Kapitel 23

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Ich habe mich für den Film Clueless entschieden, weil ich diesen eigentlich sehr mag, aber viel zu selten schaue. Matteo hatte nichts dagegen. Obwohl ich ganz genau weiß, dass er lieber einen Action Film geguckt hätte. Aber auch er muss lernen ab und zu ein wenig Abwechslung in sein Leben zu bringen.

Nach fast zwei Stunden ist der Film vorbei und mein Freund atmet erleichtert aus. Grinsend schaue ich ihn an. Er ist schon ein wenig dramatisch. «Gib es zu, der Film war toll.» sage ich neckend und pikse ihn in die Seite. Grinsend schüttelt er seinen Kopf.

«Niemals.» antwortet Matteo selbstbewusst und zieht mich an meiner Taille zu sich, sodass ich nun auf ihm liege. «Loser.» beleidige ich ihn (natürlich aus Spaß). Er zieht seine Augenbrauen hoch.

«Ich bin ein Loser?» Matteo dreht uns um und platziert seine Hände links und rechts von meinem Kopf. «Der größte.» kontere ich provozierend, aber kann mir mein Grinsen nicht zurückhalten. Gerade will mein Freund etwas sagen, aber mein Handy klingelt in diesem Moment und unterbricht uns. Seufzend drücke ich Matteo an seiner Brust zurück und stehe auf, um mein Handy von seiner Kommode zu holen.

Eigentlich will ich den Anruf gar nicht annehmen, aber Travis würde mich nicht ohne Grund einfach so anrufen. Es sei denn irgendetwas ist passiert oder dergleichen. Also nehme ich den Anruf an und halte mein Handy ans Ohr.

«Hi.» sage ich gleich nach dem ich rangehe. Von Travis höre ich nur ein hörbares Atmen. «Emery?!» schreit er fast ins Handy. Er benutzt meinen vollen Namen, was eigentlich nur bedeuten kann das er total wütend ist. Sonst nennt er mich doch immer Em.

«Wo zur Hölle steckst du?!» Ich will ihm sagen das ich bei Dakota bin, aber komme gar nicht dazu. «Jetzt sag mir nicht das du bei Dakota bist, denn sie steht genau neben mir.»

«Ich.. Ich erkläre es euch später.» sage ich total überfordert und setze mich auf den Stuhl der neben Matteo's Schreibtisch steht. «Mum denkt das ich bei Dakota bin.. Also bitte verratet nichts, ja?»

«Em, bitte mach keinen Scheiß. Dakota hat dir ein duzend Nachrichten gesendet. Sie macht sich Sorgen.» Verwirrt nehme ich das Handy von meinem Ohr und gehe auf die Nachrichten App. Tatsächlich hatte Dakota mir über fünfzehn Nachrichten gesendet in denen sie mich fragt wo ich bin und ob es mir gut geht.

«Ich habe sie nicht gelesen.» sage ich ganz ruhig, nach dem ich das Handy wieder ans Ohr halte. «Ich werde euch am Montag alles erzählen. Ihr braucht euch keine Sor-» Mein bester Freund unterbricht mich.

«Keine Sorgen machen? Em, wir pissen uns vor Sorge gleich in die Hosen.» Seine Stimme wird sanfter, wobei ich glaube das ihn Dakota beruhigt hat. Sonst wäre er total eskaliert, denn er ist immer so. Er macht sich einfach viel zu viel Sorgen um jeden aus der Gruppe.

Plötzlich machen sich in mir Schuldgefühle breit. Meine Augen füllen sich mit Tränen und die ganze Last von Tagen scheint wieder hochzukommen. Das tagelange Lügen reißt mich von meinen Freunden und ich bemerke es nichtmal. Jedoch sind meine Gefühle zu Matteo einfach viel zu stark, als das ich ihn jetzt verlassen könnte. Ich fühle mich überfordert und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Verdammt. Ich bin die ganze Zeit über egoistisch gewesen. Ich habe meinen Freunden alles verschwiegen. Sie werden mich hassen.

Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Mit zitternder Stimme antworte ich meinem besten Freund. «Es tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht.» Matteo legt seine Hand auf meine Schulter und streicht vorsichtig (mit seiner anderen Hand) über meinen Rücken. Doch schnell merkt er, dass ich jetzt ein paar Minuten mit meinen Freunden alleine brauche und setzt sich auf das Bett.

Dieses schlechte Gefühl von vorhin hat mich nicht getäuscht. Ich wusste das irgendetwas passieren würde.

«Geht es dir denn gut? Bist du irgendwo, wo es sicher ist?» höre ich jetzt auch Samuel's Stimme. Er ist auch bei Dakota und Travis?

