Ungewollter Besuch

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Als ich wieder zu mir kam lag ich in der Badewanne. Ich fühlte mich elend. Mir war kotz übel vor Hunger und ich hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund. Außerdem fühlte ich mich schwach. Nur ganz langsam begann ich mich aufzurichten. Beinahe hätte ich den Duschkopf abgerissen, als mir schwindlig wurde und sich alles begann zu drehen. Ich lehnte mich vor und hielt mich am Wannenrand fest. Als ich aus der Badewanne stieg fielen mir meine Füße wieder ein, doch mein Anblick im Spiegel längte mich ab. Mein Haar sah aus wie ein dunkel blondes Vogelnest und der schwarze Pullover hing zerrissen an mir herunter. Außerdem war ich blass. Sehr sogar. Ich sah aus wie ein Gespenst.

Kurzerhand zog ich den Pulli aus, doch er fühlte sich irgendwie komisch an. Als ich sah was sich unter den Stofffetzen befand schlug ich mir die Hände vor den Mund. Mein Nachthemd hatte es zwar unbeschadet überlebt, aber dafür war es nicht mehr weiß sondern rot. Und auch überall auf meiner Haut, vor allem am Hals, klebte Blut. Das Blut hatte ich auf dem schwarzen Pullover nicht gesehen. Langsam ließ ich meine Hände sinken und befühlte vorsichtig meinen Hals. Er schien nicht doll verletzt zu sein. Nur an einer kleinen Stelle zuckte ich zusammen.

In diesem Moment öffnete sich sie Tür. Jack kam herein. Als er mich sah weiteten sich seine Augen vor Überraschung. „Huch..." Mehr sagte er nicht, sondern starrte mich einfach an.

Er hatte sich seinen drei Tagebart abrasiert und wirkte nun noch jünger als vorher.

'Warte? Er hatte sich vorhin rasiert als ich bewusstlos in der Wanne lag?'

„Du lebst ja noch...", sagte er. 'Ja, ach, auch schon aufgefallen?', dachte ich und Wut staute sich wieder. Schließlich bildete sich auf Jacks Gesicht ein Lächeln. „Ein Glück. Dann muss ich mir keine Ausrede einfallen lassen warum du nicht mit ausgecheckt hast. Weißt du ich wollte gerade das Motel verlassen und müsste sich sonst in den Kofferraum packen." Er wackelte mit dem Finger vor meiner Nase herum, als wollte er mit mir schimpfen, dass ich noch lebte. „Was hast du heute Morgen mit mir gemacht?", fragte ich und begann zu zittern. Ich erinnerte mich an seine komische Augenfarbe und an diesen höllischen Schmerz, der einfach überall gewesen war. Zumindest hatte es sich so angefühlt. Er zuckte nur mit den Schultern: „Ich hab dir gesagt, dass ich dir zeigen werde das Vampire existieren."

Ich bemühte mich die Fassung zu wahren und nicht gleich loszuheulen, als Jack mich an die Hand nahm und aus dem Bad zerrte. Das Bett schien nicht viel Blut abbekommen zuhaben. Nur hier und da vereinzelt ein paar kleine Blutspritzer auf Kissen und Decke. Um den Bettpfosten hingen immer noch die Handschellen. Als Jack mich in die Richtung ziehen wollte, begann ich zu schreien. „Nein...Nein!"

Nicht nochmal würde ich diesen Schmerz mitmachen. Er rollte mit den Augen. „Verdammt! Reg dich ab! Ich kette dich nur kurz wieder an, damit ich dir ein paar andere Klamotten besorgen gehen kann!" Ich schrie zwar nicht weiter, versuchte mich aber immer noch aus seinem Griff zu winden. „Herr Gott noch mal...", sagte Jack und zog mich zu sich rann. Brutal drückte er mich auf das Bett. Ich holte tief Luft, als die Handschellen wieder einrasteten. „So!", sagte er und richtete sich auf. Mit einer Bewegung strich er sich die Haare aus dem Gesicht. Dann schaute er mich durchdringend an. „Ich werde jetzt unten in der Tankstelle sehen ob ich da ein paar Klamotten für dich bekomme. Den Pullover hab ich ja gestern ruiniert... Du bleibst hier und machst keinen Mucks, verstanden?" Ich sagte nichts und schaute zur Wand. „Ach was soll's...", hörte ich ihn sagen. Jack machte eine abwertende Geste und drehte sich um und ging.

