Kapitel 31

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«Was für eine Wahrheit?» frage ich überfordert und nippe an dem Becher Wasser. Ich möchte nichts sagen, weil ich total Angst habe. Außerdem möchte ich Matteo nicht in Schwierigkeiten bringen.

«Matteo hat schon längst alles gebeichtet, Liebes. Wir brauchen nur deine Bestätigung.» sagt sie mitleidig und lächelt mich leicht an. Ich glaube ihr nicht. Ich kenne meinen Freund. Er würde alles tun, um uns zu schützen. Das ist nur eine lächerliche Masche um mir die Wahrheit raus zu kitzeln.

«Sie lügen mich an.» zische ich die Beamtin sauer an und werfe aus Wut den vollen Plastikbecher auf den Tisch. Die Flüssigkeit verbreitet sich sofort über den ganzen Tisch und somit auch auf die Unterlagen. Sie rettet diese schnell, bevor es noch schlimmer wird.

Geduldig legt sie die Unterlagen zur Seite und bitte über das Funkgerät einige Tücher. Zwei Minuten später kommt tatsächlich eine Putzkraft und wischt schnell den Tisch trocken. Als diese den Raum wieder verlässt, widmet sich die Beamtin wieder zu mir.

«Ich lüge nicht. Das kann ich dir auch beweisen.»

«Ach, wirklich? Und wie?» Beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust. Mit ernsterem Gesichtsausdruck holt sie einen Rekorder heraus und drückt auf Play. Daraufhin ertönt ein Gespräch zwischen Matteo und einem Polizisten.

«Schauen Sie, Mr. Coleman, wenn sie jetzt kooperieren und mit der Wahrheit rausrücken dann können wir versuchen ihre Strafe zu mindern.» höre ich eine männliche Stimme geduldig sagen. Ein Seufzer ertönt, der eindeutig von meinem Freund stammt.

«Sie ist meine Schülerin, Sir. Ich würde nichts mit ihr anfangen.» Ich wusste, dass er lügen würde. Der Beamte lacht spöttisch auf.

«Mr. Coleman wir haben Beweise!» Er haut auf den Tisch. «Verdammte Scheiße, wir haben Ihr und Emery's Handy durchsucht. Es gibt so viele Nachrichten die darauf hindeuten, dass sie eine Beziehung mit ihr haben!»

Erneut höre ich Matteo's Seufzer. «Ich habe mich in sie verliebt und ich dachte nie, dass sie es erwidern würde. Es.. es war ein dummer Fehler von uns beiden. Wir wussten das es nicht gut ausgehen würde, aber wir haben es ignoriert.» Danach schaltet sie den Rekorder aus.

Verblüfft starre ich auf den Tisch. Dabei bemerke ich nichtmal, dass ich wieder anfange zu weinen. Es wundert mich nicht, denn in letzter Zeit weine ich viel zu oft. Ich will aber nicht mehr weinen. Ich will gar nichts mehr von alldem.

Ich will mein altes Leben. Mein Leben vor Matteo. Er hat es alles nur noch komplizierter gemacht und dennoch liebe ich ihn.

Das tue ich doch, oder?

«Jetzt erzähl mir die Wahrheit, Emery.» Die Stimme der Beamtin reißt mich auf meiner Schockstarre und mit verschwommener Sicht blicke ich auf. Ich blinzele meine Tränen weg.

«Alles was er gesagt hat stimmt.» sage ich schluchzend und beiße mir auf die Unterlippe, um weitere Schluchzer zu verdrängen. «D-darf.. Darf ich z-zu Travis?»

«Noch nicht, Liebes. Er wird gerade ebenfalls befragt. Du musst mir jetzt noch erzählen, was Matteo dir angetan hat. Hat er dich gezwungen? Hat er dich bedroht?»

«Er hat mir nichts angetan.» Meine Stimme ist noch ein wenig zittrig, aber ich versuche stark zu sein. Die Beamtin nickt nur und steht dann auf.

«Ich lasse dich erstmal alleine. Du brauchst ein wenig Zeit um dich zu beruhigen. Danach reden wir weiter.»

