Filmisches Meisterwerk

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„Ella...Warum riechst du nach Vampir?"

„Hä? Äh...Wie kommst du jetzt darauf?", fragte ich nervös. In mir stieg Panik auf. Hing selbst Lily da mit drin? Ich spürte wie sich Angstschweiß auf meiner Stirn bildete und ich spannte meinen ganzen Körper an. Seit ich das letzte Mal in diesem Zimmer war, schien ich wohl regelmäßig an Panikattacken zu leiden... Verdammt! Was wusste Lily? Weis sie, dass ich ein Vampir, beziehungsweise ein Halb-Vampir bin? Plötzlich brach Lily in schallendes Gelächter aus: „Du bist ja weiß, wie eine Wand! Ich wollte dich doch bloß veralbern." „Wie meintest du das denn?", fragte ich. Ihre Reaktion hatte mich total verwirrt. „Mensch...Ella! Wir wollten uns doch diesen einen Film im Kino ansehen, bevor du verschwunden bist. Ich habe ihn jetzt ja ohne dich schauen müssen und hab eben aus ihm zitiert!" „Du hast aus >>Übernatürlich verboten- Eine Liebe aus zwei Welten<< zitiert?", fragte ich entsetzt. Wir hatten uns bevor Jack mich entführte immer und immer wieder diesen Trailer angesehen und jetzt war ich irgendwie beleidigt, dass sie ihn ohne mich gesehen hatte. „Ja, du weißt ja: Die dramatische Liebe zwischen Jim und Jamie ist einfach fabelhaft, aber...warte: Du hast ihn nicht gesehen?" „Äh...Nein! Ich wollte ihn ja mit dir gucken..." '...und war damit beschäftigt mit meiner eigenen übernatürlichen Story klar zukommen', prustete meine innere Stimme und fiel lachend vom gedanklichen Sofa. „Oh...", sagte Lily, „Dann haben wir aber einiges nachzuholen." Sie zog mich auf mein Bett und begann mir doch tatsächlich den gesamten Film zu erzählen! Sie vom spoilern abzuhalten war leider ein unmögliches Unterfangen... Also: Nachdem Jamie, eine junge Werwölfin, endlich mit ihrer großen Liebe, Jim, einem Menschen, zusammen kam, kam ihr verbitterter Rudelführer dahinter und verbot ihre Beziehung. Doch heimlich trafen sie sich immer noch, wobei Jim natürlich nichts von Jamies Werwolfdasein wissen darf. Kurzdarauf verschwand er und sie sucht ihn verzweifelt und steigt aus ihrem Rudel aus. Als er dann wieder auftaucht fällt sie ihm dramatisch um den Hals... und an dieser Stelle kommt Lilys Zitat: Jamie riecht natürlich an ihm und fragt ihn dann ganz panisch: „Jim...Warum riechst du nach Vampir?" Er war nämlich in der Zeit in der er verschwunden war von Vampiren entführt worden und war jetzt selbst einer geworden um zu überleben. Nach diesem Schock gibt es einen riesen Beziehungskrach, weil Jamie so sehr nach nassem Hund riecht und Jim auf Rot, als Wandfarbe in ihrem Wohnzimmer besteht, dann gibt es noch einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen und schlussendlich können sie sich auf ein rosa Wohnzimmer einigen und Jamie benutzt ein stärkeres Deo...

'Verdammt...Hätte Jack uns nicht eine Woche später entführen können? Dann hätten wir diesen Spaß noch in 3D sehen können...', fluchte meine innere Stimme. 'Tja...Man kann wohl nicht alles haben...', sagte ich und lachte, als Lily versuchte Jims Gesichtsausdruck nachzumachen, als er Jamies behaarte Beine sah. Ich spürte wie sehr ich es doch vermisst habe mit meiner Freundin zu lachen. In diesem Moment klopft es an der Tür. „Herein!", flötete meine Freundin und Jack betrat mein altes Zimmer. Sein Blick wanderte bedeutungsschwanger erst durch den Raum und dann zu mir. „Ella? Wir müssen langsam wieder los." „Klar...", sagte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, als die Erinnerung an mein erstes Treffen mit Jack zum x-ten Mal im meinem Kopf auftauchte. Mein Kapuzenpulli-Mann trug keinen Kapuzenpulli mehr und das kleine Mädchen, dass sich in jener Nach am Fensterrahmen den Kopf stieß gibt es auch nicht mehr. 'Hach...', seufzte meine innere Stimme dramatisch, 'Traurig, aber wahr...' Ich stand vom Bett auf und drehte mich zu Lily um, die mich mit traurigen Augen ansieht. „Warte...", murmelt sie leise, „Ich bring euch noch bis zur Tür..." Ich unterdrückte das Schuldgefühl mit aller Macht, aber es kämpfte sich nach oben und ich blinzelte schnell die Tränen weg, als ich an Jack vorbei in den Flur schritt. 'Was jetzt?', fragte meine innere Stimme. 'Keine Ahnung...ich denke, wir geben am besten einfach auf und akzeptieren, dass wir nichts mehr machen können...', antwortete ich. 'Quatsch!', schimpfte sie zurück, 'Wir haben festgestellt das wir uns in Jack verliebt haben. Es ist wie mit Jim und Jamie: Wir kämpfen für unsere große Liebe, auch wenn wir dafür deinen Krieg riskieren!', rief meine innere Stimme heroisch und ich klammerte mich wieder an mini-Helden-Hitler in meiner Jackentasche. Krampfhaft versuchte ich ein Lachen zu unterdrücken... Es war so lächerlich... Aber ich werde mir schon einen ordentlichen Plan machen! So wie immer! Ella und ihre Pläne gegen den Rest der Welt!... 'Wow, das wäre ein guter Titel für so einen richtig schlechten melodramatischen Film...' 'Melodramatische Filme sind nicht schlecht, sie beherrschen nur die Kunst der miserablen Schauspielerei!', wiedersprach mir meine innere Stimme, mit der ich schon so viel über schlechte Filme diskutiert hatte. Sein wir ehrlich: Es gibt keine wirklich schlechten Film...alle sind in irgendwas gut, auch wenn es darin besteht der schlechteste Film aller Zeiten zu sein.

