand. Mein Vater hatte sich wahrscheinlich in seiner Jugend zu sehr auf sein Aussehen und Charme verlassen, statt zu lernen wie er in seinem zukünftigen Leben mit Bürokratie umging.

Ich wusste auch nicht, wie diese Schnapsidee in ihm hoch kam dieses Familientreffen mit den Blackwoods davor zu schieben. Immerhin hätte mein Vater noch genug Zeit nach dem Fest gehabt, sich mit den Blackwoods zu treffen und beim Ball hätte er ja auch die Chance mit den verschiedenen Alphas erneut in Kontakt zu kommen.

Aber wie so oft hatte mein Vater sich und die Zeit komplett fehl eingeschätzt und so fühlte ich mich, wie so häufig, verpflichtet sein Auffangnetz zu sein und seinen Stolz dazu zu zwingen mir die Arbeiten zu überlassen, bevor alles den Bach hinunter ging. Mein Vater war in seinen jungen Jahren bestimmt in der Lage gewesen alles mit links zu erledigen wie er es so oft sagte, aber seine Kompetenzen reichen in meinen Augen mittlerweile nicht mehr aus solch komplexe Aufgaben zu übernehmen.

"Denkst du wirklich, dass du das alles alleine schaffst? Ich kann verstehen, dass du helfen willst, aber der Ball hat auch Priorität.", sagte mein Vater und lehnte sich zurück. Natürlich tat er nun so, als wäre alles im Lot und als wüsste er nicht das der Ball längst in sicheren Händen untergebracht war. Doch wenn wir beide ehrlich waren, stand ihm nur sein Stolz im Weg. Ansonsten hätte er sofort mein Angebot angenommen und mit Freude mir die Arbeiten und die politischen Verhandlungen überlassen.

"Die wichtigsten Punkte für den Ball stehen längst. Du müsstet nur noch am Sonntag Vormittag darauf achten, dass alles an seinem Platz ist und ich überprüfe vor dem Einlass nochmal alles. Immerhin willst du ja noch Zeit mit den Blackwoods verbringen. Es bringt doch nichts, wenn du nur im Büro sitzt und deinen Gästen nicht genug Aufmerksamkeit schenkst.", sagte ich den letzten Teil mit leichter Ironie.

Wie so immer lieferte ich meinen Vater eine ehrenhafte Vorlage, weshalb er die Aufgaben die er eigentlich übernehmen sollte nicht ausüben konnte. Nelson Amalon war bekannt dafür sehr gesellig zu sein und er konnte es bestimmt nicht zulassen, seinen Gästen nicht die gebürtige Aufmerksamkeit zu schenken, die sie eigentlich verdienten.

Der Bastard der BlackwoodsWhere stories live. Discover now