31. Ich liebe sie

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POV RUBY

Es waren drei Tage vergangen, seitdem ich Noah das letzte mal unfreiwillig begegnet war. Und es hatte auch die ganzen drei Tage gedauert, um diese Begegnung irgendwie halbwegs zu verdauen. 

Es war definitiv schmerzhafter ihn direkt vor mir zu sehen und nicht in die Arme nehmen oder küssen zu können, als ihn bloß zu meiden. 

Alles in mir wäre am liebsten eingeknickt und hätte ihm verziehen. Doch es gab nichts zu verzeihen. Er hatte mich einfach nur als Spiel gesehen. Vermutlich war ich nie auch nur ansatzweise so besonders für ihn gewesen, wie er mich hatte fühlen lassen. 

Seit Tagen verwendete ich jeden einzelnen meiner Gedanken daran, auszumachen was an unseren Momenten echt war oder ob alles ein dämliches Spiel war. Wie konnte ich nur so naiv gewesen sein?

Irgendwann hatte ich mich selbst kaum noch ertragen. Mein Selbstmitleid war zum Kotzen. Ich musste endlich wieder klare Gedanken fassen. Weit weg von den Gedanken an Noah und sein perverses Spiel mit meinen Gefühlen. 

Und um das zu schaffen, hatte ich mir kurzerhand das nächste Zugticket zu Evan gebucht. In einer anderen Stadt, fernab von dem Arschloch, würde ich sicherlich am Besten auf andere Gedanken kommen. Ich musste hier einfach raus, um mich wieder neu zu sortieren, Kraft zu schöpfen und diese lästigen Gefühle gegenüber Noah endlich loszuwerden. Denn genau diese lähmten mich gerade. Und ich hatte es wirklich satt mich so machtlos zu fühlen.

Evan wusste schon Bescheid. Natürlich hatte er sich gewundert, weshalb ich mitten im Semester für eine Woche vorbei kommen wollte. Doch er bohrte nicht konkreter nach. Stattdessen hatte er mir eine große Pizza und 'The greatest Showmen' versprochen. Er war nun mal mein großer Bruder und wusste auch ohne Worte, wann genau das nötig war. 

Insgeheim glaubte ich, dass er ahnte es würde um einen Typen gehen. 

Die Zeit mit Evan würde mir sicher gut tun. Außerdem war es die perfekte Gelegenheit diesen vier Wänden zu entfliehen. Denn ebenso wie ich auf Noah verzichten konnte, konnte mir Avery gestohlen bleiben. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich ihr an die Gurgel springen würde, sollte ich so noch einmal mit diesem arroganten Grinsen durch unsere Wohnung spazieren sehen würde. Sie war das aller Letzte. 

Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr getan hatte. Gemocht hatte sie mich aus irgendwelchen Gründen ohnehin noch nie. Dass sie mit ihrem Bruder eine Wette abschloss, um meine Gefühle zu verletzten, war nur der Gipfel aller Bissigkeiten. 

Ich überprüfte meinen Koffer ein letztes Mal auf Vollständigkeit, ehe ich ihn schloss und neben mich stellte. Anschließend zog ich mir meinen Kapuzenpullover über den Oberkörper.

Ich wollte gerade dazu ansetzten mein Zimmer zu verlassen, da vernahm ich Stimmen aus dem Wohnzimmer. Sehr laute, überaus harsche Stimmen, die mich abrupt in meinen Bewegungen Inne halten ließen. 

"Sie passt nicht zu dir und nicht zu unserer Familie.", spukte Avery unverkennbar aus. 

Ich wollte nicht lauschen. Wirklich nicht. Eigentlich sollte ich meine Koffer schnappen und einfach an ihr vorbei, wortlos aus der Wohnung stürmen, um den Zug nicht zu verpassen.

Doch die nachfolgende Stimme, machte es mir unmöglich mich aus meiner Schockstarre zu befreien: "Halt die Klappe, Ave!"

Noah war hier. Noah war in meiner Wohnung. Nur eine Wand trennte uns. Eine beschissen dünne Wand. 

My Roommates BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt