6. Clubnacht mit zwei Zwillingen zu viel

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„Und runter damit!", angeheitert stießen Taylor und ich die kleinen Shotgläßer aneinander. Anschließend leckte ich das Salz von meinem Handrücken, schüttete die bittere Flüssigkeit nach hinten und biss so schnell ich konnte in die halbe Zitronenscheibe.

Automatisch zog sich mein Gesicht zu einer Grimasse. Auch Taylors Gesicht verzog sich zu einer angewiderten Miene und sie schüttelte ihren Kopf heftig hin und her, was ihre blonde Mähne durcheinander wirbelte. Wäre sie nicht in einer Beziehung, würden ihr die Typen sicher reihenweise ihre Nummern zustecken.
Sie gehörte der Art Mädchen an, die eine unsagbare Reife und Attraktivität ausstrahlen für die sie nichts tun mussten. Sie war mit ihren blonden langen Haaren, dem Pony, den Sommersprossen und ihren weichen Gesichtszügen der Inbegriff einer natürlichen Schönheit.

„Tanzen?"

„Tanzen.", bestätigte ich nickend und folgte meiner besten Freundin durch die tanzende Meute, die sich auf der  recht engen Tanzfläche aneinander drängten.
Inmitten der Tanzfläche blieb sie stehen, drehte sich über beide Ohren lächelnd zu mir und begann sich im Takt der Musik zu bewegen, was ich ihr gleich tat. Kurz schloss ich meine Augen, so dass ich die blinkenden, verschiedenfarbigen Lichteffekte auf meinem Augenlid sah. Ich ließ den dumpfen Bass durch meine Gliedmaßen fahren und schwang meine Hüfte ausgelassen von rechts nach links.

Die laute Musik betäubte meine Gedanken und ließ mich dieses Gefühl von Freiheit spüren, was ich oft hatte, wenn Taylor und ich feiern gingen. Als würde der Abend frei von Problemen sein und man eine Nacht komplett aus seinem Leben und den damit einher gehenden Verpflichtungen aussteigen. Als wäre man eine Nacht ein anderer Mensch. Und dafür musste ich nichtmal komplett betrunken sein. Ich ging feiern, um Spaß zu haben und zu tanzen. Was nicht bedeutete, dass ich zu einem guten Tequila oder klassischen Gin Tonic Nein sagen würde.

Es war nichts verwerfliches daran gern feiern zu gehen und sich ab und zu in den Tiefen der Nacht zu vergessen.

Ein Tippen auf meine Schulter holte mich aus meinen Gedanken heraus. Ich hielt inne.
Taylor beugte sich zu mir: „Ich glaube das wird dir gar nicht gefallen."

Irritiert zog ich eine Augenbraue hoch.

Was meinte sie denn?

Sie deutete unauffällig in die Menge.

Die Augen zusammen kneifend, suchte ich nach dem, was sie mir versuchte zu zeigen. Bis ich die dunklen, verwuschelten Haare entdeckte.

Wieso?
Wieso musste er ausgerechnet heute hier auftauchen?

Ich hatte ihn noch nie hier gesehen. Noch nicht ein einziges Mal. Und wenn wir feiern gingen, dann immer in diesem Club.

Wieso tauchte er ausgerechnet jetzt hier auf?
Und dann auch noch mit Avery. Auf Avery hätte ich auch verzichten können. Wenn sie jetzt auch noch vorhatte unseren Lieblingsclub in Beschlag zu nehmen, würde ich früher oder später sicherlich Amok laufen.

„Kann doch nicht wahr sein.", murmelte ich frustriert vor mich hin.

Schlagartig war mir gar nicht mehr nach feiern zumute. Stattdessen sehnte ich mich umso mehr nach einem hochprozentigen Getränk.

Noah löste seine Lippen gerade von der Blondine, die die Zwillinge oft begleitete und grinste sie verschmitzt an.

Anschließend fiel sein Blick zufällig genau in meine Richtung. So gleich zogen sich seine Mundwinkel noch höher und ich konnte ein schalkhaftes Hochziehen der Augenbrauen erahnen.

Mit den Armen hatten er die Hüfte der Blondine eng an sich gezogen. Gleichzeitig warf er mir ein süffisantes Grinsen zu.

Sein selbstüberzeugtes Verhalten war an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Konnte er sich nicht einfach weiterhin mit Shelbys Lippen beschäftigen, anstatt mir laszive Blicke zuzuwerfen.

My Roommates BrotherOnde histórias criam vida. Descubra agora