Kapitel 38

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Fünf Jahre.

Mein Freund muss wie bereits erahnt für fünf lange Jahre hinter Gitter.

Er wird bereits von Polizisten abgeführt und ich weiß, dass er sofort ins Gefängnis verlagert wird. Als alle den Saal verlassen wollen, renne ich schon fast nach draußen um noch mal meinen Freund zu finden. Ich muss mich verabschieden. Kurz bevor er mit den Polizisten am Ausgang steht schreie ich seinen Namen. Er bleibt stehen, dreht seinen Kopf in meine Richtung und schaut mich mit seinen glasigen hellblauen Augen an.

Die letzten Meter bis zum Ausgang laufe ich so schnell wie ich kann. Meine Familie und Freunde rufen nach mir, aber es ist mir egal. Matteo sieht das ich auf ihn zu renne und dreht sich nun auch mit seinem Körper zu mir. Wie schon auf der Wache vor einigen Tagen hebt er seine Arme, damit ich hindurch schlüpfen kann. Jedoch drückt einer der blöden Beamten seine Arme runter.

Fast hätte mich einer der Polizisten abgehalten, jedoch bin ich schneller und schlinge meine Arme schnell um seinen Bauch. Der vertraute Geruch gibt mir sofort ein Gefühl von Sicherheit. Er legt seine Hände, die noch immer in Handschellen stecken, etwas mühsam an meine Taille.

«Weißt du noch was ich dir auf der Wache gesagt habe, Baby?» Langsam nicke ich. «Ich will das du dich an meine Worte hältst, okay? Warte nicht, mi amor.»

«Nein, nein, nein. Tu' mir das nicht an. Ich werde dich so oft wie ich kann besuchen. Es könnte vielleicht immer etwas dauern, weil... ich gehe vermutlich auf die Stanford. Ich wollte das du das weißt, damit du nicht denkst das ich dich nicht mehr sehen will.» rechtfertige ich mich schnell und wische meine Wangen trocken. Schniefend lege ich meine Hände auf seine Wangen. Dabei ignoriere ich gekonnt, dass uns wirklich versucht jeder zu trennen.

Die Polizei, meine und seine Freunde, unsere Familien... Alle wollen uns trennen, damit es nicht noch mehr Schwierigkeiten gibt.

«Ich bin so stolz auf dich, Baby.» Lächelnd drückt er seine Lippen auf meine. Während unserem Kuss verlieren wir beide Tränen. «Ich liebe dich.» sage ich, als wir uns kurz trennen.

«Ich liebe dich.» Erneut drückt er seine Lippen gegen meine. Es ist klar das dies unser Abschiedskuss ist und das wissen wir beide auch. Deshalb stecke ich so viele Emotionen und Gefühle in diesen Kuss hinein. Ich stecke meine ganze Liebe die ich zu diesem Mann habe in diesen Kuss.

«Das reicht jetzt!» brüllt einer der Cops und zieht mich zurück. Panisch, weil ich Matteo noch nicht gehen lassen will, schreie ich auf und schlinge meine Arme diesmal um seinen Hals. Schluchzend halte ich mich an meinem Freund fest.

«Baby.. Du musst jetzt gehen. Du musst loslassen..» Schniefend drückt Matteo mir einen letzten Kuss hinter mein Ohr. Aber ich lasse ihn nicht los. Ich denke nichtmal daran ihn loszulassen.

Die Beamten werden wütend. Einer zieht Matteo am Arm zurück, während der andere mich an der Taille packt und versucht von Matteo zu trennen.

Noch nie habe ich in meinen gesamten siebzehn Jahren so sehr wie heute geweint. Noch nie habe ich mich so alleine und verletzt gefühlt. Und noch nie habe ich solche Gefühle für einen Mann gehabt.

Ich falle fast zusammen, als sie mich von Matteo lösen und ihn nach draußen bringen. Eigentlich wollte ich hinterher rennen, aber Travis und Samuel halten mich mit meiner Mum zusammen zurück.

Nach ein paar Versuchen gebe ich auf und lasse mich von Mum und Dad zum Auto führen.

