Kapitel 26

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Das Wochenende habe ich erneut alleine verbracht, weil ich Zeit zum nachdenken brauchte. Da Matteo nicht wusste, dass ich kein Hausarrest mehr habe ist es nicht aufgefallen das ich ihn ebenfalls mied. Nur Travis hatte ich geschrieben, dass ich einfach Zeit für mich brauche. Ich wollte nicht das er sich schlecht fühlt, da ich nicht antwortete.

Meine Gedanken wanderten in diesen Tagen von Matteo zu Travis und von Travis zu Matteo. Ich fühlte mich wie in einer schlechten Romanze in der das Mädchen in einem love triangle feststeckt. Dabei habe ich nichtmal solche Gefühle für meinen besten Freund!

Ich liebe Matteo. Ich glaube zumindest, dass ich es tue. Aber Travis liebe ich doch auch. Er ist alles für mich.

Es ist so, als würde mich das Universum vor eine Wahl stellen. Ich wähle Matteo und habe eine geheime Beziehung die jeden Augenblick den Bach runtergehen kann, weil es illegal ist. Oder ich wähle Travis und ich habe eine gesunde friedliche Beziehung die vermutlich sehr lange halten wird.

Das ist absolut eine ekelhafte Wahl, Universum! Ich hasse dich.

Gestern Abend habe ich geplant heute die Schule zu schwänzen, aber ich habe nicht damit gerechnet das Mum mir die Bude heiß machen wird. Sie zieht mich aus meinem Bett und funkelt mich sauer an.

«Mum!» beschwere ich mich bei ihr, aber schlüpfe sofort wieder unter meine warme Decke. Vielleicht soll ich lieber anfangen zu weinen? Dann kann ich vielleicht zuhause bleiben. «Emery! Raus aus dem Bett. Du gehst zur Schule.»

«Mum, bitte..» flehe ich sie mit glasigen Augen an. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich früher in einer Theater AG war?

«Entweder du stehst jetzt auf und machst dich fertig für die Schule oder ich rufe deinen Dad. Er hat nämlich heute frei.» Meine Augen weiten sich erfreut. Mein Dad kauft mir meine Heulerei immer ab. Beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust. «Dann ruf ihn doch.» fordere ich sie heraus, damit sie es auch auf jeden Fall tut.

«Dan! Komm sofort her und kümmere dich um deine Tochter.» ruft sie stinksauer und verschwindet aus meinem Zimmer. «Genau wie ihr Vater. Stur!» höre ich sie noch sagen und verkneife mir ein Grinsen.

Nicht mal eine Minute später steht Dad in meinem Zimmer. «Was ist los, Liebling?» fragt er mich sanft und setzt sich zu mir auf's Bett. Egal wie sauer ich auf ihn bin (wegen seiner Affäre), ich habe ihn trotzdem unheimlich lieb. Deshalb schlinge ich auch ohne zu zögern meine Arme um ihn.

Meine Absicht die Schule zu schwänzen rutscht in den Hintergrund. In diesem Moment wird mir einfach alles zu viel und ich fange an bitterlich in den Armen von meinem Vater zu weinen. Stumm, ohne etwas zu sagen, wartet er bis ich fertig bin und nimmt dabei nicht eine einzige Sekunde seine Arme von mir.

«Liebes, was ist los?» fragt er mich nach einer Weile und will mich ansehen. Jedoch verstecke ich mein Gesicht an seiner Brust. «Du kannst es mir erzählen.»

Schluchzend kuschele ich mich noch mehr an die Brust von meinem Dad. «Geht es um einen Jungen?» Vorsichtig nicke ich, aber halte danach zwei Finger hoch. «Oh.. zwei Jungs?» Erneut nicke ich.

«Ich bin verwirrt.» gebe ich schluchzend von mir und streiche mir über das Auge. «Ich muss mich für einen der beiden entscheiden, aber ich weiß das einer der beiden verletzt sein wird. Und ich will niemanden verletzen Dad!»

«Oh Gott! Emery, Liebes..» höre ich Mum sagen und nehme eine Bewegung von meinem Vater wahr. Kurz danach wird meine Zimmertür geschlossen. Vermutlich hat Dad sie weggeschickt.

Er zieht sich zurück und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken. «Eigentlich würde ich sagen, dass du auf dein Herz hören solltest. Aber dort ist es doch genauso chaotisch wie in deinem Köpfchen.» Ich muss lachen. Jedoch hält es nicht lange.