Unten an der Tür umarmte mich Lily innig und flüsterte: „Du kommst mich doch besuchen oder?" „Natürlich! Ich kann dich doch nicht mit diesem Knastdrachen komplett alleine lassen." Sie grinste und sagte: „Warte...Das hier hast du vergessen..." Sie drückte mir mein altes Handy in die Hand. „Und beim nächsten Mal erzählst du mir alles über dein Schnuckelchen da und wie es kam das du so schnell mit ihm durchgebrannt bist, ohne mir von ihm zu erzählen!" Mit einem zwinkern deutete sie auf Jack. Ich lachte und sagte: „Geht klar! Ich ruf dich an und dann werden wir so einen richtigen Mädchenabend machen, okay?" „Gut, aber du zahlst den Sekt." „Ich bin siebzehn, da komm ich doch noch nicht an Alkohol", sagte ich mit einem Augenzwinkern als Mrs. Samson hinter Lily auftauchte. Lily umarmte mich noch mal und flüsterte in mein Ohr: „Ella! Ich hab deinen Ausweis in deine Handyhülle gesteckt. Du weißt schon welcher Ausweis..." Ich drückte sie noch mal fest an mich. Natürlich wusste ich welcher Ausweis. Um an einen hoch altersbegrenzten Film in der Videothek ranzukommen, haben Lily und ich uns vor zwei Jahren Ausweise, von einem...sagen wir mal...semi-kriminellem Freund nachmachen lassen. Laut diesen sind wir beide jetzt schon 20 Jahre alt. Ich hatte die fast komplett vergessen. „Ella? Kommst du endlich?", fragte Jack genervt. „Ja ja...", brummte ich und winkte Lily zu, als ich zum Auto ging. „Komm mich, aller spätestens, an deinem Geburtstag besuchen!", rief Lily mir hinterher. „Versprochen!", rief ich und setzte mich ins Auto. Mein 18ter Geburtstag...Konnte nicht mehr lange hin sein... „Also...", sagte Jack gedehnt und ließ den Wagen an, „Wir bringen dich jetzt erstmal in ein Hotel. Deine Sachen aus dem Zimmer lass ich dir nachbringen und..." „Ich will das nicht!", unterbrach ich ihn. „Auf dem Hotelzimmer kannst die Kontaktlinsen ja raus nehmen-" „Das ist es nicht." „Ach und was dann?", fragte Jack mit hochgezogener Augenbraue, wie schon so oft... „Ich will nicht...", ich suchte nach dem richtigen Wort, „...ausrangiert werden!" 'Ja, richtiges Wort nicht gefunden....' „Ausrangiert?" „Weggegeben? Abgeschafft? Wie du willst! Such dir was aus, aber ich will nicht in irgendeinem Hotel versauern! Ich will dir helfen, immerhin haben wir das hier auch zusammen angefangen, da können wir es auch zusammen zu Ende bringen!" Jack umklammerte fest mit seinen Händen das Lenkrad und starrte starr auf die Straße. „Das geht nicht...", murmelte er. „Warum nicht?", fragte ich trotzig. „Weil...Das macht es Leon deutlich leichter!" „Ach und wie bitte? So brauch er mich nur im Hotel aufzusammeln und schon können wir sagen: Winke, winke Menschheit!", warf ich ihm vor. „Nein! Hör mich doch mal zu!", schimpfte Jack, „Ich muss sterben und dich muss er heiraten. Das sind die Bedingungen. Den zweiten Ring wird er mittlerweile schon haben, aber wenn wir beide uns trennen brauch er deutlich länger, als wenn er uns auf einen Schlag einkassiert." 'Verdammt...Klingt logisch...' „Aber niemand kann mich besser beschützen als du!", warf ich ein. Er drehte sich grinsend zu mir um. „Ach? Ist das so?", fragte er und ich schimpfte mich leise für dieses Eigentor. Jack beobachtete mich für einen Moment, wie ich mich vor mich hin ärgerte, als er plötzlich sagte: „Ella, es scheint fast so, als wolltest du mich gar nicht wirklich loswerden." Ich wurde rot und in diesem Moment wurde mir klar: Wenn ich dafür kämpfte Jack nicht zu verlieren und Leon endgültig zu besiegen, würde ich scheitern. Beides kann ich zur selben Zeit einfach nicht erreichen. Nur das eine war genau jetzt im Bereich des Möglichen...

„Ich...Jack...Ich glaube ich habe einen schlimmen Fehler begangen...", sagte ich. „Und der wäre?", fragte er und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. Ich atmete tief durch und sagte: „Ich glaube,...ich habe mich leider tatsächlich in dich verliebt..."


Vampire entführen keine kleinen MädchenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon