Cassandra, sonst als eher namenslose Mitläuferin und beste Freundin des schlauesten Kopfes ihres Jahrgangs bekannt, ist vor kurzer Zeit frische 18 Jahre alt geworden und versucht nun die letzten Monate ihres Highschool-Lebens umzukrempeln. Dazu gehö...
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Als ich im Geschichtsraum ankam, wurde es sofort still. Jeder, wirklich jeder einzelner Schüler von diesem Kurs lenkte seine Aufmerksamkeit auf mich und ignorierte das, was er auch immer gerade machen wollte.
Ich hasse, hasse es im Mittelpunkt zu stehen.
Mit geröteten Wangen kämpfte ich mich gehetzt durch die Reihen zu meinem Platz in der Ecke, direkt an der Wand. In ebenso abgehackten Bewegungen kramte ich meine Federtasche und meinen Block heraus, packte das irgendwie auf meinen Tisch, den ich ganz für mich hatte, da sich niemand neben mir setzen wollte, um meinen Blick dann zielgerichtet auf das hässliche Napoleon Plakat zu richten.
Schon seit Ewigkeiten schien es dort zu hängen und in jeder Stunde regte ich mich auf das Neue auf, wie man denn eine Überschrift so verkacken kann. Die Buchstaben waren vollkommen schief, die rote Farbe so intensiv, dass einem die Augen bluteten und der Name Napoleon war ebenfalls falschgeschrieben. Laut diesem Verfasser vom Plakat hieß der Typ wohl Napulion.
Wieso zur Hölle hängt man sowas im Raum auf? Soll das zur Abschreckung dienen, dass so ein Plakat definitiv nicht aussehen durfte oder gab es keine bessere Vorbilder? Das wäre ja echt traurig.
"Du siehst gestresst aus."
Ich blinzelte etwas, bevor ich mich auf Leandro konzentrierte, der sich auf seinen Stuhl vor mir umgedreht hatte und mich mit schiefgelegten Kopf nachdenklich betrachtete. Im Hintergrund hörte ich nun auch, dass die meisten Schüler mich nun zu langweilig fanden, um mich weiter niederzustarren und widmeten sich wieder ihr Zeug. Seufzend sah ich wieder zu Leandro.
Er wartete immer noch auf eine Reaktion von mir, gleichzeitig wurde sein Gesichtsausdruck immer besorgter. "Ich glaube, du bist sehr gestresst, oder?"
"Jaaaa", antwortete ich gedehnt. "Etwas."
Schwach lächelnd spielte er mit einer seiner leicht gelockten kastanienbrauen Haarsträhnen herum. "Tja, als angehende Berühmtheit der Schule muss man sich so langsam auf den nervigen Alltag einrichten. Hat man schon nach Interviews bei dir angefragt?"
Laut stöhnend stützte ich mit der rechten Hand meinen Kopf ab. "Hör' bloß auf. Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich die Schülerzeitung verbieten."
Leandro lachte laut und fing sich dadurch wieder ein paar Blicke ein - beziehungsweise wir fingen uns wieder ein wenig unerwünschte Aufmerksamkeit ein. "Wieso denn das? Ist da jemand etwa nicht gut auf das Team dort zu sprechen? Die machen doch nur ihren Job", spöttelte er glucksend.
Ich hob eine Augenbraue an. "Ich weiß nicht, ist der Job der Schülerzeitung nicht eher, dass langweilige Berichte von einer neuen Bibliothek veröffentlicht werden oder die sinkende Population mancher Fischarten für die interessant sind? Aber im Moment gleicht unsere Schülerzeitung einer Klatsch - und Tratschzeitschrift."
"Sie gehen eben im Trend mit", verteidigte er die Redaktion lachend.
Entnervt tippte ich mir kurz an die Stirn. "Ist klar. Die Schülerzeitung macht dann also als nächstes der Star Weekly Konkurrenz. Und meine Katze ist pink."