Auch wenn sie mich nicht sehen, nicke ich. «Mir geht es gut. Ich bin an einem sicheren Ort.» sage ich schniefend und stehe vom Stuhl auf. «Ihr müsst am Montag für mich Mathe schwänzen. Ich gehe auch nicht zu Englisch. Wir müssen reden.»

Entschuldigend schaue ich Matteo an, der einfach nur grinst und es für total selbstverständlich sieht. Dummer Referendar. Er sollte mich eigentlich davon abhalten!

Nach dem meine Freunde auflegen, setze ich mich seufzend neben Matteo. Er setzt sich ebenfalls im Bett auf, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückt. «Wirst du es ihnen erzählen?» fragt er mich leicht lächelnd. Ahnungslos zucke ich mit meinen Schultern.

«Sollte ich?» Er sieht mich nachdenklich an. Danach legt er ohne weitere Worte seinen Arm um mich. «Ich weiß es nicht, Em.»

«Ich habe das Gefühl das ich noch Zeit brauche, aber ich kann auch meine besten Freunde nicht weiterhin anlügen.» Seufzend kuschele ich mich an Matteo's starke Brust und schließe genießerisch meine Augen. «Es ist eine schwierige Entscheidung.»

«Du hast noch ganze zwei Tage um es dir gut zu überlegen. Wie wär's wenn wir jetzt schlafen, huh? Der Tag war sowieso lang genug. Machen wir ihn nicht noch länger.»

Schnell putzen wir unsere Zähne, ziehen uns um und liegen auch schon in weniger als zehn Minuten im warmen Bett. Eng einander gekuschelt. Friedlich..

-

Leise schließe ich die Haustüre hinter mir, damit ich meine Mum nicht verärgere. Denn sie hasst es, wenn ich die Türen einfach zuknalle.

Zu meiner Überraschung sitzen Mum sowie Dad im Wohnzimmer und schauen sich die Tagesschau an. Lächelnd setze ich mich auf den Sessel, der neben dem Fenster steht. «Hi.» murmele ich unsicher.

Dad schnaubt wütend auf und verschwindet in der Küche. Verwirrt schaue ich ihm nach. «Was hat er?» frage ich Mum, bevor ich aufstehe. Gerade will ich ihm nachgehen, aber ihre Worte halten mich auf. «Wir wissen das du nicht bei Dakota warst.»

«Was?»

«Dein Dad hat gestern Abend Dakota, Travis und Samuel gesehen.. ohne dich.» Mum steht auf und lässt enttäuscht den Kopf hängen. «Ich will dich fragen wo du warst, Emery. Aber ich weiß auch, dass du mich erneut anlügen wirst. Deshalb lasse ich es sein.»

«Mum...» rufe ich ihr nach, als sie meinem Dad folgt. Sie bleibt stehen. Daraufhin kommt mein Vater aus der Küche. «Versuche dich gar nicht erst daraus zu reden, Emery! Wer weiß bei welchem Jungen du die Nacht verbracht hast.»

«Ich will mich überhaupt nicht raus reden.» Wütend schaue ich meinen Vater an. Er ist doch genauso wenig unschuldig, wie ich es bin! Ich bin wenigstens nicht diejenige die eine Affäre hat. Fuck, theoretisch ist es eine Affäre, weil es verboten ist. Aber es ist nicht dasselbe!

«Also gibst du es zu, dass du dich mit einem Jungen rumgetrieben hast! Gott weiß was ihr angestellt habt.» Wie bitte? Wirft mir gerade mein eigener Vater vor eine Schlampe zu sein?

«Im Gegensatz zu dir habe ich aber keine Affäre mit irgendeinem dahergelaufenem Weib und ruiniere auch nicht unsere Familie!»

Bis ich selber realisiere, was ich da gerade überhaupt von mich gebe, landet die Hand von meinem Dad geradewegs auf meiner Wange.

«Wage es nie wieder, hörst du, nie wieder so mit mir zu reden.» zischt er wütend und packt sich mein Handgelenk. Ich will protestieren, sagen das er mich loslassen soll. Jedoch verlässt kein einziger Ton meinen Mund. Ich fühle mich wie gelähmt. Meine Tränen fließen ohne das ich es kontrollieren kann.

Dad öffnet meine Zimmertür und schubst mich hinein. «Du hast Hausarrest! Für einen Monat.» Dann knallt er meine Tür zu und schließt diese auch noch von außen ab. Doch das alles interessiert mich nicht.

Mein Vater hat mich gerade zum ersten Mal seit siebzehn Jahren geschlagen. So habe ich ihn noch nie erlebt.

Und das alles nur, weil ich seine scheiß Affäre angesprochen habe.

Verdammt.


A/N:

OMG! OMG! VIELEN DANK FÜR 1K!
Das ist wirklich unglaublich.

Und ich hoffe euch hat das neue Kapitel gefallen.
Was glaubt ihr wie es weitergeht?

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now