Und schon ist sie weg.

-

Eine Stunde.

Sie ist fast seit einer Stunde aus diesem Raum gegangen und ich werde verrückt. Ich bin auf und ab gegangen, habe mich gesetzt, habe geweint und geschrien das sie zurück kommen soll. Aber niemand scheint mich zu hören.

Gerade sitze ich in einer Ecke mit dem Rücken an einer Wand gelehnt. Ich sag doch, dass ich verrückt werde. Ich will zu Travis.

«Fuck. Fuck. Fuck. Fuck.» wiederhole ich mich seit Minuten wie eine Verrückte. Ich will raus hier.

Weitere zwanzig Minuten später kommt endlich jemand herein. Die Polizistin stellt eine Burger King Tüte auf den Tisch und hilft mir aufzustehen. Sie sorgt dafür, dass ich wieder auf dem Stuhl sitze und stellt mir die Tüte vor die Nase. «Du hast bestimmt Hunger.» sagt sie freundlich lächelnd und verlegen nicke ich. Zögernd öffne ich die Tüte und hole den Burger raus, in den ich daraufhin genüsslich reinbeiße.

«Danke.» nuschele ich nach dem ich runterschlucke. Sie wartet geduldig darauf das ich fertig esse. Danach entsorgt sie den Müll.

Meine Blicke nageln sich auf den Tisch, da ich sie nicht anschauen möchte. Sie wird mich sowieso fragen, was Matteo mir angetan hat, obwohl er gar nichts getan hat.

«Kannst du mir jetzt verraten, was er dir angetan hat?» Ich ignoriere sie. «Emery, bitte. Du musst es uns sagen.» Sie steht nun auf und geht mehrmals um den Tisch. Vermutlich um mir Druck zu machen.

Ich bin wütend. Ich bin stinksauer. Ich bin verletzt.

«Nein.» flüstere ich fünf Minuten später mit Tränen in den Augen, während sich die Polizistin erneut vor mich setzt und verzweifelt versucht meine Aufmerksamkeit zu ergreifen. Doch das wird sie nicht, denn ich habe nichts zu sagen außer ein glasklares Nein.

«Emery.. Du musst ehrlich mit uns sein.» wiederholt die Beamtin und greift nach meiner Hand, die fast schon leblos auf dem Tisch liegt. Zögernd entziehe ich ihr meine Hand und blicke ärgerlich mein Gegenüber an.

«Ich bin ehrlich. Nein ist die Antwort!» schreie ich schon beinahe. Kraftlos erlaube ich es mir selber einige Tränen zu verlieren. Es ist viel zu anstrengend, die perfekte Fassade zu erhalten, während eine Person, die mir viel bedeutet, meinetwegen gerade in Untersuchungshaft sitzt.

«Du machst es uns allen schwer. Sag' einfach, was er dir angetan hat.» Schniefend wische ich meine Tränen weg.

«Er hat mir nichts angetan.» schluchze ich und wünsche mir, dass ich gerade bei ihm sein kann. Dass er seine Hand durch meine Haare wandern lässt, mich küsst und sagt wie schön ich doch sei. Ich will in seinen Armen liegen, seine Haut an meiner spüren und ihn nicht loslassen.

«Er hat mich nur geliebt.»

«Du bist freiwillig mit ihm zusammen?» Mehrmals hintereinander nicke ich. «Ich glaube dir. Aber ich weiß nicht ob meine Kollegen dies ebenfalls tun würden.» Kurz ist es still und nur noch meine Schluchzer füllen den Raum. Ich ertrage diese Stille nicht.

«Was wird passieren? Hat er sehr große Probleme?» Sie versucht wieder meine Hand zu berühren, was ich diesmal erlaube. Sanft sieht sie mir in meine Augen.

«Leider.. Deine Eltern haben ihn angezeigt, Liebes. Es wird nicht möglich sein eine Haftstrafe zu verhindern.»

Scheiße.


A/N:
Die Situation bricht mir schon irgendwie das Herz.
Was glaubt ihr wie es weiter gehen wird?

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now