Note.5

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Ich zerbreche an dem, was mich täglich umgibt,
an dem, was ich täglich so von mir gebe.
Ich zerbreche.

Verunsicht umkrallte ich den Bleistift, den ich in der Hand hielt, fester.

Nachdem Hope nun doch nichts mehr gewollt hatte, war ich wieder gegangen.

Kyron und Xenia war ich noch nicht wieder begegnet.

Nun gut, möglicherweise war ich ihnen auch ein wenig aus dem Weg gegangen.

Jetzt saß ich wieder im Unterricht und wusste nicht so recht, was ich tun sollte.

Hoffentlich war Kyron nicht sauer. Und Xenia ...

Ich schüttelte den Kopf und holte immer wieder tief Luft, um mich zu beruhigen.

Aber plötzlich konnte ich es nicht mehr.

Von Zeit zu Zeit hatte ich kleine Zeitspannen, in denen ich nicht richtig Luft holen konnte, aber für gewöhnlich nur dann, wenn es mir gerade auch emotional nicht so gut ging.

Jetzt gerade stand ich nur unter Druck.

Verzweifelt schnappte ich nach Luft und versuchte durch Konzentration, die ich aufs Atmen lenkte, wieder tief Luft zu holen.

Es funktionierte nicht.

Verzweiflung breitete sich in mir aus. Luft! Ich brauchte Luft!

Immer und immer wieder sog ich gierig Luft ein und konnte doch nicht richtig atmen.

Schwarze Flecken begannen schon vor meinen Augen zu tanzen, als plötzlich ein Gesicht vor mir auftauchte.

Meine Wangen wurden von zwei Händen sanft umfasst und braune Augen bohrten sich in meine.

"Atme, Ley, atme!", befahl mir eine weit entfernt scheinende Stimme.

Wieder schnappte ich verzweifelt nach Luft.

Die Augen kamen näher, bis sie ganz unscharf waren und eine Stirn sich an meine lehnte.

"Atme!", befahl eine Stimme mir dann wieder.

Und plötzlich ging es wieder. Nur mühsam, aber es ging wieder.

Erleichtert sackte ich in mich zusammen und schloss die Augen.

Die Hände lösten sich von meinen Wangen und auch der Druck der Stirn verschwand.

Ich öffnete die Augen nicht, als ich Schritte hörte. Auch nicht, als sie auf mich zuzukommen schienen. Nicht einmal, als ich jemanden neben mir spürte.

Aber als ich dann sanft in eine Umarmung gezogen wurde, konnte ich meiner Neugierde einfach nicht mehr standhalten.

Vorsichtig linste ich erst einmal, konnte dann aber nicht glauben, wer mich da umarmte!

Ace.

Was machte er denn bitte hier?

Verlegen wandte ich meinen Blick wieder ab, wagte es aber nicht, mich zu befreien.

Nein, ich wollte mich gar nicht befreien!

Wie lange hatte mich schon jemand nicht mehr so gehalten?

Es musste eine Ewigkeit her sein.

Schließlich räusperte ich mich leise. "Danke." Meine Stimme war fast nicht hörbar, dennoch schien Ace mich gehört zu haben, denn er drückte mich kurz fester an sich.

"Ist doch selbstverständlich."

Es waren nur drei Worte.

Und doch so eine große Lüge.

Vielleicht nicht für ihn. Ich traute ihm zu, dass er tatsächlich jedem helfen würde.

Aber wäre ich jemand anderes und beispielsweise Xenia hätte mich so gesehen, hätte sie mich einfach ignoriert.

So läuft das eben in dieser Welt.

Nur die Stärksten überleben. Oder die, die sich für stark ausgeben.

Wenn ich als Kind nicht der Meinung der Anderen gewesen war, hatte man mir deren Meinung gewaltsam eingetrichtert.

Nicht mit Schlägen, nein, das nicht.

Aber Worte schmerzen manchmal sehr viel mehr als Worte.

Und als Kind siehst du die Manipulation ja nicht immer.

Wenn du dir etwas nur oft genug einredest, glaubst du es irgendwann.

Egal, was du dir hinterher sagst.

Es bleibt.

Wusste Ace das?

Nachdenklich sah ich zu ihm.

Sein Blick war ganz abwesend geworden, aber als ich mich leicht in seinen Armen bewegte, schoss sein Blick sofort wieder zu mir.

"Nein", murmelte ich dann leise, "es ist keineswegs selbstverständlich."

Daraufhin schloss Ace mich nur enger in seine Arme, bis mein Kopf auf seiner Brust lag und er seinen und meinen Kopf gestützt hatte.

Als er mit einem tiefem Seufzter die Luft ausstieß, hielt ich unwillkürlich die Luft an.

Ich wollte nicht, dass er mich schon wieder losließ.

Plöttlich fiel mir wieder etwas siedend heiß ein und ich zuckte hoch.

Wann hatte es eigentlich geklingelt?!

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now