Note.4

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Wo ist hier die Gerechtigkeit?
Wo ist der Ritter in goldener Rüstung?
Mein Traum verschwindet schon hinter dem Horizont - vertrieben von der Dunkelheit.

Mit einem Ruck drehte ich mich um.

Hinter mir stand ein Junge.

Ich kannte ihn nicht.

Und er sah gut aus.

Aber was zum Henker?!

"Wie bitte?!" Kyron sprang auf und wirkte spürbar verärgert.

Das war nicht gut. Er hatte einen sehr reizbaren Charakter und konnte wegen einer Kleinigkeit völlig ausrasten.

Der Fremde lächelte ihn nur spöttisch an. "Du hast mich schon verstanden, Arschloch."

"Wer bist du?", wollte Xenia wissen, doch obwohl sie leicht angeeckelt klang, sah ich das Interesse in ihren Augen glimmen.

Er wandte sich Xenia zu und lächelte sie verächtlich an. "Ace Hunter, aber mein Konto wird für dich wohl nicht groß genug sein."

Verwundert und mit schief gelegtem Kopf musterte ich ihn.

Er mochte Oberflächlichkeit wohl nicht.

Ich auch nicht.

Was mich wieder zu der Frage brachte, warum ich überhaupt noch hier war.

Und was er hier wollte ...

Was wollte er denn nun hier?

Zu meiner und wahrscheinlich auch aller anderer Überraschung sah er mich an. "Hope will mit dir reden. Du bist doch Ley, oder?"

Ich nickte knapp und erhob mich.

Wenn ich sie wäre, wäre ich wahrscheinlich auch nicht an diesen Tisch gekommen.

Wenn du nicht zu ihnen gehörst, benehmen sie sich wie ausgehungerte Raubtiere in einem Käfig.

Im Grunde kamen sie körperlich nicht an dich ran, ohne ihren Ruf zu zerstören, aber bei deinem Inneren ist das etwas ganz anderes.

"Warte!" Kyron legte seine Hand auf meine und hielt mich dann fest.

Für jeden anderen sah der Griff wahrscheinlich zärtlich aus, aber er tat verdammt weh.

Ich wagte es durch die anderen aber nicht einmal, die Zähne zusammenzubeißen.

Ace bemerkte es aber offenbar trotzdem, denn er zog nachdenklich eine Augenbraue hoch, während er auf Kyrons Hand starrte.

"Ja?", wollte ich leise wissen.

Kyron warf mir einen kurzen Blick zu und sah dann Ace feindselig an. "Wieso kommt der Nerd denn nicht selbst? Und was will sie überhaupt von Ley?"

Ace zuckte die Schultern und sah Kyron gleichgültig an.

"Ach, übrigens", fügte Kyron hinzu, "sie heißt Elena, nicht Ley. Zumindest nicht für dich und den Nerd."

Das brachte Ace nur zum Lachen. "Ich nenne sie, wie auch immer ich will!"

Mit diesen Worten befreite er mich mit einem Ruck von Kyron und zerrte mich hinter sich her aus der Cafeteria auf den Schulhof in eine Ecke.

Verdutzt folgte ich ihm einfach und leistete keinerlei Widerstand, obwohl wohl weder Xenia noch Kyron begeistert hiervon sein würden.

Ich wollte mir das nachher überhaupt nicht anhören.

Schließlich blieb Ace abrupt stehen. Ich aber nicht. Also knallte ich in ihn hinein.

"Tut mir Leid", entschuldigte ich mit gesenkten Augen.

"Schon ok", erhielt ich nur als Antwort, dann wurde ich ein Stück vorwärts geschoben.

"Wer ist das denn?", ertönte eine neugierige Stimme.

Neugierig hob ich den Kopf.

Vier Augenpaare starrten mich an.

Ich kannte nur eines. Und zwar Hope.

Vorsichtig lächelte ich sie an. Sie lächelte auf der Stelle zurück.

Ace, der jetzt irgendwie hinter mir stand, räusperte sich. "Leute, das ist Ley."

Eine der mir unbekannten Personen war ein Mädchen mit roten Haaren. Sie lächelte mich frech an, als sie meinen Blick bemerkte und hob kurz die Hand.

"Hi, Ley, ich bin Lark." Dann stupste sie den braunhaarigen Jungen neben sich an. "Und das ist Perry, mein Zwillingsbruder."

Etwas verwundert betrachtete ich die Beiden. Sie sahen sich eigentlich nicht sehr ähnlich ...

Perry legte den Kopf schief und starrte mich ausdruckslos an. Ich senke unwillkürlich den Blick und spielte nervös mit meinen Händen.

"Das ist Santiago", ertönte dann plötzlich Ace' Stimme an meinem Ohr.

Er deutete auf den letzten Typen, der an die Wand gelehnt stand.

Santiago war glücklicherweise gerade damit beschäftigt auf seinem Handy herumzutippen und gelangweilt zu gucken, statt mich anzuglotzen.

Als ich einen kurzen verstohlenen Blick zu Perry warf, bemerkte ich, dass er aufgehört hatte, so seltsam zu starren und mich stattdessen jetzt mit einem Grinsen auf den Lippen betrachtete.

Aber ob das jetzt wirklich so viel besser war ...?

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now