23. „Entschuldige dich nicht. Nicht dafür."

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POV RUBY

Erschöpft betrachtete ich mich im Glas der Bahnscheibe, in der man stets noch beschissener aussah als ohnehin schon.

Ich sah müde aus. Wirklich müde.
Was kein Wunder war, da ich in letzter Zeit ziemlich wenig Schlaf abbekommen hatte. Nicht nur weil Evan da war und wir die letzten Nächte stundenlang miteinander gesprochen und irgendwelche Filme geschaut hatten.
Auch weil mich die Gedanken an Noah einfach nicht losließen. Sie machten sich einen Scherz daraus mich zu quälen.
Jedes Mal tauchten sie in meinem Kopf auf, wenn ich glaubte ihn für einen Tag zu vergessen.
Sobald ich meine Augen schloss, konnte ich sein Gesicht vor mir sehen. Spürte ich seine warmen Hände an meiner Taille, sehnte ich mich danach, dass er mir sanft einer meiner widerspenstigen Strähnen aus dem Gesicht strich, ehe er seine weichen Lippen auf meine legte.

Gott, wir hatten uns bislang nur einmal geküsst. Ein einziges Mal. Und ich war so überrumpelt gewesen, dass ich nun das Gefühl hatte, die Berührung nicht vollends ausgekostete zu haben.

Es war echt zum Haare raufen wie verfallen ich diesem Idioten war. Dabei sollte ich das nicht sein. Für ihn waren so viele Dinge bloß Spiele mit dem Feuer. Ich hatte keine Lust mir mein Herz noch einmal rausreißen zu lassen. Somal ich es von Anfang an besser gewusst hätte und es diesmal vollends auf meine Kappe gehen würde.

Wie konnte das nur passieren?

Wieso konnte ich mich nicht unsterblich in Samuel verlieben? Das wäre so viel einfacher und schmerzloser.

Zerknirscht massierte ich mir die Schläfen. Ein Vibrieren holte mich aus meinen Gedanken heraus.

Taylor: Kannst du schnell ins Café kommen und beim Abwaschen helfen? Coles Bus kam viel zu früh, ich musste schon los.

Taylor: Biiiiiiitttteeee! Du hast auch was gut bei mir, versprochen!

Kopfschüttelnd griende ich in mich hinein, ehe ich ein ‚Kein Problem, ich bin sowieso in der Nähe.' zurückschrieb. Vielleicht würde mich ein wenig Abwasch und Aufräumen ablenken.

Fünfzehn Minuten später stand ich vor dem kleinen Café, in dem das Licht im Hinterzimmer den Laden dürftig erleuchtete.
Der Rest des Ladens war in Dunkelheit getaucht. Die Stühle wurden bereits hochgestellt und das „Geschlossen-Schild" hing in der gläsernen Eingangstür.

Vorsichtig drückte ich die Tür auf, um mich durch ein Klingeln des Glöckchens über dem Eingangsbereich bemerkbar zu machen. Ich hatte das Café noch nie menschenleer erlebt. Das war fast etwas gespenstisch

Aus dem Hinterzimmer hörte ich das Klirren des Geschirrs und plätscherndes Wasser.

„Hallo?", rief ich durch die Leere des Ladens. Meine Tasche, den Schal und die Jacke, legte ich beiläufig auf dem Tresen ab und lief zur Küche im Hinterraum: „Ich springe für Taylor ein."

„Taylor hat wirklich nicht zu viel versprochen: Ich bin sehr zufrieden mit ihrer Vertretung.", schief grinsend drehte sich Noah, der am Spülbecken stand, zu mir um.

Scharf sog ich die Luft ein. Abrupt blieb ich stehen, als würde ich frontal gegen eine unsichtbare Wand knallen.

Das konnte doch nicht wahr sein!
Wieso hatte Taylor in keinem Wort erwähnt, dass Noah auch da sein würde, als sie mich um Hilfe gebeten hatte?

My Roommates BrotherWhere stories live. Discover now