Ein paar Minuten später hörte ich es leise an der Tür knacken. Ich dachte schon das wäre Jack, aber ein dunkelhaariger, junger Mann betrat den Raum. Ich setzte mich auf. „Hey!", machte ich ihn auf mich aufmerksam, „Bitte helfen sie mir. Ich werde hier von einem Va... Irren festgehalten!" Hätte ich Vampir gesagt wäre ich wohl die Irre gewesen. Er musterte mich kurz verächtlich und schloss dann die Tür hinter sich. „Hm...Jack hatte noch nie einen guten Geschmack was Frauen anging.", sagte er und setzte sich ans Bettende. 'Der gehört zu Jack!', schoss es mir durch den Kopf. Ich versuchte es trotzdem: "Bitte helfen sie mir, bitte..." Er schüttelte seinen Kopf: "Tut mir leid, Kleine! Aber ich hab schon genug Stress mit Jacky. Da will ich ihm nicht noch sein Abendbrot klauen!"

Ich rutschte so weit wie möglich von ihm weg. Er wurde mir unheimlich. „Wie lange bist du schon bei ihm?", fragte der dunkelhaarige. Ich antwortete nicht. Er zuckte nur kurz die Schultern: „Lange genug anscheinend. So wie du aussiehst!" 'Dankeschön auch!'

Plötzlich lehnte er sich vor und holte einen kleinen Draht aus deiner Manteltasche. Ich zuckte zurück als er sich näherte. „Keine Sorge.", sagte er, aber das hatte Jack auch schon oft genug gesagt. „Ich werde jetzt deine Handschellen öffnen, dann kannst du dich im Bad ein bisschen frisch machen, aber nur unter der Bedingung das du keinen Mist baust, okay?" Ich nickte schnell. Hauptsache ich wurde diese Teile los.

Der unbekannte stocherte mit dem Draht im Schlüsselloch der Handschellen herum und schließlich sprangen sie auf. So war er wohl eben auch ins Zimmer reingekommen. Ich huschte so schnell es nur ging mit meinen verletzten Füßen ins Badezimmer. Dort angekommen schloss ich die Tür. Leider war sie nicht abschließbar. Und leider hatte dieses Bad keine Fenster. Sonst wäre ich schon längst über alle Berge. Ich griff nach einem der Handtücher und machte es nass. Dann versuchte ich so gut wie möglich das Blut abzuwaschen. Darunter kam eine kleine Bisswunde zusehen. Dabei hatte es sich so angefühlt, als hätte er mir ein Stück aus der Schulter gebissen.

Danach machte ich mich an meine Haare, die ich weitestes gehend mit meinen Händen entwirrte. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Ich hätte da mal eine Frage!", hörte ich den fremden Mann reden. „Warum bist du noch nicht Tod? Jack lässt seine Opfer nie so lange am Leben." Ich schwieg erst, dann antwortete ich: „Er dachte ich wäre schon Tod..." Ich hörte den Mann lachen: „Ja das sieht ihm ähnlich. Jack trinkt nicht mehr viel nachdem seine Opfer bewusstlos geworden sind und dann überprüft er nie ihren Herzschlag beziehungsweise den Puls ob sie wirklich hinüber sind."

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Dann klopfte er noch mal. „Ich hab eben gesehen das du ein Verband um deine Füße trägst...Wann wurde er das letzte mal gewechselt?" „So seit circa 24 Stunden nicht mehr.", sagte ich. In diesem Moment öffnete er einfach die Tür. „Wenn das so ist, zeig sie mir mal. Ich bin-...naja war mal Arzt!" „Nein!", sagte ich schnell, „Also das geht schon. Danke für das Angebot!" Er schüttelte den Kopf: „Ich hab Langeweile und du somit keine Wahl!"

Für einen kurzen Augenblick zeigte er mir seine roten Augen und seine Vampirzähne. Ich zuckte zusammen als mir die Bilder von heute Morgen dabei in den Kopf kamen. 'Noch einer von denen!'

Wiederwillig setzte ich mich auf das Bett und der unbekannte begann den Verbannt abzuwickeln.

Er zog eine Grimasse und murmelte vor sich hin: „Schlampige Arbeit, Jacky!"

Plötzlich ging die Tür auf und Jack kam herein. Er hatte ein großes T-Shirt in der Hand. Als er den anderen Vampir sah blieb er wie angewurzelt stehen. „Leon...Was machst du hier?"

Der angesprochene grinste bloß und sagte: „Wir haben gerade von dir gesprochen, kleiner Bruder!"

Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now