«Woher weiß ich, ob ich wirklich verliebt bin?» frage ich niedergeschlagen und schniefend.

Dad lächelt. «Liebe ist, wenn man will das die Person alles hat was sie will, egal wie sehr es dich zerstört oder nicht. Du bringst Opfer für diese bestimme Person und willst nicht das sie verletzt ist.»

«Das klingt für mich nach Freundschaft.» sage ich schniefend und lehne mich erneut gegen Dad's Brust. Er streicht mir meine Locken weg. «Liebe ist doch auch Freundschaft, Liebling.» Sanft geht er durch meine Haare, weswegen ich beruhigt meine Augen schließe.

«Du weißt das du verliebt bist, wenn du an nichts anderes mehr, als an diese Person denkst. Plötzlich dreht sich alles nur um diesen Menschen. Du willst das Lächeln sehen, den Duft einatmen, die Hand festhalten und diese Person nie wieder loslassen. Vor allem hast du die Aufregung und ein kribbeln im Bauch, welches nicht verschwinden will.»

Er macht eine kurze Pause, bevor er weiterspricht. «Du hörst niemals auf diese Person zu lieben. Auch nicht, wenn dich alle verrückt nennen und denken das du übertreibst. Egal was ist.. du gibst diesen Menschen niemals auf. Nie.»

Meine Augen werden erneut glasig, als ich an Matteo und Travis denke. Obwohl ich gerade aufgehört hatte zu weinen, fließen mir erneut Tränen über die Wangen.

Es ist erstaunlich wie sehr Travis mit einer einzigen Beichte meine ganzen Gefühle durcheinander gebracht hat.

Ich löse mich aus den Armen von meinem Vater. Ich muss jetzt dringend mit Mum reden, denn dieses Gespräch würde mit Dad eskalieren. «Ich brauche jetzt unbedingt Mum.» gestehe ich zögernd. Er nickt verständnisvoll und steht mit einem letzten Kuss auf meine Wange vom Bett auf.

Bevor Dad rausgeht und Mum ruft, halte ich ihn noch auf. «Danke.» Lächelnd geht er aus dem Zimmer. Daraufhin kommt sofort Mum rein. «Du hast alles mitgehört, nicht wahr?» frage ich belustigt, als sie sich zu mir setzt. Verlegen nickt meine Mum.

«Was wolltest du mit mir bereden, Schätzchen?» Verlegen schaue ich auf meine Matratze.

«Könntest du in der Schule anrufen und so tun als wärst du Samuel's Mum damit er hierhin kann? Ich muss dringend mit ihm sprechen und das kann nicht warten!» Inzwischen kann ich mich zurückhalten keine Tränen mehr zu verlieren, aber meine Augen sind noch immer glasig.

«Bist du wahnsinnig? Auf gar keinen Fall!»

-

Fünfundzwanzig Minuten später sitzt Samuel in meinem Zimmer. Natürlich konnte ich Mum überreden, denn ich bin ein Profi in so etwas.

«Ich bin dir ewig dankbar das du mich aus Sport befreit hast. Der Typ ist der größte Albtraum.» bedankt sich Sam bei mir, ehe er sich auf mein großes Bett legt. «Dein Lover hat übrigens nach dir gefragt. Du hast dich bei ihm nicht gemeldet. Wieso?»

Seufzend setze ich mich neben Samuel. «Du weißt wieso und ich weiß das Travis dir alles erzählt.» Er schaut sofort in die Luft.

«Samuel! Ich brauche deine Hilfe.» Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Schließlich sieht mich mein anderer bester Freund fragend an. «Wie soll ich mit Matteo zusammen sein, wenn ich weiß das ich Travis damit verletze?»

«In dem du mit Matteo Schluss machst.» Er setzt sich auf. «Also, schau mal, du kennst Travis dein ganzes Leben lang und diesen Möchtegern Biologen erst seit einigen Wochen. Vielleicht sogar Monaten, hab keinen Überblick mehr. Was ich damit sagen will ist, dass ich absolut auf der Seite von Travis und Emery bin und den Biologen gerne zum Mond schießen würde.»

«Du bist absolut nicht hilfreich. Ich glaube ich liebe Matteo! Aber..» Ich stoppe mit meinem eigenen Satz, weil ich nicht weiß woher das aber jetzt kommt.

«Aber was, Emery?» Samuel legt seine Hand ermutigend auf meine Schulter.

«Aber wir haben keine Zukunft.»

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now