7. Aufgeblasender Arsch

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Verstohlen schielte ich über den Rand meines Weinglases zu Samuel, der sich am Herd zu schaffen machte. Seine rötlichen Locken hingen ihm über der Stirn und er hatte die Ärmel seines karierten Flanellhemds hochgeschoben.

Ein verlegenes Lächeln huschte mir über die Lippen, bevor ich einen Schluck des Weißweins trank.

„Ich meine, ich habe dir zwar gesagt, dass ich mich um das Essen kümmere und du dich entspannt zurücklehnen sollst. Aber jetzt fühlte ich mich doch ziemlich beobachtet."

Er hatte meine Blicke wohl deutlicher bemerkt, als mir bewusst war.
Doch es war mir in keinster Weise peinlich.
Das Weinglas stellte ich auf die Arbeitsplatte, auf der ich saß und die Beine in der Luft baumeln ließ: „Solltest du auch. Ich beobachte jeden Schritt genau. Aber ich denke, du machst das ziemlich gut."

„Ich gebe mein Bestes, um dich nicht zu vergiften oder deinen Magen zu verstimmen.", Samuel lächelte mich kurz an.

Wie sich herausgestellte, waren meine letzten Beunruhigungen, weil Samu mir nicht geschrieben hatte, vollkommen unbegründet gewesen. Er hatte einfach viel um die Ohren gehabt.
Im Nachhinein fühlte ich mich ein bisschen bescheuert, dass ich irgendwie das Gefühl hatte, er wollte mich nicht küssen oder sich ernsthaft mit mir treffen. Oder wir müsste schon einen Schritt weiter sein, was mir dieser Idiot Noah auch noch versucht hatte einzureden.

Samuel und ich waren genau an dem Punkt, an dem es sich für uns gut anfühlte. Es war das Tempo, in dem sich unsere Beziehung entwickelte und zu etwas Großartigen werden könnte.

„Wo hast du eigentlich gelernt so gut zu kochen?", hinterfragte ich interessiert.

Samuel stand heute unangekündigt und überraschend vor meiner Wohnung, um sich für die Funkstille zu entschuldigen. In der Hand hatte er einen riesigen Einkaufskorb gehabt vollgepackt mit allen möglichen Zutaten.

„So schwer wie es aussieht ist es nichr. Im Prinzip koche ich aber schon eine ganze Weile ganz gern. Ich schätze das hat mir meine Mutter in die Wiege gelegt. Sie ist Köchin."

„Es riecht auf jeden Fall fabelhaft.", mein Magen unterstrich die Aussage unüberhörbar mit einem lauten Knurren, was uns beide zum Lachen brachte.

„Keine Sorge, es ist gleich fertig."

Er bereitet eine pinke Pasta mit einer Soße aus Rote Bete zu, was ziemlich außergewöhnlich aussah. Ich hatte sowas noch nie gegessen, da sich meine Kochkünste wirklich nur auf Nudeln mit Tomatensoße, Aufbackware und Fertiggerichte beschränkten. Vermutlich, weil ich dafür viel zu unkreativ und ungeduldig war. Außerdem hatte mir nie jemand kochen beigebracht oder vorgelebt. Bei wem hätte ich es lernen sollen? Meine Mutter kochte seit der Scheidung nicht wirklich, da sie nie zuhause gewesen ist. Mein Dad war ohnehin nicht mehr da gewesen und Evan hatte eben auf Fertigprodukte zurückgegriffen.
Das konnte man ihm allerdings nicht verübeln. Schließlich war er selbst noch ein Teenager als er unsere Erziehung in die Hand nehmen musste und hatte wirklich andere Probleme als für seine kleine Schwester und sich jeden Tag ein ausgewogenes Essen zu kochen.

Eine Köchin würde sicher nie aus mir werden. Das konnte Samuel in Zukunft gern übernehmen.

„Sehr gut, habe ich noch Zeit für einen Toilettenbesuch?"

„Sicher, wenn du wieder da bist, steht das Essen auf dem Tisch.", wohlwollend lächelte er mir entgegen.

Daraufhin rutschte ich von der Küchenplatte und lief in die Richtung unseres Bades.

Der Wein hatte sich bereits angenehm in meinen Kopf abgesetzt und begann seine alkoholische Wirkung zu entfalten. Allerdings so schwach, dass es mich kaum beeinträchtigte und nur ruhiger stimmte. Beinahe zufriedener.

My Roommates BrotherWhere stories live. Discover now