Kapitel 28

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Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, welches von ihrem Vater angeschrien wird, weil sie zu viele Süßigkeiten gegessen oder eine Vase kaputt gemacht hat. Und das nur, weil Vincent uns immer noch total zur Sau macht.

Ich schaue übrigens noch immer auf den Boden.

Vincent hält endlich seinen Mund und verlässt wütend das Badezimmer. Erst dann traue ich mich meinen Freund anzuschauen. Seine Augen sind glasig. «Fuck..» flüstert er zittrig. Ich öffne meine Arme leicht, damit er zu mir kommt, was er auch tut.

Sein Gesicht versteckt er in meiner Halsbeuge. «Wir sind total am Arsch, Emery.» Beruhigend streiche ich durch seine Haare und drücke ihm auch einen Kuss auf die Schläfe.

«Wie bist du die Polizei losgeworden? Und haben Sie gesagt, wer Sie angerufen hat oder sowas?» frage ich vorsichtig. Matteo löst sich von mir und setzt sich seufzend auf den Boden vor die Badewanne. Ich setze mich vor ihn.

«Ich bin die Polizei nicht losgeworden. Sie haben eine Nachricht gekriegt mit einem wichtigeren Fall vermute ich.» Seufzend massiert er sich seine Schläfen. «Sie meinten, dass ein anonymer Anruf gemeldet hätte, dass ich mit dir in einer romantischen Beziehung bin.»

«Solange es keine Beweise gibt kann niemand etwas tun.» versuche ich ihn zu beruhigen. Jedoch wird er wütender, steht auf und schlägt mit seiner Faust gegen die Wand. «Fuck, Emery! Merkst du nicht, wie ernst die Situation ist?!» schreit er mich sauer an und ich stehe ebenfalls vom Boden auf.

Um Stress zu vermeiden gehe ich wortlos aus dem Badezimmer, damit er sich etwas beruhigen kann. Wir können später noch immer reden. Doch Matteo denkt anders und folgt mir. «Hau jetzt nicht ab!» ruft er mir nach. Seufzend bleibe ich stehen. «Ich haue nicht ab. Ich will nur das du dich erstmal beruhigst.» sage ich, nach dem ich mich zu ihm drehe.

«Emery, denk nach! Wer könnte sich verplappern?» Mit wenigen Schritten steht er vor mir. Sachte legt er seine Hände auf meine Wangen. «Ich- Ich weiß es nicht. Meine Freunde würden mich niemals verraten.» Fast schon automatisch lege ich meine Hände auf seine.

Meine Gedanken schweifen kurz zu Travis, aber schnell ignoriere ich es. Travis ist mein bester Freund und würde niemals etwas tun um mich zu verletzen. Unter gar keinen Umständen. Es kann nicht Travis gewesen sein.

Erschöpft legt Matteo seine Stirn gegen meine. «Ich liebe dich.» Seine Lippen landen auf meinen und seufzend gebe ich mich dem Kuss hin.

-

Endlich lasse ich mich wieder in der Schule blicken. Aber lange dauert es nicht bis ich wieder eine Stunde schwänze, denn ich musste mit meinen besten Freunden sprechen. Da wir alle weniger Lust auf Religion haben, haben wir uns in die Bibliothek zurückgezogen.

Hier taucht sowieso nie jemand auf.

Letzte Nacht hatte ich total wenig geschlafen was man mir auch ansieht. Ich hatte mir nichtmal die Mühe gemacht um meine Augenringe mit Concealer zu verdecken.

«Du siehst absolut scheiße aus.» durchbricht Travis die Stille. Lachend schaue ich ihn an. Er hat ebenfalls tiefe Augenringe. «Kann ich nur zurück geben.»

«Wieso schwänzen wir jetzt eigentlich wieder?» fragt Dakota nach dem Travis und ich aufgehört haben uns wie zwei Idioten auszulachen. Ah, das eigentliche Thema hätte ich fast vergessen. «Ich war gestern bei Matteo.» murmele ich leise. «Und die Polizei ist aufgetaucht.»

«Was?!» kommt es von allen drei gleichzeitig. Ich lehne mich in den Stuhl.

