Kapitel 6

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Genervt stöhnend schließe ich unsere Haustüre auf und höre sofort, wie sich schnelle Schritte nähern. Stumm gehe ich hinein, lege meine Tasche und Schuhe ab. Meinen Schlüssel werfe ich einfach wie immer auf die kleine Kommode. Mom steht aufgewühlt vor der Tür und nimmt mich sofort in die Arme, als sie mich sieht.

Sie muss sich Sorgen gemacht haben, da ich auch nicht ihre Anrufe entgegen genommen habe. «Oh mein Gott, dir geht es gut.» sagt sie mit zittriger Stimme, bevor sie mir einige Küsse auf die Stirn drückt. «Wir waren kurz davor die Polizei anzurufen.»

«Mom.. ich hab doch gesagt, dass ich bei Travis bin.» Langsam löse ich mich aus der Umarmung. Zu meiner Überraschung kommt mein Vater gerade aus dem Wohnzimmer heraus. Er hat sich die Woche, in der wir uns nicht gesehen haben, einen Bart wachsen lassen. Außerdem hat er tiefe Augenringe, als hätte er tagelang nicht geschlafen.

«Hi, Dad.» flüstere ich fast und muss leicht lächeln. Ich habe ihn so sehr vermisst, aber im Moment weiß ich nicht wie ich mich gegenüber ihm verhalten soll. Deshalb möchte ich so schnell wie möglich in mein Zimmer. «Ich.. Ich möchte mich ein wenig hinlegen. Der Schultag war ziemlich anstrengend.»

Mom nickt und lässt mich dann komplett los. Gerade drehe ich mich um, versuche meine Tränen zu verstecken, doch werde von meinem Dad aufgehalten. «Emy warte.» sagt er. Ich reiße mich zusammen und drehe mich zu meinen Eltern.

«Du hast einen Brief von der Princeton bekommen. Deine Mom und ich haben den noch nicht geöffnet.» Er holt aus der Küche einen Umschlag mit dem Logo der Princeton University in New Jersey. Nervös nehme ich den Brief aus seiner Hand und schaue ihn erstmal zwei Minuten lang an.

Die Princeton ist schon immer die Universität gewesen auf die meine Freunde und ich alle zusammen gehen wollten. Von Travis und Dakota weiß ich, dass die beiden schon eine Zusage gekriegt haben. Nur Samuel und ich haben noch keine. Bisher kamen die Absagen von der University of Oxford, auf der mein Dad eigentlich Kontakte hat und mir ein Stipendium holen wollte. Von der London Metropolitan University und der Stanford University. Ich hatte meine Ziele hoch gesetzt, weil ich auch ziemlich gut in der Schule bin (Chemie ausgeschlossen). Trotzdem kann ich mir nicht erklären, warum alle diese Universitäten mir eine Absage geschickt haben.

«Schatz, willst du den Brief nicht öffnen?» holt Mom mich aus meinen Gedanken. Mit zittrigen Händen öffne ich den Brief und lese die ersten Zeilen. Sofort steigen mir Tränen in die Augen.

«Ich wurde nicht angenommen.» Schniefend falte ich den Brief wieder zusammen. «Absage. Schon wieder.» Hastig wische ich die Tränen von meiner Wange und setze mir ein Lächeln auf. Mom und Dad wollen mich in den Arm nehmen, aber ich hindere sie freundlich daran. «Ist schon in Ordnung. Wenn's dieses Jahr nicht mehr klappt, dann gehe ich das Jahr halt arbeiten und dann versuche ich es nochmal.»

«Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Liebling. Du hast alle Zeit der Welt.» sagt Dad und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn. Ich habe ihn so sehr vermisst. Ich bin froh, dass er endlich zuhause ist, aber so sehr ich auch mit ihm reden will, kann ich es gerade nicht. Ich muss mit meinen Freunden telefonieren und dann wollte ich ein wenig frische Luft schnappen, auch wenn ich gerade von draußen komme. «Mom ist es okay, wenn ich für ein paar Stunden spazieren gehe?»

«Natürlich, mein Schatz. Lass jedoch bitte dein Handy an.»

Nickend gehe ich in mein Zimmer, ziehe meine Uniform aus um in meine Alltags Klamotten zu schlüpfen. Ich packe noch in meine Umhängetasche mein Handy, Ladekabel, Kopfhörer und mein Portmonee hinein.

Somit gehe ich dann aus dem Haus.

-

«Ich glaube es nicht!» schreit Dakota seit Minuten in die Telefonkonferenz, die wir zu viert führen. Mittlerweile sitze ich wieder in der Bahn und kann es selbst nicht glauben, dass ich gerade wirklich zur Schule fahre.

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now