Kapitel 9

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Hellblaue Augen.

Sie gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich sollte nicht über Mr. Coleman nachdenken, schließlich ist er mein Lehrer und es fühlt sich falsch an, aber ich kann nicht anders. Denn seit dem ich die Sporthalle verlassen habe, schleicht er sich in mein Unterbewusstsein.

Es ist moralisch wie auch gesetzlich gesehen total abstoßend. Ich meine, es ist nichts passiert, was beispielsweise gemeldet werden muss. Aber das wir meistens so miteinander herumalbern, können viele Menschen falsch interpretieren. Außerdem ist es wirklich total gegen meine Moral so gut mit einem Lehrer zu sein. Das macht mich ganz irre.

Ich will am liebsten laut schreien, weil meine Gedanken mich quälen. Aber dann erinnere ich mich, dass ich in der Schulbibliothek bin und unsere Bibliothekarin im Gegensatz zu unseren Lehrern viel strenger ist.

Wir hassen sie. Sie hasst uns. Ende der Geschichte.

«Du sitzt lieber stundenlang hier, statt nach Hause zu gehen?» höre ich die Stimme von meinem Biolehrer und hebe überrascht den Kopf. Er schaut mich lächelnd an und macht es sich dann auf dem Sessel vor mir bequem. Leicht lächelnd senke ich meinen Kopf und schaue auf die Kritzeleien, die ich auf meinem Block hinterlassen habe.

«Ja..» sage ich langsam. Meine Augen treffen auf seine. «Es ist im Moment ein wenig kompliziert bei mir Zuhause.» Mr. Coleman nickt verstehend.

«Möchtest du darüber reden?» Verneinend schüttele ich meinen Kopf. Meine Blicke richte ich erneut auf meinen Block und fange wieder an irgendwelche Sachen drauf zu kritzeln. Ein paar Minuten später schießt mir eine Frage in den Kopf.

«Was machen Sie hier? Haben Sie keinen Unterricht?»

«Tatsächlich habe ich bis zur sechsten Stunde frei.» sagt Mr. Coleman stolz, bevor er seine Augen auf meinen Block richtet. Unauffällig verdecke ich meine kleinen Zeichnungen. Ich bin nicht gerade ein großer Fan, wenn jemand beobachtet was ich schreibe oder zeichne. Ich fühle mich dabei nicht wohl.

Ich räuspere mich. «Vielleicht sollte ich wirklich nach Hause gehen.» sage ich ein wenig betrübt, da ich schon wieder an meine Eltern denken muss. Seufzend erhebe ich mich vom Sessel, stopfe meine Sachen in den Rucksack und befreie meine Haare aus dem lockeren Dutt. Ich schüttele sie kurz durch.

Mr. Coleman steht ebenfalls auf. «Du.. du musst nicht. Wenn du Lust hast, dann können wir etwas trinken gehen? Hier in der Nähe ist ein Café, ziemlich selten volles Haus.» Nervös kratzt er sich am Nacken. Ich reagiere lachend auf sein Verhalten.

«Ich denke, dass wäre nicht angemessen. Falls uns jemand sehen würde, dann würde spätestens Morgen jeder reden.»

«Du hast recht.» gibt er zu und beißt sich auf die Unterlippe. «Gott, das war echt ein dummer Vorschlag. Tut mir leid.»

«Ach, schon okay. Vielleicht an einem anderen Ort ein anderes Mal?» Überrascht zieht er seine Augenbrauen hoch. Ein wenig verlegen schaue ich auf den Boden und hänge mir meine Tasche über die Schulter.

«Ist das ein Versprechen?» Er fährt sich durch seinen leichten Bart.

«Sowas in der Art.» lache ich, bevor ich Mr. Coleman ein letztes Mal anlächele und mit rasendem Herz die Bibliothek sowie die Schule verlasse.

Oh Gott. Habe ich wirklich versprochen mich mit meinem Lehrer zu verabreden? Es muss einfach daran liegen, dass er gerade mal Anfang zwanzig ist.

Er raubt mir meinen letzten Nerv.

-

Die restlichen zwei Tage bis zum Wochenende verlaufen ziemlich entspannt. Ab und zu habe ich bemerkt, wie Mr. Coleman ein wenig zu lange zu mir geschaut hat und manchmal habe ich bemerkt, dass ich ebenfalls viel zu lange auf ihn geachtet habe. Kann man es mir übel nehmen? Er sieht für einen Lehrer ziemlich attraktiv aus.

illegal love | ✓ #wattys2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt