Chapter 7

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Aus dem Gebüsch trat ein blonder Junge, dessen blaue Augen mich gefährlich anblitzten. Er wirkte auf mich zwar klein und schmächtig, aber ich wusste sofort das ich es hier mit einer Autoritäts-Person zutun hatte.
"Nicht schlecht." meinte er. Sein Blick musterte mich von oben bis unten. "Was willst du?" fauchte ich. Das Adrenalin von eben schoss immer noch durch meinen Körper. " Oh, das erkläre ich dir gerne." Daraus, dass er sehr ruhig wirkte schloß ich das er nicht allein war. "Aber als erstes bittest du deine Begleiter aus den Büschen." meinte ich und er blickte mich eine Weile prüfend an und nickte dann. Er hob die Hand und hinter ihm traten drei weitere Jungen und ein Mädchen aus ihrem Versteck.
Heeth hätte mich jetzt gelobt. Der Gedanke an ihn versetzte mir ein Stich im Herzen. "Also." der Blondschopf begann wieder zu sprechen. "Ich bin Sawyer, der Anführer des Radison Clans. Das sind Fiore,", er deutet auf das rothaarige Mädchen, dass mit einem Bogen bewaffnet ist. "Tom," er zeigte auf einen schwarzhaarigen Jungen, der ein Schwert in seinem Gürtel trägt. "Caleb und Aaron." Er deutet auf die letzten beiden Jungen, eindeutig Zwillinge, mit braunen Haaren und grünen Augen. Beide tragen Speere. "Sie sind meine Leibwächter." Ich grunze verächtlich. "Kannst du nicht selbst kämpfen?" Er blickt mich ernst an. "Doch. Nur leider gibt es da ein Problem." Sawyer zieht sein linkes Hosenbein ein Stück hoch und darunter kommt eine Beinprotese zum Vorschein. "Oh." entfährt es mir. Er zuckt die Schultern und wirkt sofort wieder eingebildet. "Jedenfalls, möchte ich dir anbieten, meinem Clan beizutreten." Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. "Und was habe ich davon?" " Ein Dach überm Kopf, Nahrung und Schutz. Außerdem würdest du dem stärksten Clan in ganz Area 15 beitreten." Wie viele Clans gab es denn bitte? Ich überlege einen Moment. " Ich glaube zwar, dass ich auch alleine gut zurecht kommen würde, aber wenn du mir noch ein triftiges Argument nennst, denk ich vielleicht nochmal darüber nach." Ich bemühe mich meiner Stimme einen kräftigen Klang zuverleihen. "Wie wärs mit: Du kannst zwar kämpfen, aber wir sind zu fünft." Ich zwinge mich zu einem selbstbewussten Lächeln. "Überzeugt." "Gut. Dann folg uns."
Also setzte sich unser Trupp in Bewegung. Fiore und Caleb an der Spitze, dann Sawyer und ich, hinten Tom und Aaron. Meine Muskeln blieben angespannt, bereit jeden Moment zu reagieren. Sawyer hingegen, ist die Ruhe in Person.
"Du bist gut." sagte er nachdem wir eine Weile durch den Wald gelaufen waren. "Danke." erwiederte ich trocken. Wir schwiegen eine Weile, bis eine Frage in meinem Kopf auftauchte. "Wieso seit ihr hier?"
Sawyer warf mir kurz einen Blick zu. "Verschiedenes. Morde oder Diebstähle zum Beispiel, aber generell sprechen wir nicht darüber." Ich schwieg wieder und ließ mein Blick über die Landschaft wandern, die sich langsam veränderte. Der Wald wurde lichter und aufeinmal traten wir aus dem Schatten der letzten Bäume und vor uns erstreckte sich ein atemberaubender Anblick. Riesige Berge, manche Spitzen wurden sogar von den Wolken verdeckt. "Wow." entfuhr es mir. "Schön, nicht?" fragte Sawyer und stellte sich neben mich. "Äh..ja." antwortete ich schnell. Er lächelte. "Und dort ist dein neues Zuhause." Er deutete auf eine Burg und ein ummauertes Dorf, welche wie Schwalbennester an einem der Berge klebten. Okay, das ist auf jedenfall nicht das, was ich erwartet hatte.
