Note.7

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Es ist der Schein,
der uns belügt.
Und eine Lüge zu sagen,
man würde jeden Schein durchschauen.

"Kyron, wie schön dich zu sehen!", wurde mein Freund freundlich begrüßt, als die Haustür geöffnet wurde.

Kyron lächelte Mutters zweite Hand freundlich an. "Guten Tag."

Ja, wie immer der perfekte Junge.

Plötzlich stand meine Mutter ebenfalls in der Eingangshalle und lächelte Kyron kurz zu.

Dann warf sie einen kurzen Blick auf ihre rechte Hand aka ihre Mitläuferin und diese verzog sich.

Kyron lächelte nur weiter. Ebenso wie meine Mutter.

Findet das hier noch jemand krank? Hallo? Irgendjemand?

Das ist krank!

Sie behandelte sie, als sei sie ein Schoßhündchen.

Aber gut, das Verhalten meiner Mutter war immer schon so gewesen.

Und Kyron war ja auch nichts anderes gewohnt.

"Nun ..." Abwartend sah meine Mutter uns an.

Kyron reagierte sofort. "Falls es Ihnen nicht zu viel ausmacht, würde ich heute gerne hier bleiben."

Sie nickte knapp, zufrieden.

Kyron nickte ebenfalls, dann griff er nach meiner Hand. "Wir werden uns jetzt erst einmal um die Schule kümmern."

Diesesmal versuchte meine Mutter nicht einmal, ihr zufriedenes Lächeln zu verbergen.

Und Kyron meinte es leider auch ernst. Er musste gute Noten, einen guten Abschluss haben und stellte sich immer extrem unter Druck.

Ich verstand ihn nicht ganz. Natürlich wollte ich auch gute Noten und so weiter haben, dass das war für mich noch lange kein Grund meine Jugend dadurch zu verpassen.

Ich klang gerade irgendwie wie so ein Spruch-Bild, oder?

Na ja, egal.

Auf jeden Fall nickte meine Mutter nur immer noch lächelnd und entließ uns damit.

Beinahe sofort begann Kyron mich auf die Wendeltreppe zuzuführen, die doch zu unseren Privatzimmern führte.

Meine Hand lag in seiner und erstaunlicherweise war sein Griff nicht einmal sonderlich hart sondern ganz sanft.

Da ich leicht hinter ihm lief, konnte ich leider seinen Gesichtsausdruck nicht sehen.

War er sauer? Bekifft? Sonst was?

Was war hier los?

Obwohl - wenn er sauer wäre, wäre ja auch sein Griff fester, oder?

Kaum hatten wir die oberste Treppenstufe erklommen, trat auf einmal Sarah vor uns.

Sie lächelte Kyron zuckersüß an. Dann fiel ihr Blick auf mich und wirde sofort skeptisch.

Umwillkürlich wanderte mein Blick an mir hinunter. Was war denn jetzt wieder? Hatte ich etwas falsches an? Hatte ich eine falsche Haltung? Sonst irgendwas? Dreck?

Oder hatte ich etwa etwas im Gesicht?

Statt das Sarah mich dann aber darauf hinwies, was an mir falsch war, lächelte sie nur wieder, tauschte ein paar Höflichkeiten mit Kyron und mir und rauschte dann an uns vorbei die Treppe hinunter.

Kyron warf ihr nicht einmal einen kurzen Blick nach. Stattdessen zog er mich nur weiter an der Hand, bis wir bei meinem Zimmer ankamen.

Das war ungewöhnlich. Meistens sah er ihr kurz hinterher - warum auch immer!

Ziemlich schnell standen wir vor meiner Zimmertür und ich schloss sie auf.

Wie immer war mein Zimmer verschlossen gewesen, sodass weder Putzfrauen noch sonst jemand hineinkonnte.

Na ja, außer jemand brach das Schloss auf. Oder besorgte sich noch einen Schlüssel.

Aber eigentlich sollte ich den Einzigen haben.

Ich wollte mir schließlich nicht vollkommen umsonst ein neues Schloss eingesetzt haben.

Kyron sagte nichts dazu. Er kannte das schon.

Sobald wir in meinem Zimmer waren, ließ er meine Hand los und schloss sorgfältig wieder die Tür.

Dann wandte er sich mir zu.

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now