Mieses Karma?!

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Ich schnappte nach Luft. Meine Augen wanderten von Natashas fiesem Grinsen zu meiner Brust. Das Ende eines Holzpfahles ragte daraus hervor. Natasha lachte, als sie meine Schulter los lies und sagte: „Ich glaube so gut habe ich noch nie getroffen!" Ich kippte nach hinten um. Mein Blick war starr zur Decke gerichtet. Ich röchelte, als das Blut sich langsam in meinem Mund ausbreitete. Ich glaube ich habe mir auf die Zunge gebissen. Über das Rauschen in meinen Ohren hinweg hörte ich Schreie. Plötzlich tauchte Jacks Kopf in meinem verschwommenen Blickfeld auf. Tränen liefen mir aus dem Augenwinkel und ich versuchte das Blut auszuspucken um wieder ordentlich Luft zu bekommen. Es glückte nicht. Ich röchelte und umklammerte den Pfahl mit meinen schon Blutverschmierten Händen. Jack nahm sie beiseite und umfasste stattdessen den Pfahl und zog ihn heraus. Ein Ruck ging durch meinen Körper gefolgt von einer unglaublichen Schmerzwelle. Jack sagte irgendwas und wollte mich hochheben. Ich hörte ihn von ganz weit weg. Wie als stände er am Ende eines langen Tunnels. Schwarze Flecken breiteten sich in meinem getrübten Sehfeld aus und meine Augenlieder flackerten. Jack hob mich vom Boden auf. Ich spürte das jedoch kaum. Der Schmerz schien überall zu sein und ich versuchte zu schreien, aber es war nur ein gurgeln. Es fühlte sich an, als würde mein Körper lichterloh brennen. In diesem Moment versagte mein Gehirn. Ich verspürte keinen Schmerz mehr und viel in tiefe Dunkelheit...



Vampire sterben durch 1. das abhacken des Kopfes, 2. durch Verbrennen, 3. das herausreißen des Herzens oder 4. durch das pfählen mit einem Holzpfahl.

...

Warum immer ich?