Sawyer gab seinen Wachen ein Zeichen und wir setzten uns wieder in Bewegung.
Die Sonne neigte sich schon über dem Horizont, als wir endlich bei dem Dorf ankamen. Okay, Dorf ist vielleicht etwas übertrieben. Von den circa 25 Häusern war die Hälfte zerfallen, aber es waren viele Menschen unterwegs. Sawyer folgte meinem Blick und sagte "Da unser Clan stetig wächst, sind wir dabei die Häuser wieder aufzubauen." Ich sags echt ungern, aber ich hatte echt nicht gedacht hier so ein geregeltes, halbwegs normales Leben vorzufinden. In den Geschichten von Area 15 wurden von Gefangenen erzählt, die sich gegenseitig auffraßen vor Hunger. Die Menschen, den wir begegneten musterten mich neugierig und teils feindselig von oben bis unten. Als wir den Burghof über die große hölzerne Zugbrücke betraten, kam uns ein Junge, ich schätze ihn auf 19 oder 20, entgegen. Er hatte braunblonde Haare, grüne Augen, hohe Wangenknochen, war groß und muskulös. Und leider sah er unverschämt gut aus. "Sawyer!" er blieb vor uns stehen. "Ihr wart aber lange weg!" Sein Blick fiel auf mich. Er lächelte. "Und wen habt ihr da mitgebracht?" "Hi Milan." antwortet Sawyer. "Wir waren untem im Wald." er hält seinen Salvator hoch. "Ich habe eine Nachricht erhalten, dass wir eine Neue bekommen." Er tippt  einige Male auf das Display seines Mini-Computers. "Sie heißt Rose Asterfield, ist 17 Jahre alt, kommt aus der Mittelschicht und hat 30 Mal gegen das Gesetz verstoßen." Milan nickt. Mich macht es etwas nervös, dass sie so viel über mich wissen. "Kann sie kämpfen?" fragt er dann.
Sawyer nickt "Ziemlich gut sogar." er wendet sich an Fiore. "Bring sie ins Zimmer 309." Dann geht er mit Milan über den Hof davon. Die anderen Jungs folgen ihnen und ich bleibe mit dem Mädchen zurück. Sie gibt mir zu verstehen, dass ich ihr folgen soll. "Was passiert jetzt?" frage ich. "Und wer ist dieser Milan?" "Milan ist ein Berater von Sawyer. Sie werden jetzt besprechen, welche Position im Clan für dich am besten ist." Wir betreten einen der Türme und steigen eine hölzerne Treppe hinauf. "Dein Zimmer liegt im Turm, der sich am nächsten zum Hauptgebäude befindet, das heißt du bist schonmal wichtiger als wir Wachen." sie lächelt mir zu. Sollte das jetzt aufmunternd sein? Den Rest des Weges liefen wir schweigend, bis Fiore vor einer hölzernen Tür mit der Aufschrift 309 stehen bleibt. Sie zieht einen Schlüssel aus ihrer Tasche und reicht ihn mir, dann verbeugt sie sich und ist auch schon verschwunden.
Ich starre auf den Schlüssel in meiner Hand. Ich war verwirrt. Was würde jetzt geschehen? Dann fiel mir ein, was die Schlampe aus dem Jet gesagt hatte. Wir werden gefilmt. Ich blickte mich um. Doch wo waren die Kameras? Es beunruhigte mich ungemein, das mir tausende Menschen zusahen, auch wenn es schön war, das meine Familie nun wusste, wo ich war und das ich noch lebte. Den Gedanken an zuhause verdrängte ich schnell wieder. Daran konnte ich jetzt auch nichts mehr ändern.
Also drehte ich mich seufzend um und schloss die Tür auf.

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