Note.28

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Ich vermisse mein glückliches Ich.
Ich vermissen meine strahlenden Augen, mein Lachen.
Ich hasse den Hass in mir.
Ich vermisse, wer ich war.
Ich hasse, wer ich bin.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon vor dem Krankenzimmer saß, bis die Tür endlich aufging.

Erleichtert sprang ich auf und stürzte mich auf Ace, der mit angeplatzer Lippe und Bluterguss am Wangenknochen aus der Tür trat.

Er schlang sofort die Arme um mich. "Hey, Sternchen. Wie geht's dir?"

"Wieso fragst du mich das? Du hast dich doch geprügelt!", erwiderte ich irritiert.

Ace seufzte leise. "Schon. Aber -"

"Nichts aber!"

Er seufzte noch einmal. "Sag mir doch einfach, wie's dir geht."

Ich zögerte kurz. "Ich mache mir Sorgen."

"Worum?" Ace klang ein wenig verwundert.

"Um dich, um Kyron. Um alles!"

Ace stieß ein Geräusch ähnlich einem Knurren aus. "Hör auf, an diesen Arsch zu denken!"

Schweigend drückte ich mein Gesicht an Ace' Brust.

Ich konnte nicht.

Ace seufzte darauf nur und führte mich dann den Schulflur entlang.

"Wohin gehen wir?", nuschelte ich leise an ihn geschmiegt.

Er seufzte wieder. "Raus. Auf den Schulhof. Es sei denn, du willst gehen?"

Ich zuckte die Schultern. Eigentlich war mir das ziemlich egal.

Ob ich hier war oder nicht, machte keinen Unterschied.

Dich will doch sowieso keiner haben!

Ja, mich wollte sowieso keiner haben.

Und überhaupt! Was hatte ich da bitte mit Kyron abgezogen?

Wenn ich er wäre, würde ich mich jetzt hassen.

"Hey." Ace blieb stehen und berührte mit den Fingerspitzen meine Wange. "Was ist los?"

Ich schüttelte nur hektisch den Kopf. "Nichts."

Er zog eine Augenbraue hoch. "So, so, nichts also?"

Ich nickte. Wahrscheinlich wenig überzeugend.

Aber na ja, was soll's.

Daraufhin nahm Ace meine Hand in seine und fing an, mich energischer aus dem Schulgebäude zu ziehen.

Leicht verwirrt folgte ich ihm einfach.

"Wohin gehen wir?", wiederholte ich meine Frage.

Ace grinste mich an. "Jetzt lernst du mal was anderes kennen."

Was?

Immer noch ziemlich verwirrt beschleunigte ich meine Schritte, um neben ihm laufen zu können.

"Kannst du mir nicht einfach normal antworten?"

Als einzige Antwort bekam ich ein Lachen.

Endlich aus dem Schulgebäude raus steuerte Ace schon auf den Parkplatz zu.

Er hatte ein Auto?

Noch ein paar schnelle Schritte, dann blieb er stehen.

Bei den Motorrädern!

Er nahm einen Helm von Griff und reichte ihn mir.

Hallo? Wundert sich hier vielleicht noch jemand, warum er ihn hier einfach so hängen lässt?

Zögernd setzte ich den Helm auf.

Sein Motorrad sah irgendwie ... ehm ... na ja.

Es war rot lackiert und eher für Motocross gebaut zu sein.

Außerdem waren auf dem Lack ziemlich viele Kratzer. Insgesamt sah das Motorrad ziemlich zusammengebastelt aus.

Na ja, zumindest kein typisches Klischee mit teurem Motorrad oder so.

War doch so auch ganz nett.

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now