Note.16

305 20 0
                                    

Die Welt versteht den Grund falsch, wenn du ihn nicht erklären kannst.
Warum solltest du auch manchmal einfach nicht mehr können?
Du bist schwach.
Es gibt nur wenige, die dich wirklich verstehen.
Aber bist du wirklich schwach, wenn du es lange unter Menschen aushälst, die dich verspotten, ausgrenzen, für die Person, die du bist?
Du bist stärker als sie.
Im Geiste.
Egal, wie oft du zerbrichst.
Denn du würdest niemanden so behandeln.
Das macht dich stärker.
Denn du hast das größte Herz von ihnen allen.

Kaum war ich auf die Mamortreppe vor dem Haus getreten, wurde die Tür vor mir auch schon aufgerissen.

Sarah stand dort, sah allerdings nicht zu mir, ihr Kopf war stattdessen nach drinnen gewannt.

"Na und?", schrie sie gerade. "Dann habe ich das eben getan!"

Mit diesen Worten rannte sie an mir vorbei. Schimmerten da etwa Tränen in ihren Augen?

Irritiert sah ich ihr hinterher. Was war hier bitte los?

Als ich so leise wie möglich das Haus betrat, stand ich unvermittelt meinem Vater gegenüber.

Er warf mir einen kurzen Blick zu, dann lief er einfach an mir vorbei.

Immer noch ziemlich verwirrt sah ich nun auch ihm nach.

Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Mein Blick glitt fast erschrocken zu meiner Mutter, die neben mir stand.

"Komm." Nur ein Wort. Eiskalt und befehlend. Ich unterdrückte ein Schaudern.

Aber was stellte ich mich schon so an? Ich war doch für gewöhnlich nichts anderes gewohnt.

Ihre Schritte erzeugten ein hartes, hallendes Geräusch in der Eingangshalle, als sie vorauslief.

Schnell folgte ich ihr.

Im Wohnzimmer machte sie halt und setzte sich elegant wie immer auf eines der Sofas.

Mit einem seltsam flauem Gefühl km Magen setzte ich ihr gegenüber.

Ihr Blick war starr auf mich gerichtet.

Irgendwie echt unheimlich.

"Wie du sicher mitbekommen hast, wurde ein Video über deine Schwester, ihren Verlobten, deinen Freund -" Bei diesem Wort zog sie die Nase kraus. "- und einigen der anderem Kinder der Freunde unserer Familie veröffentlicht."

Kurz stutzte ich. War es das etwa, dass Xenia mir in der Schule hatte zeigen wollen?

Ich nickte.

"Leider leidet unser Ruf als eure Eltern darunter", fuhr meine Mutter fort. "In dem Video sind nicht gerade ..."

Sie seufzte tief. Aber ihre Betroffenheit wirkte so gespielt wie alle ihre Gefühle.

"Nun - aufgrund dessen haben dein Vater und ich beschlossen -"

Mein Vater hatte das beschlossen. Meine Mutter hielt sich vermutlich nur daran. Wie immer.

"- dass weder deine Schwester noch du in nächster Zeit an die Öffentlichkeit geht, bis sich die Sache beruhigt hat, versteht sich."

Ich kniff die Augen zusammen.

Nein, Ley,komm schon! Halt einfach die Klappe! Benimm dich jetzt nicht so! Bitte nicht!

Ich schüttelte kurz den Kopf, um die Stimme zu vertreiben.

"Aber was kann ich dafür?" Meine Stimme hörte sich ungewöhnlich trotzig an.

Meine Mutter seufzte nur wieder. "Hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Du bist auch zu sehen. Nimm es hin! Ich kann auch nichts daran ändern!"

Oh, und ob du das kannst!

Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, wedelte sie schon mit einer von ihr gewohnten Bewegung mit der Hand.

Ich sollte gehen.

Mit zusammengespressten Lippen stampfte ich regelrecht an ihr vorbei.

In meinen Augen sammelten sich Tränen - wie immer, wenn ich sauer war.

Kaum hatte ich dann endlich die Tür meines Zimmers zugeschlagen und wieder abgeschlossen, konnte ich die Tränen endgültig nicht mehr zurückhalten.

Vorhin als ich wieder aus meiner Ohnmacht erwacht war, hatte Kyron besorgt vor mir gekniet und mein Gesicht gestreichelt.

Auch da waren mir Tränen über die Wangen geflossen.

Aber er hatte auch nach Hause gemusst.

Würde irendetwas klären müssen, hatte er gesagt.

Und er hatte sich entschuldigt.

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now