Sachtes Ruckeln brachte mich zurück. Ich fühlte mich betäubt und irgendwie schläfrig. Ich wollte weiter einfach so langdösen, aber irgendetwas zerrte mich an die Oberfläche. Mir war ein bisschen kalt, aber es war so gemütlich und weich. Das ruhige brummen eines Autos drang an meine Ohren und ein zartes, nervendes, nur allzu bekanntes Stimmchen sagte: „Ein Wunder, dass sie noch kein Aschehaufen ist!", meinte Jack. „Arschloch! Stirb du doch erstmal!", brummte ich vor mich hin. Ein Ruck ging durch den Wagen und ich rutschte beinahe von Autositz, als Nick überrascht bremste. Pardon...Nicht Sitz, sondern Jacks Schoß. Er hielt mich fest und starrte geschockt zu mir herunter, als wäre ich eine Kuriosität auf einem Rummel. Ich sah ihn immer noch nur verschwommen und das Licht blendete höllisch. Ich gab noch ein grummeln von mir und zog mich ein Stück näher zu ihm rann. Ich legte wieder mich wieder bequem hin und schloss die Augen. Ich war so unglaublich müde. „EY!", sagte Jack und schüttelt mich, „Sag was!" „Lass mich... ich will schlafen...", zischte ich. „Nichts da! Wie kann es sein das du noch lebst?" „Dein mieses Karma hat mir wohl den Arsch gerettet. Du hast einfach keine glückliche Zukunft verdient.", sagte ich schmunzelt. Er schippte mir gegen die Stirn. „Verdammt, nimm das ernst. Wie kannst du noch am Leben sein?" „Autsch...", ich rieb mir die Stirn, „Woher soll ich das wissen?" Jack stöhnte genervt. „Mach die Augen auf!", sagte er befehlend. „Nein!", antwortete ich trotzig. „Sei kein kleines Kind!", sagte er und schüttelte mich. Ich krallte mich in sein Hemd und öffnete wiederwillig meine Augen. Eine geschockte Mary und eine nicht weniger verblüffte Amber starrten mich von der Rückbank aus an. Ich saß vorne auf Jacks Schoß und ein freudestrahlender Nick neben uns am Steuer. „Schön dich wieder lebendig zu haben!", sagte Nick und grinste zu mir herüber. „Glaub mir, ", sagte ich lachend, „ich bin auch froh." Mein Blick wanderte zu Jack. Er hielt mich immer noch fest mit beiden Armen umschlungen und beobachtete mich skeptisch. „Ist was?", fragte ich. „Geht's dir wirklich gut? Deine Augen...", er deutete in mein Gesicht. Ich fuhr herum und klappte den kleinen Spiegel, vom Sonnenverdeck, herunter. Mich starrte ein fürchterliches Gesicht an. Ich brauchte eine kleine Weile um zuschnallen, dass das tatsächlich ich war. Ich war blutverschmiert und meine Haare standen in alle Richtungen ab. Meine Haut war blass und ich hatte die schlimmsten Augenringe, die ich jemals gesehen habe. Doch das gruseligste von allem waren meine Augen. Das Blau, das ich so liebte war verschwunden und stattdessen schimmerten meine Augen hell. Sie sahen aus wie flüssiges Gold. Ich schnappte nach Luft. „Das kann doch nicht...", sagte ich mit weit aufgerissenen Augen. Ich konnte es einfach nicht glauben. „Was soll das?", sagte ich und drehte mich wieder zu Jack um. Panisch klammerte ich mich an ihn und sagte: „Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?" Er zuckte mit den Schultern und zum ersten Mal seit ich wieder wach war fiel mir auf, dass auch Jack unglaublich scheiße aussah. Anders konnte man es nicht beschreiben. Er war genau so blass wie ich und hatte tiefdunkle Augenringe. Sein weißes Hemd war über und über mit meinem Blut besudelt und es klebte immer noch an seinen Händen. Ich nahm vorsichtig sein Gesicht in meine Hände und kratzte einen kleinen Blutspritzer von seiner Wange, der dich dunkelbraun von seiner Haut abhob. Als er weg war schaute ich Jack in die Augen. Meine Hände lagen immer noch an seinen Wangen und er grinste verschmitzt. Auch er ließ mich nicht mehr aus den Augen. In diesem Moment räusperte sich eine eifersüchtige Mary geräuschvoll, von der Rückbank aus. Ich ließ meine Hände sinken und drehte meinen Kopf weg. Ich hatte nicht das Recht Jack so anzusehen. Obwohl er mein Mann ganz offiziell war, durfte ich das nicht. Er hatte was mit Mary und ich hatte nicht die Absicht mich da einzumischen. „Nick?", fragte ich, „Könntest du gleich einmal kurz rechts ran fahren? Ich würde mich dann mit auf die Rückbank setzten." Nick nickte und setzte schon den Blinker, als Jack sagte: „Nein, fahr einfach weiter. Wir müssen so schnell wie möglich ankommen und so verlieren wir nur Zeit." Ich setzte mich gerade hin und starrte durch die Frontscheibe nach draußen. Ich spürte Jack in meinen Nacken hauchen und schließlich hörte ich ihn wie er ganz nah an mein Ohr flüsterte: „Keine Sorge, sollten wir einen Unfall haben, pass ich auf dich auf...." Ich bekam eine Gänsehaut. Was soll das? Wieso ist er manchmal so ekelhaft und dann wieder so...komisch zu mir? Und wieso bekam ich eine Gänsehaut? Er sollte mir doch egal sein. Da fiel mir wieder ein, an was ich gedacht hatte kurz bevor Natasha mich abgestochen hatte: Was bedeutet Jack mir wirklich? Ich überlegte kurz und wechselte schnell das Thema: Wo ist eigentlich Natasha? „Was ist aus Natasha geworden?", fragte ich in die Stille des Autos. Amber antwortete: „Jacky ist ausgeflippt, nachdem feststand das du tot bist und hat sie in Stücke gerissen." Ich spürte wie Jack unter mir zusammen zuckte. Mein Blick wanderte wieder zu seinem Gesicht. „Und warum habt ihr meine 'Leiche' dann mit genommen?" Jack setzte zur Antwort an, aber Amber war schneller und schmunzelte: „Er bestand darauf und hat dich nicht mehr losgelassen." Der Rest des noch vorhandenen Blutes in meinem Körper schoss mir in die Wangen und ich drehte meinen hochroten Kopf schnell wieder nach vorne. Im Rückspiegel sah ich wie Mary mich böse anstarrte. Schnell sah ich zum Seitenspiegel. Darin erkannt ich mich selbst und Jack. Er lächelte verlegen und ich spürte wie er mich noch ein Stück enger an sich drückte. Dieser Junge macht mich irre! Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. Ich war so müde und das alles hier war so verdammt verwirrend...

„Jack?", fragte Nick, „Ich glaube wir müssen einen kleinen Stopp einlegen. Wir alle haben seit gestern nichts mehr gegessen und hier im Auto riecht echt alles nach Ellas Blut. Ich kann es kaum noch aushalten...", murmelte Nick. „Ja...", sagte Jack, „dann halten wir in der nächsten Stadt."


Vampire entführen keine kleinen MädchenМесто, где живут истории. Откройте их для себя