Lügen sind nicht immer kitschig...

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Stumm starrte ich auf das Foto. Was sollte ich sagen? Dass ich die Frau eines mörderischen Vampirkönigs bin? Das ich selbst ein halber Vampir bin, mit absolut übernatürlichen Selbstheilungskräften? Was soll das denn schon für eine Story sein? Die taugt ja nicht mal für einen schlechten Internetroman! Mein Blick flog zwischen den Gesichtern der beiden Agenten hin und her. So wie die aussahen waren die weder von der Kriminalpolizei, noch von irgendeinem Geheimdienst. Was wollen diese Leute wirklich?

„Wer sind sie?", fragte ich schließlich. Beide runzelten die Stirn, aber Agent Carter zuckte kurz zusammen. Sein Pokerface war scheiße. Der Typ kann einfach nicht lügen. Ich habe mit meiner Frage voll ins Schwarze getroffen. „Wir haben doch schon gesagt, wir sind vom Geheimdi-", setzte Kulikow an, aber ich unterbrach sie und zischte: „WER SIND SIE WIRKLICH?" Beide atmeten tief durch. Sie hatten sich verraten. Sie hatten mich angelogen! Ich scannte beide fake-Agenten ausgiebig: Sie waren deutlich stärker bewaffnet, als es zuerst den Anschein hatte. Neben den offensichtlich getragenen Handfeuerwaffen, waren deutliche Ausbeulungen an Hüfte und Bein unter der Jacke und Hose zu erkennen. Entweder da war ihr Mitternachtssnack versteckt oder Munition und weitere Waffen.

Nervös rang Kulikow mit den Händen. „Wir gehören zu keiner einzigen Bundesbehörde, aber es öffnen sich viele Türen für einen wenn man so tut, als gehöre man dazu!"

„Und zu wem gehören sie dann?", fragte ich und spannte mich an.

„Wir sind Mitarbeiter einer Gruppe von Vampirjägern."

Wow, versucht das mal zu verarbeiten...

'Mund zu! Es zieht!', meckerte meine innere Stimme. Beinahe hätte ich wegen der Absurdität dieser Situation angefangen laut loszulachen. Die Frau eines Vampirs, die nebenbei bemerkt auch ein Halbvampir ist, liegt mit eingegipsten Körperteilen im Krankenhaus vor zwei schwerbewaffneten Vampirjägern und versucht sich eine Lüge auszudenken, die nicht halb so abgedreht klingt wie die Wahrheit.

„Vampirjäger?", fragte ich noch mal nach. „Genau!", sagte Kulikow, die anscheinend ihr Selbstvertrauen wieder gefunden hatte. Ich setzte mich im Bett auf und wartete ab. Carter ergriff das Wort: „Wir sind auf der Suche nach Jack Blackwood, aber als wir ihn vom Polizeirevier abholen wollten, wurde uns gesagt, dass er kurz nach seiner Verhaftung fliehen konnte. Wir sind zu ihnen gekommen, weil wir hofften sie könnten uns weiterhelfen, denn immerhin sind Sie der einzige Mensch der in Gegenwart von Jack Blackwood länger als 24 Stunden überlebt hat." Jetzt war ich daran tief durchzuatmen. Agent Kulikow lehnte sich interessiert vor und fragte: „Wie haben sie überlebt, Miss Moore?" „Alles nur Glück!", antwortete ich, „Jack entführte mich, weil ich ihn bei essen beobachtet hatte und er mich nicht einfach nur umbringen wollte. Als wir in dem Motel waren, taucht sein Bruder auf. Nach einem kurzen Kampf flog das Zimmer in die Luft und er nahm mich einfach wieder mit..." Scheiße! Wie sollte ich jetzt erklären, wie ich den letzten Monat überlebt habe...Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich selbst fast ein Vampir bin. Da kam mir eine Schnapsidee, die inspiriert wurde von einem gewissen berühmten Jugendbuchbestsellerroman. „In der nächsten Nacht unterhielten wir uns. Vermutlich brauchte er einfach jemanden zum Reden wegen der Sache mit seinem Bruder. Er schien irgendwann Mitleid mit mir zu bekommen oder so...Auf jeden Fall schien er tatsächlich darüber nachzudenken mich gehen zulassen. Doch er leidet irgendwie unter starken Stimmungsschwankungen und ist hochgradig Besitzergreifend. Er tat mir zwar nichts, aber er ließ mich in den folgenden Tagen auch nicht gehen. Jack schien Gefühle für mich entwickelt zu haben, die ich nun wirklich nicht erwidere. Später heiratete er mich, aber als er bemerkte, dass ich für ihn nichts als Abscheu empfinde, wand er sich von mir ab. Er sperrte mich ein und ich konnte erst heute fliehen. Bei meiner Flucht wurde ich von ihm verfolgt und es kam zu dem Unfall mit dem LKW." 'Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gerade eine Lüge entworfen, die für jeden zu durchschauen ist, der jemals einen Vampir getroffen hat.', sagte meine innere Stimme, 'Ist ja nicht so, als würden zwei Leute vor dir stehen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben genau diese Monster zu jagen!' 'Klappe! So schlecht ist die Lüge nun auch wieder nicht.'

Gespannt wartete ich ab, ob die beiden meine Geschichte schluckten. Die Story mit dem König der Vampire habe ich ganz bewusst weggelassen. Wer weiß wieviel diese beiden Jäger wirklich wissen.

Plötzlich nickte Kulikow und sagte: „Glauben sie, dass Jack sie versucht zurückzuholen?"

„Auf jeden Fall!"

Vielleicht konnten mir diese Beiden noch nützlich sein, um Jack loszuwerden, aber ich musste verdammt doll aufpassen, dass sie mein kleines unsterbliches Geheimnis nicht herausbekommen. Ich begann zu zittern und presste Tränen aus meinen Augen. „Ich habe Angst vor ihm...", flüsterte ich. Carter kam um das Bett herum und tätschelte meinen Rücken. „Das brauchst du jetzt nicht mehr...Wir werden dafür sorgen, dass Jack dir nie wieder wehtun kann!"

Ich wollte meine Ruhe vor Jack, aber beunruhigte es mich unglaublich, dass sich mein Herz zusammen krampfte, als sich in meinem Kopf die Vorstellung manifestierte, Jack sterben zu sehen. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll...Diese arrogante Fledermaus hatte mich betrogen, benutzt, gedemütigt, verletzt und mir das Leben zur Hölle gemacht und ich hasste ihn dafür, aber irgendetwas in mir weigerte sich zu denken das der brutale Jack der wirklich wahre Jack ist...

Verdammt...Das alles hier ist so verflucht kitschig...

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Hallöle,

Es ist wirklich erstaunlich wie sehr meine Geschichte ausgeartet ist. Ursprünglich sollten es nicht mehr als 5 Kapitel und Jack und Ella, als Figuren, geben. Außerdem ist es eine Geschichte, die ich vor 5 Jahren angefangen habe zu schreiben. Das es in der Überarbeitung so einen Umfang bekommt ist echt erstaunlich. Ich hoffe das Ende kommt zum Schluss noch hin.

So viel zur Zusatzinfo...😂

Ich hoffe euch gefällt VekkM auch weiterhin und ich verspreche euch die nächsten Kapitel werden deutlich spannender.

Bis dann

Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now