-

Die nächsten paar Tage liege ich wie eine Leiche in meinem Bett und kriege kein einziges Auge zu. Nach dem Gerichtstag hat Dad mir erlaubt wieder nach Hause zu kommen, aber geredet haben wir noch nicht.

Mum ist so lieb und bringt mir jeden Morgen, Mittag und Abend Essen in mein Zimmer. Jedoch rühre ich es kaum an und sie holt wieder enttäuscht den vollen Teller ab. Ich wünschte wirklich das ich etwas essen könnte, aber der Gedanke das Matteo in Haft sitzt und nur Kantinenessen bekommt, sorgt dafür das ich nichts runter kriege.

Das leise Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ich bitte die Person herein. «Hey, Schätzchen.»

Ich hebe mein Kopf von meinem Kissen. Überrascht, da mein Dad gerade in mein Zimmer reinkommt, setze ich mich in meinem Bett auf. Er setzt sich genau vor mich und lächelt mich an. «Hi, Dad.»

«Ich war ein wenig zu hart zu dir, Emery. Ich will mich auch nicht rechtfertigen, denn ich weiß das ich kein Recht hatte dich aus der Wohnung zu werfen.» Mein Vater ist ein sehr emotionaler Mensch, deshalb wundert es mich nicht, dass er den Tränen nahe ist. Leicht lächelnd öffnet er seine Arme in die ich mich sofort verkrieche. Als Kind waren seine Arme für mich der sicherste und kuscheligste Ort der Welt.

«Ich war einfach wütend. Ich wäre vermutlich auch wütend gewesen, wenn es ein Junge in deinem Alter gewesen wäre. Denn ich glaube ich konnte einfach nicht einsehen das meine kleine Emy erwachsen wird.» Er streicht sanft durch meine Locken. «Aber weil er dein Lehrer war, Emy, bin ich so ausgerastet. Es ist keine Begründung, aber ich habe rot gesehen. Du bist keine Schande, mein Schatz. Ich hätte das niemals sagen sollen. Ich bereue es zutiefst.»

Hörbar atme ich zittrig aus und wickele meine Arme um Dads Bauch.

«Du bist unser kleines Wunder, unser Engel. Weißt du, deine Mum hatte vor dir schon zwei Kinder verloren. Beide waren Fehlgeburten. Deshalb, Emery, bist du unser Wunder. Denn wir hätten niemals gedacht das deine Mum überhaupt nochmal schwanger werden wird. Du und deine Mum.. ihr beiden seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich habe Fehler gemacht. Du hattest immer recht. Ich hatte eine Affäre, aber diese habe ich schon lange zuvor beendet. Deine Mum hat mir nach Wochen erst verziehen. Jetzt kann ich nur darauf hoffen, dass du mir auch verzeihst. Für alles...»

Langsam nicke ich, während ich mich aus der Umarmung löse. Dabei wische ich ebenfalls meine Tränen weg. Ich sollte Dad verzeihen, denn er ist mir trotz allem wichtig und ich liebe ihn. Er ist schließlich mein Vater.

«Ich habe dir schon längst verziehen, Dad. Außerdem kann ich es nicht in Betracht ziehen eine weitere Person zu verlieren.» sage ich mit zittriger Stimme. Meine Hand wandert automatisch zu meiner Kette mit dem Schmetterlingsanhänger.

Ich denke wie so oft in den letzten Tagen wieder an sein Lächeln, seine hellblauen Augen und seinen einzigartigen Duft.

«Du hast ihn nicht verloren, mein Schatz.» Dad küsst mich auf die Stirn und zeigt mit seinem Finger auf meine linke Brust. «Er ist in deinem Herzen. Wenn es so sein soll, dann werdet ihr wieder zueinander finden.»

Jede Nacht träume ich davon wie er mich anlächelt und genau das gibt mir Hoffnung das wir wirklich wieder zueinander finden werden.

Ich weiß das wir zueinander finden.

Denn auch wenn es anfangs hoffnungslos erschienen ist, bin ich mir nun zu einhundert Prozent sicher, dass dieser Mann meine Zukunft ist.

A/N:

Mein Herz bricht zusammen... :(

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now