Kapitel 20

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Diese zwei Wochen in Amsterdam sind leider viel zu schnell vorbei. Wir sitzen schon wieder im Flieger, der diesmal in Richtung London fliegt.

Matteo und ich haben diesmal eine Menge Fortschritte gemacht. Zwar konnten wir uns nicht sehr oft treffen, aber an manchen Abenden bin ich rüber in sein Zimmer gegangen, wo wir dann gekuschelt und geredet haben. Vor zwei Tagen noch haben wir darüber geredet, wie es in London weitergehen soll.

Ich habe ihm gesagt, dass ich das Risiko eingehen und mit ihm sein will. Vermutlich ist es das dümmste, was ich jemals machen werde, aber ich denke das ich ihm schon längst verfallen bin. Noch kann ich nicht sagen, dass ich ihn liebe.. Aber ich glaube es dauert nicht mehr lange bis ich mich in Matteo verliebe.

Es fühlt sich so an, als wäre er alles was ich brauche. Absurd, oder? Noch vor einigen Wochen habe ich ihn überhaupt nicht gemocht, aber irgendwie hat sich das alles total schnell verändert.

Die Stimme meiner besten Freundin reißt mich aus meinen Gedanken. «An was denkst du?» fragt sie mich grinsend und wackelt mit ihren Augenbrauen. Lachend stecke ich ein paar Locken hinter mein Ohr.

«Dies und das.» sage ich mit heißen Wangen. Ich kann mir schon denken, dass ich so rot wie eine Tomate bin. Glücklicherweise weiß sie nicht das ich an Matteo denke, sonst wäre ich noch viel roter als gerade (falls das möglich ist). «Wer ist es?» Neugierig blickt sie mich an.

«Ach, niemand wichtiges. Du wärst die erste, die es wissen würde. Glaub mir.» Sie anzulügen ist zwar total falsch, aber ich bin einfach noch nicht bereit es ihr zu erzählen. Vor allem nicht in einem Flugzeug.

Wie würde sie reagieren? Würde Dakota sich vor mir ekeln? Mich hassen?

So viele Fragen, aber keine Antworten. Das Leben meint es nicht gut mit mir. Aber das ist okay. Irgendwie.

Nach zwei Stunden (eine Stunde Flugzeit plus eine halbe Stunde Busfahrt sowie die Fahrt nach Hause) sitze ich endlich in meinem Zimmer. Mein Vater ist wieder einmal nicht da. Angeblich solle er auf einer Geschäftsreise sein. Mum hat mich liebevoll begrüßt und mir sogar etwas gekocht, aber ich habe nicht besonders großen Appetit. Deswegen hab ich mich auch sofort in mein Zimmer verkrochen.

Die Haustüre knallt zu und ich bin mir sicher das Mum weg ist. Ich schreibe Matteo, dass ich zuhause bin. Er schlägt vor einen Videoanruf zu starten woraufhin ich sofort zustimme. Vorsichtshalber mache ich trotzdem noch Kopfhörer rein. Vielleicht kommt Mum doch noch früher nach Hause.

Wir reden eine Weile über belangloses Zeug. Es ist echt niedlich, wie er über seine eigenen Witze lacht und total stolz schaut, wenn ich auch lache. «Du spinnst doch.» sage ich lachend, als er wieder einen Witz reißt.

Ich lege mich auf meinen Bauch und platziere mein Handy am Bettende so, dass ich es nicht mehr halten muss. Lächelnd schauen wir uns durch das Display an.

«Hast du morgen Abend schon etwas vor?» fragt mich Matteo nach dem wir uns eine Weile einfach nur dumm angestarrt haben. Ich schüttele mit meinem Kopf. Tatsächlich haben meine Freunde und ich noch nichts geplant. «Wie wär's wenn wir zu mir gehen und ich für dich koche. Ich würde dich gerne in ein Restaurant einladen, aber du weißt wir müssen vorsichtig sein.»

«Ist das ein Date?» Grinsend beiße ich mir auf die Unterlippe.

«Mehr oder weniger.» Er geht sich lachend durch die Haare. «Möglicherweise wird mein Mitbewohner auch da sein, weil er immer zuhause ist. Stört dich das?»

«Nein. Ganz und gar nicht.» sage ich sanft, weil ich das Gefühl habe das er leicht panisch wird. «Ist er ein Freund von dir oder nur ein Mitbewohner?»

«Er ist mein bester Freund. Sein Name ist Vincent. Wir kennen uns seit der Highschool.» Er lächelt, während er von seinem besten Freund erzählt. Direkt weiß ich, dass sie nicht nur Freunde sondern wie Brüder sind.

Es klopft in diesem Moment an meiner Tür. Ich setze mich auf und nehme mein Handy in die Hand, damit die Person die gerade reinkommt nicht sieht mit wem ich rede. Mum kommt lächelnd rein.

«Hallo mein Schatz. Mit wem sprichst du?» fragt sie mich neugierig und lächelt mich dabei an. «Mit Travis.» lüge ich schnell, weil mir nichts anderes eingefallen ist.

«Grüß ihn doch bitte von mir.» Sie drückt mir einen Kuss auf die Haare, wobei ich natürlich das Display verstecke.

«Mach ich, Mama.» Mit einem letzten Lächeln geht sie aus meinem Zimmer. Das ganze ist so verwirrend gerade. Erstens habe ich gar nicht gehört das sie nach Hause gekommen ist. Zweitens ist sie noch nie in mein Zimmer gekommen um mir einfach so einen Kuss zu geben.

Was zur Hölle passiert hier?

«Emery?» kommt es aus meinen Kopfhörern. Ich schaue Matteo an. «Sorry. Ich war nur kurz in Gedanken.»

«Wie wär's wenn wir uns heute schon treffen? Dann bestellen wir uns eben eine Pizza.» schlägt er lächelnd vor. «Ich weiß das du sonst viel zu viel nachdenken wirst.»

«Ja.. hört sich gut an. Ich mache mich dann mal fertig, okay?» Mit diesen Worten stehe ich auf und suche mir schonmal etwas zum anziehen raus.

«Soll ich dich irgendwo abholen oder reicht die Adresse?» Ich lege meine schwarze Jeans und ein T-Shirt von Matteo raus, welches ich mir auf Klassenfahrt von ihm ausgeliehen habe.

«Adresse reicht. Ich glaube ich nehme mir sogar ein Taxi für heute.»

«Alles klar. Bis gleich, süße.» Ich lächele ihn an, verabschiede mich schnell und lege auch schon auf, damit ich mich fertig machen kann.

Es ist echt gut, dass er mich doch noch heute eingeladen hat. Denn er hat recht. Ich hätte sonst wirklich zu viel nachgedacht.

Blick in die Zukunft (Flash-Forward):

Schon drei Tage lang läuft der Prozess und die Polizisten glauben mir meine Aussage noch immer nicht. Sie denken, dass Matteo mich zu alldem gezwungen hätte. Er sitzt seit drei Tagen in einer Zelle, redet mit seinem Anwalt und versucht aus dieser Sache so wenig Strafe zu kriegen wie nur möglich. Ich darf ihn nicht einmal sehen, obwohl es das einzige ist was ich will.

Es fühlt sich so an, als wäre alles meine Schuld. Wir waren einfach nicht vorsichtig genug.

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now