Note.3

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Sieh lieber das Gute in einem Menschen, anstatt dich von dem Schlechten kaputtmachen zu lassen.

Es war sehr amüsant, dabei zuzusehen, wie zwei noch nicht ganz ausgereifte Jungs sich um einen Muffin stritten.

Das schien allerdings kein Anderer so zu sehen, denn die Beiden wurden immer wieder sehr finster angestarrt.

Plötzlich knallten zwei Handflächen lautstark auf den Tisch. Erschrocken zuckte ich zusammen. "Hört endlich auf damit!", fuhr Kyron Wes und Ivean an.

Die beiden Jungs waren Footballspieler und alles andere als erwachsen.

Aber ich mochte sie. Sie kamen mir so ... unschuldig vor.

Was ja eigentlich an sich ein Widerspruch war, aber niemand von den Beiden scherrte sich wirklich darum, wie er auf die Anderen wirken musste - und war es nicht das, warum es bei dieser ganzen Beliebten-Sache eigentlich ging?

Es kam mir zumindest immer so vor.

Der Schein, perfekt zu sein. Das falsche Getue. Die heimlichen Lästereien. Das Ausgrenzen von Personen, die anders waren.

Als das sprach in dieser Welt für Macht und Stärke. Für mich war es ja eher Grausamkeit ebenso wie Ignoranz.

Die meisten Beliebten kannten die Menschen, die sie ausgrenzten nicht einmal richtig.

Sie lästerten über Dinge, über die sie keine Ahnung hatten.

Ich bezweifelte, dass das Meiste, dass sie dann zusetzlich über die betroffene Person verbreiteten, auch nur ansatzweise stimmte.

Aber so wurde es uns eben vorgelebt und die Meisten kannten es nicht anders oder verstanden nicht so ganz, was sie da machten, bis es zu einem Teil ihres Lebens geworden war, den sie gar nicht mehr loswerden wollten.

Wes schnaubte nur. "Entspann dich doch mal, Nichols. Es geht ja nicht gleich die Welt unter."

Violet, eine von Xenias Anhängseln, lachte affektiert auf. Sie konnte nicht so gut verbergen, dass sie auf Wes stand - was ja an sich nichts schlimmes war -, aber dieses falsche Lachen und überhaupt, wie sie sich benahm, war schlimm.

Und das fand wohl auch Xenia, denn ihre Augen funkelte Violet böse an, während ihre Lippen immer noch zu einem lieblichen Lächeln verzogen waren.

In solchen Moment fragte ich mich wirklich, was mich eigentlich noch dazu bewog, mich hier zu befinden.

Xenia war eine meiner 'besten Freundinnen'. Meine Mutter war mit ihrer Mutter 'befreundet'.

Während es zwischen Xenia und mir allerdings noch sehr entspannt zuging, war es zwischen unseren Müttern ein wahrer Konkurrenzkampf.

Aber das war bei allen Freundinnen meiner Mutter so. Nun gut, bis auf ihre Anhängsel.

Warum genau manche Menschen sich aber so weit erniedrigten, war mir ein Rätsel.

"Ley?" Rebecca, die neben mir saß, tippte mich an.

Mit ihr war ich ebenfalls befreundet. Sie war allerdings eher der Sportler-Typ. Nicht, dass sie deshalb weniger lästerte.

Nun gut, solange man sie nicht herausforderte, war sie wenigstens in einem Gespräch ganz nett.

"Ja?" Fragend lächelte ich sie an, bemühte mich aber, ein ehrliches Lächeln auf mein Gesicht zu bekommen.

Sie lächelte zurück. "Wie lief es bei dir gestern in Englisch?"

"Ganz gut", beantwortete ich ihre Frage. "Und bei dir?"

Rebeccas tiefes Seufzen war Antwort genug. Während sie in Sport ein Ass war, lief es in den anderen Fächern nicht so gut.

Entgegen der allgemeinen Meinung waren die meisten Beliebten eigentlich sehr gute Schüler.

Zunindest alle, die solche Eltern wie Xenia, Kyron oder ich hatten.

Rebeccas Eltern waren nicht so drauf. Sie arbeiteten die ganze Zeit und hatten nie Zeit für ihre Tochter, zusätzlich waren sie stinkreich, aber ich hatte immer das Gefühl, dass ihre Tochter ihnen eigentlich egal war, was wohl der Grund war, warum sie nicht unter derartigen Druck stand.

Aber sie hatte mir letztens erzählt, dass sie irgendetwas studieren wollte, für das sie Englisch brauchte.

"Wenn du willst, kann ich dir vor der nächsten Arbeit helfen", schlug ich ihr deshalb freundlich vor.

"Echt?" Sie sah mich ungläubig an.

"Klar."

Xenia sah mit hochgezogener Augenbraue zwischen uns hin und her.

Ihr schien die Entwicklung meines Gespräch nicht so zu gefallen.

Und im nächsten Moment wusste ich auch warum.

"Elena", sagte sie zögerlich, "du vergisst aber nicht unser Treffen, am Wochenende, oder?"

"Natürlich nicht", beruhigte ich sie.

Plötzlich griff Kyron nach meiner Hand. "Ich hatte am Wochenende eigentlich auch noch etwas mit dir vor."

Gerade als ich den Mund öffnete, um darauf zu antworten, unterbrach eine raue Stimme unser Gespräch.

"So, so, das ist also das größte Problem von euch reichen Kids."

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now