Note.11

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Warum trittst du noch mal zu,
wenn ich doch schon längst am Boden liege?
Warum rammst du mir noch ein Messer ins Herz,
wenn meine Seele doch längst gestorben ist?

Egal, was andere sagen, Schönheit ist relativ. Es kommt immer darauf an, in was du die Schönheit siehst.

In kaputten Dingen?

In Scherben vielleicht?

Oder in Kunstwerken?

Diamanten?

In Charaktereigenschaften?

Oder dem Ausdruck der Augen?

Schönheit ist relativ. Eigentlich kann man sie nie wirklich bestimmen.

Man kann nur für sich selbst entscheiden, was man schön findet und was nicht.

Niemand anderes.

Doch viel zu oft wird einem irgendwelche Werte eingeredet, die man eigentlich gar nicht so sehen würde.

Viel zu oft wird man manipuliert zu denken, was auch alle anderen denken.

Tief atmete ich den beruhigenden Duft der alten Bücher ein.

Ich befand mich im alten Teil der Schulbibliothek und hatte mich auch hier abseits an einen der Tische gesetzt.

In dem Zustand, in welchem ich mich gerade befand, würde ich niemals in die Cafeteria gehen.

Eben in Mathe hatte Hope mich schon ganz seltsam angesehen.

Wahrscheinlich suchte Kyron mich auch, aber ich hatte gerade wirklich keien Kraft noch einer Untersuchung standzuhalten.

Schon den ganzen Tag war mir schwindlig, ich hatte Kopfschmerzen und ein leichtes Druckgefühl im Buch, zusätzlich auch Konzentrationsstörungen, aber ich konnte mir nicht erklären, woher das alles kam.

Manchmal hatte ich solche Tage. Sie waren die Schlimmsten von allen. Lange würde ich das nicht mehr vor allen geheimhalten können.

Die Tage folgten immer öfter und öfter aufeinander.

Am Anfang war es nur alle paar Monate einmal so gewesen. Inzwischen schon mindestens einmal die Woche.

Aber ich konnte mir einfach nicht erklären, warum es mir so ging.

Und warum ausgerechnet jetzt?

Meine Eltern durften auf gar keinen Fall etwas davon herausbekommen - genauso wenig wie Sarah. Sie würde es sofort gegen mich benutzen.

Unser Verhältnis war noch nie das Beste gewesen, aber in letzter Zeit wurde es immer und immer schlimmer.

Sogar so schlimm, dass sie sich wie gestern nicht einmal in der Gegenwart von anderen zurückhielt.

Mein Handy brummte leise in meiner Hosentasche und riss mich so aus meinen Überlegungen.

Kaum hatte ich es herausgezogen und einen Blick darauf geworfen, warum es gebrummt hatte, hätte ich es am liebsten weit von mir weg geschleudert.

Mein Vater hatte mir nur eine kurze Nachricht geschrieben.

Wir müssen reden.

Na toll. Was war jetzt schon wieder? Ein Ball? Ging es um das Studium, das ich noch nicht hatte? Etwas anderes? Vielleicht Sarah?

Oder meine Noten? Obwohl meine Noten konnten es nicht sein. Ich hatte in allen Fächern bis jetzt nur die besten Noten.

Niemals würde ich jemals wieder schlecht abschneiden. Das hatte schon beim ersten Mal nicht gut geendet.

Und ich werde nie Sarahs triumphierenden Blick vergessen, als sie erfuhr, dass ich versagt hatte.

Für sie schien das alles ein Wettkampf zu sein.

Ich verstand sie ein wenig.

Unsere Eltern waren die Perfektionisten schlecht hin.

Obwohl - ich kannte Kyrons Eltern eigentlich auch nur so.

Überhaupt - wenn ich könnte, würde ich so weit weg flüchten, wie es überhaupt möglich war.

Diese Welt war brutal und ich wollte nicht in ihr leben.

Poisonous PerfectionWhere stories live. Discover now