«Die haben Matteo natürlich sofort ausquetscht, aber er hat echt gut gelogen. Ich hatte mich derweil im Badezimmer versteckt.» Gestresst fahre ich mir durch die Haare, die heute noch viel unordentlicher als sonst sind. «Ein anonymer Anruf hat die Sache zwischen mir und Matteo gemeldet. Ich habe keine Ahnung wer es gewesen sein kann.»

Plötzlich weiten sich Samuel's Augen und er steht abrupt auf. «Em!» schreit er so laut, dass sogar die faule Bibliothekarin uns böse anschaut. Danach lehnt er sich über den Tisch zu uns. «Als wir bei dir im Zimmer saßen und über diese eine Sache geredet haben, hatten wir die Tür komplett zu oder nur angelehnt?»

Diesmal stehe ich schnell auf, wobei der Stuhl sogar nach hinten kippt. Travis fängt den Stuhl auf. «Fuck!» schreie ich ebenso laut, wie Samuel gerade. «Meine Mum hört immer zu, wenn sie es nicht soll!»

«Wenn ihr nicht leise sein könnt, dann verlasst die Bibliothek!» zickt die alte Bibliothekarin uns an. Entschuldigend blicken wir sie an.

Meine Blicke wandern wieder zu Samuel. «Aber wir haben nichts gesagt, was darauf hindeuten könnte, dass Matteo unser Lehrer ist.»

«Aber du hast seinen Namen erwähnt.» Nervös geht er um den Tisch.

«Und du hast gesagt, er sei ein Möchtegern Biologe!» Ich halte Samuel am Arm fest, damit er nicht weiter um den Tisch geht. Es macht mich nervöser.

«Em, Samuel beruhigt euch. Ich glaube nicht, dass Beatrice durch dieses zwei Dinge herausgefunden hat das es Mr. Coleman ist.» versucht Dakota uns zu beruhigen. Samuel atmet tief ein und aus, wobei er seine Hände auf meine Schultern legt. «Ja, bleib ruhig Emery.» Er ist doch derjenige der total ausgeflippt ist!

«Wenn man vom Biologen spricht.» sagt Travis spöttisch und kreuzt seine Arme vor der Brust. Matteo kommt tatsächlich mit zügigen Schritten in die Bibliothek, schnappt sich meine Hand und geht mit mir zusammen zwischen ein paar Bücherregale, wo wir versteckt sind. Dabei passt er auf das uns die Bibliothekarin nicht sieht.

«Was ist los?»

Völlig außer Atem lehnt er sich an die Wand. «Ich wurde vom Direktor ins Büro gerufen. Die Polizei hat hier angerufen, damit die Schulleitung über diesen Vorwurf Bescheid weiß.» sagt er ängstlich. «Ich kann meinen Job verlieren!»

«Verdammte Scheiße.» In meinen Augen sammeln sich Tränen, wenn ich daran denke das er seinen Job meinetwegen verlieren kann. Seine jahrelangen Anstrengungen wären dann umsonst gewesen. Fuck.

Sanft lege ich meine Hände auf seine Wangen. «Es wird alles gut. Es gibt keine Beweise, okay? Dir wird nichts passieren.» sage ich in der Hoffnung das er sich beruhigt. Langsam nickt mein Freund.

«Ich liebe dich.» sagt er flüsternd, nach dem er seine Stirn gegen meine lehnt.

Lächelnd will ich es erwidern, aber ein panisch angelaufener Samuel macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich löse mich von Matteo. Derweil versucht Samuel wieder zu Atem zu kommen. «Verschwinde schnell von hier!» ruft er zu Matteo und schaut danach mich an. «Der Direx hat deine Eltern informiert. Sie sind auf dem Weg hierher.»

«Was?!»

«Travis ist an dein Handy gegangen. Ich meine das macht er doch immer! Und dein Dad war völlig außer sich und glaub mir, ich habe in meinem Leben noch nie so viele Beleidigungen in einer Minute gehört.» Matteo flucht und geht mit zügigen Schritten sofort aus der Bibliothek raus, während Samuel und ich wieder an unseren Tisch laufen.

«Was soll ich tun?» frage ich nervös und kann nichts gegen meine Tränen. «Travis was soll ich tun?!» Mein bester Freund nimmt mich zwischen seine Arme.

«Das was wir am besten können. Wir werden lügen. Wir alle werden lügen, verstanden?»


Huch.. Jetzt kommt Drama.

illegal love | ✓ #wattys2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt