Vampire entführen keine kleinen Mädchen

Lügen haben schöne Augen

„Du meintest vorhin, als du klein warst hast du immer mit deinem Bruder verstecken gespielt, aber Vampire wachsen, beziehungsweise altern doch nicht." „Das ist eine lange Geschichte!", sagte Jack träge....

„Ich glaube, dass erzähl ich dir lieber ein anderes Mal. Jetzt müssen wir erstmal die anderen wieder finden und dann runter in die Garage!", sagte Jack. „Du drückst dich vor der Antwort!", stellte ich fest. Er schmunzelte. „Ein kleines Bisschen vielleicht", flüsterte mir Jack ins Ohr. Eigentlich eine einfache, vielleicht etwas mysteriöse, Antwort und trotzdem wurde ich nervös. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Er spürte es. Im Dämmerlicht schaute ich ihm ins Gesicht und ich fragte mich wie ich seine Augen nur langweilig finden konnte. Natürlich waren sie unauffällig, aber auf keinen Fall unspektakulär. Sie schimmerten mattgrün und die kleinen brauen Punkte in ihnen waren irgendwie faszinierend. Er grinste und fragte: „Was ist?" Ich blinzelte kurz um mich wieder zu fassen und lief rot an. Wie konnte ich nur so verdammt kitschig denken. Ekelhaft. Immerhin ist er ein Vollidiot! Ein Egoist! Ein Mistkerl! Ein-Ein...

Wie oft habe ich das jetzt schon wiederholt? WARUM habe ich das jetzt schon so oft wiederholt? Ganz einfach: Weil ich leider immer mal wieder zwischen durch vergesse wer er wirklich ist....

Auf Jacks Gesicht breitet sich ein breites Grinsen aus. „Ella? Du starrst immer noch." Ich drückte mich hoch und stützte all mein Gewicht auf seinem Oberkörper ab. „Ich glaube Leon ist jetzt weit genug weg...", murmelte ich. Ich schob die Kiste weg und stieg schnell aus dem Stinkeschrank. Ich atmete tief durch und kniff mir schmerzhaft in den Arm um mich wieder zufassen. Wie verdammt verloren ich doch bin....

Meine Lungen füllten sich mit frischer Luft und ich zitterte kurz. Keine Zeit für Melancholie und Selbstmitleid! Dann stand Jack hinter mir. Er stand einfach nur da und legte seine Hand auf meinen Rücken. „Was hast du, Ella?" Tja? Was hatte ich? Angst? Keine Kontrolle? Ich seufzte und drehte mich zu ihm um. „Ich habe gar nichts. Lass uns gehen!", sagte ich barsch. Jack hob grinsend seine Hände. „Hey! Ich hab doch nur gefragt!" Er lachte kurz, aber ich sah seinen Blick. Er glaubte mir nicht. Tja...manchmal war wohl auch er ein schlechter Lügner oder ich kannte ihn mittlerweile einfach schon zu gut. Ein schauerlicher Gedanke. Meine innere Stimme schwieg in solchen Momenten natürlich, dabei hätte ich gerade wirklich jemanden gebrauch um mich abzulenken. Nur in unpassenden Momenten schien sie ihren Senf dazugeben zu wollen.... Jack ging zur Tür und öffnete sie. Vorsichtig schaute er durch den kleinen Spalt nach draußen. Dann winkte er mich zu sich ran und zusammen betraten wir den Flur. Er schob seine Hand hinten in den Hosenbund seiner Anzughose und zog das kleine Beil hervor. Er packte es fest um den Griff und hielt es bereit. Mein Herz schlug schnell und laut vor Aufregung und ich fürchtete es könnte irgendwer hören. Ich folgte Jack um eine Ecke in einen anderen Gang, vorbei an einer Art Gemeinschaftsraum. Er stoppte an der nächsten Gabelung und schaute in den rechten Gang. Plötzlich flüsterte er: „Psst...Amber?" Ich rückte näher an ihn heran und schaute ebenfalls um die Ecke. Dort stand eine ziemlich mitgenommen aussehende Amber. Als sie uns sah hellte sich ihr Gesicht auf und sie kam schnell auf uns zu. Jack öffnete seinen Mund um irgendetwas zu sagen, aber sie stoppte ihn. Amber machte hektische Bewegungen aus denen klar wurde, dass sie gut und gerne auch ein Rumpelstilzchen sein könnte und, dass Leon hier noch irgendwo in der Nähe war und wir leise sein sollen. Jack nickte stumm. Wir liefen etwas weiter und wollten um eine Ecke, als Jack plötzlich panisch aufschrie. Zwei dunkle Gestalten stürzten sich auf ihn und drückten ihn zu Boden. Ich hatte erst kurz die Angst einen Herzinfarkt zu bekommen, aber dann musste ich laut lachen, als ich sah wer Jack den Arm schmerzvoll auf den Rücken gedreht hatte. Ja, das war definitiv das Highlight des heutigen Tages. Meine Stimmung besserte sich deutlich. Als Dumm und Dümmer erkannten wen sie da zu Boden gerissen hatten, sprangen sie peinlich berührt auf. Jack stöhnte wie ein alter Mann, als er wieder aufstand und sich kurz an der Wand abstützen musste. Er warf mir einen bösen Blick zu, aber ich grinste trotzdem weiter fröhlich vor mich hin. Hach...Herrlich...So ein bisschen Schadenfreude...

Wir rannten weiter und kamen zu einem Fahrstuhl. Jack drückte auf den Knopf und schaute sich nervös zu allen Seiten um. „Amber? Wo sind James und die anderen beiden?", fragte er, während Dumm und Dümmer die Seitengänge sicherten. James war wohl einer von den dreien, die vorhin mit Amber losgestürmt waren. Sie verzog das Gesicht und fuhr sich durch die Haare. „Leon hat sie erwischt! Wir dachten wir hätten sie abgehängt, aber James wurde von einem Holzpfahl verwundet. Wir wollten ihm helfen, aber da hatten uns Leon schon eingeholt. Ich kam gerade so weg....", flüsterte sie. Und tatsächlich waren auf ihrem tief ausgeschnittenen Kleid mehrere Blutflecken auszumachen, die nicht von ihrem Überfall auf den einen Jäger stammen konnten. Mit einem leisen 'pling'  glitt die Fahrstuhltür auf und wir drängten uns hinein. Eingequetscht zwischen Jack um Dümmer rang ich nach Atem. Diese kleinen Fahrstühle waren definitiv nicht für so riesige Kerle wie Dumm oder Dümmer gedacht. Ich stöhnte genervt auf, als die Fahrstuhlmusik erklang und sich die Blechkiste in Bewegung setzte. Doch ich war nicht die einzige. Auch Jack rollte mit den Augen. Als er meinen Blick sah grinste er. Ich lächelte intuitiv zurück. Er war sichtlich überrascht über meine Reaktion. Ich auch. Ich drehte schnell meinen Kopf weg, aber aus dem Augenwinkel sah ich wie er mich weiterhin beobachtete. Was ging nur in seinem Kopf vor?

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und die Autoabgase bissen in der Nase. Wir stiegen aus und wurden sofort freudig vom Rest der Gruppe empfangen. Mary fiel Jack überschwänglich um den Hals und ein humpelnder Dr. Gruselig umarmte mich kurz. Er sah meinen Blick mit dem ich kritisch die laut lachende Mary beobachtete. Die drückte Jack einen Kuss auf den Mund und murmelte etwas davon: „...ich hatte schon gedacht ich seh dich nie wieder..." Jack lachte und schob sie von sich weg: „Als ob ich so leicht sterben könnte, Schätzchen..." Ich drehte meinen Kopf weg. „Eifersüchtig?", fragte eine Stimme hinter mir. Dort stand der Kellner, der sich ins Vampirjägergetümmel gestürzt hatte um uns zu retten. „Du hast überlebt!", sagte ich überrascht. Er kratzte sich am Kopf und grinste schief. „Wer serviert sonst ab sofort ihnen die Drinks?", lachte er. Ich schmunzelte. „Nenn mich Ella!" Ich reichte ihm die Hand. Er schüttelte sie und sagte verlegen: „Nick!" „Freut mich dich kennenzulernen, Nick!" „Gleichfalls!" Nick war niedlich. Er hatte kleine süße Grübchen, wenn er lächelte und dunkelblonde Haare, die er relativ kurz trug. Länger würden sie ihm noch ein bisschen besser stehen, dann könnte man so schön durchwuscheln...so wie bei Jack...

Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. „Hey? Du? Kannst du bitte helfen die Leute auf die Autos aufzuteilen!", sagte Jack pampig und deutete auf Nick. Das schüchterne Lächeln verschwand aus Nicks Gesicht und er nickte ernst. Er warf mir noch kurz einen Blick zu und verschwand dann. Ich fuhr herum. Dort stand ein ziemlich finster dreinblickender Jack. „Was sollte das?", zischte er mir zu. „Ich dachte wir wollten unser Image vor anderen pflegen. Keine sexuellen Eskapaden und so-" Ich unterbrach ihn: „Ich unterlasse es demnächst nett zu Kellnern zu sein, wenn du es unterlässt mit Mary zu vögeln." Er schaute verdutzt. Ich hatte schon die ganze Zeit so eine Vermutung, so wie sie von ihm sprach...Sein Gesichtsausdruck war die Bestätigung...

„Wusste ich es doch...", flüsterte ich bitter und klopfte ihm auf die Schulter. Dann ging ich und ließ ihn stehen...

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Hallöle,

Sorry für das extrem verspätete Update, aber ich war am Wochenende nicht in Internet nähe.

Ich weiß ich hab es in letzter Zeit irgendwie mit Kitsch und Überraschungen. Bitte nehmt es mir nicht übel.

Bis zum nächsten Kapitel <3 ~Jodi